Zusammenfassung
In seinem Erinnerungsbuch „Rückblicke“ schreibt Hans-Joachim Schoeps, der Gründer und langjährige Vorsitzende der Gesellschaft für Geistesgeschichte, über den 1955 gestorbenen Schriftsteller und Psychotherapeuten Hans Blüher, daß er sich sein Leben lang rechtschaffen Mühe gegeben habe, ein Ärgernis zu sein. Schoeps bekennt, es hätte ihn das nicht abgeschreckt, das Gespräch mit diesem zu suchen. Im Gegenteil. Von Blüher sei eine eigentümliche Faszination ausgegangen, der er sich nicht habe entziehen können. „Hans Blühers geistiger Bedeutung“, heißt es in den „Rückblicken“, „habe ich mich nie verschlossen; er war einer der wenigen Menschen unserer Tage, die den Mut aufbrachten, mit eigenen Augen zu sehen ... und selbständig zu denken — auch auf ungewohnten Bahnen, die mit Gestrüpp bewachsen sind.“1
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Anmerkungen
Hans-Joachim Schoeps, Rückblicke. Die letzten dreißig Jahre (1925–1955) und danach, Berlin 21963, S. 81
Hans Blüher/Hans-Joachim Schoeps, Streit um Israel. Ein jüdisch-christliches Religionsgespräch, Hamburg 1933
Walter Benjamin/Gershom Scholem Briefwechsel, hrsg. von Gershom Scholem, Frankfurt a.M. 1980, S. 46
Zu diesem Disput vgl. Gary Lease, Wer war hier Christ, wer Jude? Das Gespräch zwischen Hans-Joachim Schoeps und Hans Blüher. Ein Beitrag zum Religionsdialog im 20. Jahrhundert, in: Aus dem christlich jüdischen Religionsgespräch seit dem 18. Jahrhundert, hrsg. von Heinz Kremers und Julius H. Schoeps, Stuttgart/Bonn 1987
Vgl. hierzu die grundlegende Arbeit von Jürgen Plashues, Das Gesellungsprinzip in der Weltanschauung Hans Blithers. Versuch einer systematischen Erschließung politischer und pädagogischer Aspekte (maschinenschrift. Diplomarbeit), Duisburg 1983. Die nachfolgenden Ausführungen haben dieser von mir an der Universität/Gh Duisburg betreuten Arbeit manche Anregungen zu verdanken.
Für die vorliegende Arbeit wurde die fünfte Auflage des Blüherschen Werkes (Wandervogel. Geschichte einer Jugendbewegung, Erster Teil: Heimat und Aufgang, Zweiter Teil: Blüte und Niedergang, Prien 1920) benutzt.
Vgl. das Kapitel „Willie Jansen“ bei Hans Blüher, Werke und Tage. Geschichte eines Denkers, Berlin 1953, S. 222ff.
Hans Blüher, Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen. Ein Beitrag zur Erkenntnis der sexuellen Inversion, Berlin 31918, S. 42
Die Schrift Benedict Friedländers, Die Renaissance des Eros Uranos, Berlin 1904, hat auf Blüher einen großen Eindruck gemacht.
Hans Blüher, Die Rolle der Erotik in der männlichen Gesellschaft. Eine Theorie der menschlichen Staatsbildung nach Wesen und Wert, hrsg. von Hans-Joachim Schoeps, Stuttgart 1962, S. 35
Hans Blüher, Was ist Antifeminismus, in: Der Aufbruch. Monatsblätter aus der Jugendbewegung, Heft 2/3 1915, S. 39–44, dort S. 40: „Zunächst: Die Frauen sind ungeistig“
K. Boesch, in: Wandervogelfihrerzeitung, Heft 3, Februar 1913, S. 45
Bob von Wahlert, Bemerkungen zu Blüher: Die deutsche Wandervogelbewegung als erotisches Phänomen, in: Ebenda, S. 51
Ernst Keil, Die Geschichte einer Jugendbewegung. Sonder-Abdruck aus der Halbmonatsschrift „Deutsche soziale Rundschau“, 3. Jg., Heft 5 und 6, Wien 1913, S. 11
H. E. Schomburg, Der Wandervogel, seine Freunde und seine Gegner, Wolffenbüttel 1917, S. 62
Johann Plenge, Antiblüher. Affenbund oder Männerbund, Hartenstein 21920, S. 3
Auf diesen Angriff antwortete Hugo Starke (Unmöglichkeiten in der Jugendbewegung. Eine Kritik des Falles Plenge-Blüher, Hamburg 1921) mit einer Gegenschrift, die sich aber ausschließlich auf den Konflikt PlengeBlüher und auf die Jugendbewegung beschränkt und inhaltlich nicht auf Blüher eingeht.
Kurt Zeidler, Vom erzieherischen Eros, Lauenburg 1920
William Stern, Die „Invasions` Welle. Ein zeitgeschichtlicher Beitrag zur Jugendpsychologie, in: Zeitschrift für pädagogische Psychologie und experimentelle Pädagogik, Leipzig 1920, S. 168
Aus dem Freud-Kreis kam auch eine positive Besprechung, vgl. E. Hitschmann, in: Internationale Zeitschrift für ärztliche Psychoanalyse, hrsg. von S. Freud, Leipzig/Wien, 1. Jg., 3. Heft, 1913, S. 282–283
In diesem Brief begrüßte Freud Blühers Bereitschaft zur Mitarbeit an seinen Schriften und nahm auch den Aufsatz über „Niels Lyhne und das Problem der Bisexualität“ in der „Imago” auf. Vgl. Blüher, Werke und Tage (s. Anm. 8), S. 258
Rilke an Blüher, 24. Februar 1919, in: Blüher, Werke und Tage (s. Anm. 8), S. 348
Rilke an Lou Andreas-Slomé, 21. Februar 1919, in: Ebenda, S. 350
Hans-Joachim Schoeps zitiert diesen Kommentar im Vorwort in der von ihm herausgegebenen Neuauflage der „Rolle der Erotik“ (s. Anm. 15), S. 6
Hierzu vgl. Kap. 2 „Männlichkeit und Homosexualität“ und Kap. 3 „Die Wiederentdeckung des Körpers” bei George L. Mosse, Nationalismus und Sexualität. Bürgerliche Moral und sexuelle Normen, München/Wien 1985
Vgl. Hermann Glaser, Ein deutscher Denker. Hans Blüher oder: Von der Perversion des deutschen Geistes, in: Tribüne Heft 4/1962
Hans Scherer, Nachruf auf Hans Blüher, in: Der Vorwärts, 18. Februar 1955
Hans-Joachim Schoeps, Rückblicke (s. Anm. 1), S. 83
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Schoeps, J.H. (1987). Sexualität, Erotik und Männerbund Hans Blüher und die deutsche Jugendbewegung. In: Knoll, J.H., Schoeps, J.H. (eds) Typisch deutsch: Die Jugendbewegung. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-95589-0_7
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