Ex-Mitarbeiter von Bushido: „Er hat eine ekelhafte Aura“

Ex-Mitarbeiter von Bushido: „Er hat eine ekelhafte Aura“

Am 76. Prozesstag gegen die vier Abou-Chaker-Brüder sprach ein Weggefährte aus Bushidos Aquaristik-Shop. Dieser gab Einblicke in das Leben des Gangster-Rappers.

Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido, bei einer früheren Verhandlung im Landgericht.
Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido, bei einer früheren Verhandlung im Landgericht.Paul Zinken/dpa-Zentralbild/Pool

Die Stimmung am sonnigen Mittwochmorgen im Saal 500 des Amtsgerichts Tiergartens ist locker und gelöst. Obwohl der Angeklagte Arafat Abou-Chaker wenige Minuten zu spät kommt, mit einem Kaffee in der Hand, grüßen ihn die Justizvollzugsbeamten freundlich. Seine drei Brüder Yasser, Nasser und Rommel sitzen da schon längst auf ihren Plätzen, ihre Anwälte ebenso. Schnell wird klar: Alle hier im Saal kennen einander sehr gut. Es ist der 76. Prozesstag in diesem Fall.

Seit August 2020 geht es schon darum, was am 18. Januar 2018 passiert ist. Laut Bushidos Aussage soll der mutmaßliche Bandenchef Arafat Abou-Chaker mit seinen Brüdern an jenem Abend den Rapper beleidigt, genötigt, eingesperrt, verletzt und erpresst haben. Nebenkläger ist der Rapper selbst. Bushido lebt mit seiner Familie seit Jahren unter Polizeischutz, laut seiner Aussage nur, weil er einen Management-Vertrag mit Arafat auflösen wollte.

Am Mittwoch sitzt Stephan B. im Zeugenstand. Der 32-Jährige ist sportlich gekleidet, trägt ein schwarzes Shirt, bunte Sneaker. Er ist ein ehemaliger Angestellter eines Aquaristik-Shop namens „Into the Blue“ in Berlin-Steglitz, der Bushido gehört hat. Stephan B. bezeichnet sich als „leidenschaftlichen Angler“, er kenne Bushido, mit bürgerlichem Namen Anis Ferchichi, seit Januar 2017. Er habe sich um die Pflege der Aquarien im Laden gekümmert, die Salz- und Meeresfische gefüttert. Diese waren „sehr exotisch und sehr hochpreisig“, sagt B. Es ist bekannt, dass Bushido großer Angel- und Fisch-Fan ist. Er versuchte über mehrere Jahre, sein Hobby zu einem Geschäft auszubauen. Im Gericht war er am Mittwoch nicht.

„Arafat bricht dir alle Knochen“

B. berichtet, sein Verhältnis zu Bushido sei zunächst „gut und freundschaftlich“ gewesen. Man war sogar gemeinsam auf einer Geschäftsreise in Costa Rica, dort angeln und beim Wildwasserrafting. Die Reise ging auf Bushidos Kosten. Jedoch änderte sich das Verhältnis im Frühjahr 2017. „Bushido war immer schlecht gelaunt, sprach nur über Probleme mit Arafat“, so der Zeuge. Insgesamt soll der Gangster-Rapper eine „ekelhafte Aura“ ausgestrahlt haben.

Zum Geburtstag des Zeugen im April 2017 kam es zum Bruch: Bushido kündigte ihm an seinen freien Tag und warf ihm vor, 5000 Euro aus dem Aquaristik-Shop entwendet zu haben. Stephan B. bestreitet das vehement. Daraufhin soll Bushido gedroht haben: „Arafat bricht dir alle Knochen.“ B. sagt, er habe danach Angstzustände und „schizophrene Züge“ gehabt. Im Gerichtssaal wirkt Stephan B. ruhig. Auf Nachfragen der Oberstaatsanwältin antwortet er schnell, verhaspelt sich nicht.

Kurz vor dem Ende des Verhandlungstages wird der Haftbefehl gegen Yasser Abou-Chaker aufgehoben. Laut Kammergericht ist der Tatvorwurf der räuberischen Erpressung gegen ihn nicht nachweisbar. Darüber hinaus herrsche auch keine Fluchtgefahr, da der 40-Jährige bisher zu jedem Prozesstermin erschienen sei. Am Montag, 15. August, will Bushido wieder selbst in den Zeugenstand treten.