David Nalbandian über die Zeit als Tennisprofi: "Es ist ein permanenter Wahnsinn" · tennisnet.com

David Nalbandian über die Zeit als Tennisprofi: "Es ist ein permanenter Wahnsinn"

David Nalbandian blickt im Interview mit der argentinischen Tageszeitung Pagina 12 auf seine Zeit als aktiver Spieler zurück und vergleicht das Tennis heute mit dem, das zu seiner aktiven Zeit gespielt wurde. 

von Michael Rothschädl
zuletzt bearbeitet: 12.03.2020, 10:33 Uhr

David Nalbandian blickt zurück auf seine Zeit als aktiver Spieler und vergleicht die Tour heute heute mit der Zeit, als er noch aktiv war.
David Nalbandian blickt zurück auf seine Zeit als aktiver Spieler und vergleicht die Tour heute heute mit der Zeit, als er noch aktiv war.

Elf Titel konnte David Nalbandian in seinen 13 Jahren als Tennisprofi erringen. Eigentlich war der Argentinier ganze 15 Jahre auf der ATP-Tour unterwegs, es war nämlich bereits 1998, als der damals 16-Jährige erstmals im Hauptfeld eines Challengers auftauchte. Der Sprung ganz an die Spitze sollte Nalbandian aber stets verwehrt bleiben, Rang drei der Welt im Jahre 2006 sein bestes Ranking darstellen. Seit 2013 hat der Argentinier nun der ATP-Tour den Rücken gekehrt, um sich der Familie und anderen Sportarten zu widmen. So zum Beispiel dem Paddel-Tennis, was der Argentinier seit rund drei Jahren spielt. "Es ist ein technisch ganz anderer Sport als Tennis; ich habe es mir leicht gemacht, weil ich nicht zu viel laufen muss", erklärte Nalbandian im Interview mit dem argentinischen Medium Pagina 12. 

Seine Entscheidung, dem Leben als Tennisprofi "Adieu" zu sagen, bereut der heute 38-Jährige keinesfalls: "Der Strudel des Tennis ist sehr groß, es ist ein permanenter Wahnsinn", so Nalbandian. Seit seinem Karriereende sei er zur Ruhe gekommen, habe alte Freundschaften wieder aufleben lassen. Die Tour sättige die Spieler sehr, in seiner aktiven Zeit habe der Argentinier immer versucht, etwas Distanz zum Tenniszirkus zu bekommen, um dann wieder sein bestes Level performen zu können. Europäer hätten laut Nalbandian einen großen Vorteil, denn für sie sei die Anreise zu den meisten Turnieren deutlich kürzer als für Südamerikaner. "Deshalb wird, nachdem man acht, zehn, zwölf, fünfzehn Jahre auf der Tour verbracht hat, alles viel schwerer", erklärt der 38-Jährige. 

Nalbandian: "Mehr Kraft, weniger Taktik"

Auf die Frage, wie sich denn das Tennis geändert hätte, seit er seine Karriere beendet hat, meint Nalbandian: "Was ich sehe, ist, dass die Jüngsten ein Tennis mit viel mehr Kraft, aber mit viel weniger Taktik und viel weniger Kopf spielen. Das unterscheidet sie von den Größten." Die Größten sind für Nalbandian ganz klar Rafael Nadal, Roger Federer und Novak Djokovic. Spieler, die er als einzigartig ansieht: "Für die Anzahl der Jahre müssen sie die einzigen drei in der Geschichte sein, die schon so lange spielen. So viel Zeit und auf diesem Niveau. Es ist erstaunlich, denn ich war da drin und weiß, welches Opfer es erfordert. Es ist fantastisch", so der Argentinier. Was laut ihm natürlich auch zu ihrem Erfolg beitrage, ist, dass die "Big Three" weitestgehend von Verletzungen verschont geblieben sind. 

Für David Nalbandian hingegen war es eine Verletzung, die das Ende seiner aktiven Karriere besiegelte, wie er Pagina 12 mitteilte: "Eigentlich bin ich zurückgetreten, weil die Schulter es mir nicht erlaubte, weiter zu spielen." Eine Rückkehr als Coach könnte er sich heute nicht wirklich vorstellen, würde dies doch das selbe Leben wie das eines Spielers nach sich ziehen: "Man kann keine ernsthafte Arbeit leisten, wenn man nur acht Wochen im Jahr Trainer ist. Da gibt es für mich einen Zwiespalt: Ich glaube, ich könnte jemandem helfen, aber wenn ich es gut machen will, muss ich viel Zeit aufwenden. Und heute geht es mir gut, ich genieße meine Familie."

von Michael Rothschädl

Donnerstag
12.03.2020, 14:55 Uhr
zuletzt bearbeitet: 12.03.2020, 10:33 Uhr