Schauspieler Peter Fitz mit 81 Jahren gestorben
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Schauspieler Peter Fitz mit 81 Jahren gestorben

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Fitz ist mit 81 Jahren in Berlin gestorben. (Archivbild)
Fitz ist mit 81 Jahren in Berlin gestorben. (Archivbild) © dpa

Fernsehzuschauer kennen ihn als Conte Falier, den adeligen Schwiegervater von Commissario Brunetti. Am Donnerstag ist Peter Fitz mit 81 gestorben.

Die beiden letzten großen Rollen von Peter Fitz waren Nathan, der weise Kaufmann, Vater und Parabelerzähler, und Octavio Piccolomini, der kaisertreue Gegenspieler von Wallenstein.
Beide Rollen spielte Peter Fitz am Berliner Ensemble. Dem Nathan, den Fitz in der Claus-Peymann-Inszenierung mehr als 100 Mal spielte, gab er nicht Weisheit, sondern die Gewöhnlichkeit des Zeitgenossen. Dieser Nathan war weise aus Alltagsvernunft heraus, nicht weich, sondern spröde. Auch die Ringparabel war nicht biblische Weltweisheit sondern die Einsicht eines kleinen Mannes.
Der bei Friedrich Schiller vor allem treue Octavio Piccolomini ist bei Peter Fitz ein selbstloser Staatsmann. Fitz hat ihn in der Aufführung von Peter Stein so beherrscht, fast gehemmt, mit permanent gezogener Handbremse gespielt, dass klar wurde: Dieser Mann arbeitet in höherem Auftrag, er gibt alles hin für ein geordnetes Staatswesen. Bei Fitz war der Strippenzieher kein teuflischer Staatskünstler, sondern auch hier: ein gewöhnlicher Staatsangestellter.

Fitz, in Kaiserslautern geboren, war durch und durch ein Berliner Schauspieler. Viele Stationen hat es gebraucht, Mainz, Schleswig, Rendsburg, Osnabrück, Hamburg und Frankfurt am Main, aber einmal in Berlin, blieb er dort.
Seine größte Zeit hatte er wie viele an der Schaubühne am Halleschen Ufer, deren Gründungsmitglied er 1970 war. Hier spielte er bei Peter Stein und Klaus-Michael Grüber, den Jacques in „Wie es euch gefällt“, in der Orestie, in Stücken von Bothe Strauß, bei Grüber in den „Bakchen“ und „Hamlet“.
Die vielleicht größte Rolle, glaubt man denen die dabei waren, soll 1980 an der Schaubühne der Dichter in Ernst Jandls Sprechoper „In der Fremde“ gewesen sein. Fitz spielte eine in seiner Wohnung eingeklemmte, verschrobene Persönlichkeit mit allen Wendungen und Windungen, die der Körper hergab, eine große komische Figur eines platzenden Mannes, der an sich selbst scheitert. Aber Fitz spielte auch an den anderen Berliner Theatern, am Schillertheater, später am BE. An der Freien Volksbühne gab er 1982 einen düsteren, wortkargen Mephisto in Grübers legendärem Drei-Personen-Faust.

Fitz konnte komisch sein, Fitz konnte diabolisch sein, Fitz kann ausgesprochen heftig werden, immer aber mit jener unpathetischen Gefasstheit und Gewöhnlichkeit, die typisch für ihn war. Warum soll ein Dämon nicht zivil sein? Dabei kam ihm sein erst auf den zweiten Blick auffälliges Gesicht zustatten. Um seine Augen war etwas Düsteres, vielleicht sogar Beängstigendes, das Gesicht konnte wie eine Maske scheinen. So war Fitz zu sehen als „Gott, der Herr“ im Salzburger „Jedermann“, so war er in Peter Zadeks „Rosmersholm“ als Rektor Kroll am Burgtheater: Hinter einem verstehenden Gesicht ein sehr leiser, vorsichtiger, in seiner Moral besonders mieser Erpresser.

Im Film und Fernsehen war Fitz regelmäßig zu sehen, einen großen Auftritt hatte er in Louis Malles“ überragendem Film „Auf Wiedersehen, Kinder!“ von 1987. Er war der Nazikommandant, der die Tarnung der Kinder durchschaut. Es ist einer der großen Augenblicke des Films, wie der Kommandant einen der Jungen mustert, der zum Tod verurteilt ist. Jeder weiß, dass jeder alles weiß. Und der Zuschauer sieht es.
Nun ist Peter Fitz, mit 81 Jahren, in Berlin im Kreise seiner Familie gestorben.

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