Freie Turnerschaft Wachenbuchen feiert 100-jähriges Bestehen
Die Freie Turnerschaft 1924 Wachenbuchen feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. Ob Karnevals- oder Ski-Abteilung, Yoga oder Turnen: Der Verein bietet auch 100 Jahre nach seiner Gründung ein vielfältiges Angebot. Sorgen macht allerdings das Raumangebot.
Maintal – Die Abteilung Karneval hat mit der Kampagne 2023/2024 schon vorgelegt – bis in den späten Herbst hinein werden die beiden anderen Abteilungen und der Hauptverein noch mit verschiedenen Veranstaltungen nachziehen: 2024 gibt es nämlich 100 Jahre Freie Turnerschaft 1924 Wachenbuchen zu feiern – einen Verein, der zwar anfangs von Männern dominiert, aber inzwischen mehrheitlich von Frauen geführt wird und im Jubiläumsjahr die 600-Mitglieder-Marke überspringen könnte.
Im kleinsten der vier Maintaler Stadtteil gab es schon 1872 einen Vorläuferverein, den Turnverein Wachenbuchen. Ab 1908 wurden der Turnsport und der Chorgesang im Turn- und Gesangverein „Vorwärts“ gepflegt, 1922 kam ein Spielmannszug hinzu. Auf der Mitgliederversammlung des Vereins zwei Jahre später wurde jedoch die Trennung der Turner und Sänger beschlossen, und am 25. Juli 1924 die Freie Turnerschaft Wachenbuchen (FTW) gegründet, die allerdings schon neun Jahre später von den Nazis verboten und erst 1949 unter dem alten Namen wieder gegründet wurde.
Ehemalige Synagoge war Trainigsstätte
Von Anfang an gab es Raumprobleme: Zunächst war die ehemalige Synagoge Trainingsort. 1953 wurde ein Turnerhäuschen auf dem heutigen Bürgerhausparkplatz eingeweiht, in dem sich heute noch die Geschäftsstelle befindet. Die erste gemeinsame Vatertagsfeier der FTW und des Gesangvereins „Vorwärts“ fand 1956 auf dem Sportplatz der Turn- und Spielvereinigung Kewa Wachenbuchen statt. 1962 wurde der Spielmannszug anlässlich seines 40. Geburtstags reaktiviert. Zwei Jahre später wurde die Mehrzweckhalle Wachenbuchen, das heutige Bürgerhaus, eingeweiht.
Bereits 1964 wurde nach einem launigen Familienabend der FTW mit karnevalistischen Einlagen die Idee einer Karnevalsabteilung geboren und ein Jahr später umgesetzt. Weitere vier Jahre später etablierte sich eine Abteilung für Badminton, die sich allerdings zehn Jahre später in einen eigenen Verein abspaltete, weil die Vereinsführung die ambitionierten sportlichen Ziele nicht unterstützt habe.
1986 wird Skiabteilung gegründet
Als jüngstes Kind der Vereinsfamilie kam 1986 die Skiabteilung hinzu, hervorgegangen aus dem gut angenommenen Skigymnastik-Angebot des Main-Kinzig-Kreises, das nicht fortgeführt werden sollte. Im Laufe der 100-jährigen Vereinsgeschichte gab es einige Höhepunkte und herausragende Ereignisse, die Vanessa Conrad, Verantwortliche für Pressearbeit im geschäftsführenden Vorstand, in modernes Deutsch „übersetzt“ und bis zum heutigen Tag ergänzt hat: Regelmäßig hat der Verein seine runden Jubiläen mit mehrtägigen Festen gefeiert. Das Kinderturnfest wurde 1985 etabliert, im selben Jahr gab die FTW ein Vereinsheftchen heraus. 1998 war der Verein mit mehreren Veranstaltungen beim Jubiläum „1200 Jahre Buchen“ präsent, hat das Kinder-Gauturnfest ausgerichtet und den Festzug mit mehreren Gruppen bereichert.
2009 war die FTW Quartiergeber für das Deutsche Turnfest in Frankfurt, 2013 nahm der Verein am ersten Weihnachtsmarkt im Ort teil und zwei Jahre später organisierte er während der Kerb eine Dorfolympiade. Bis dahin immer als Letzter durchs Ziel gegangen, gewann die FTW 2019 überraschend die Stadtmeisterschaft im Geräteturnen.
Karnevalisten fester Bestandteil
Die Karnevalsabteilung kann auf erfolgreiche Jahrzehnte verweisen, wobei die Karnevalisten im Jubiläumsjahr auf viele Showtanz-, Garde- und Sketch-Gruppen, Büttenredner und Helfer setzen konnten, die im Stadtteil und darüber hinaus sehr beliebt sind. Entsprechend schnell waren die Sitzungen ausverkauft. Mehrere Mitglieder der Karnevalsabteilung haben Auszeichnungen und Ehren für ihre Arbeit im Verein und in überregionalen Organisationen erhalten. Die Aktiven konnten schon viele Preise bei Wettbewerben einheimsen.
Die Skiabteilung wird seit mittlerweile 38 Jahren von Initiatorin Karin Witting geleitet. Dort lag der Schwerpunkt zunächst auf der Skigymnastik, bevor 1989 erstmals eine Vereinsmeisterschaft am Kitzsteinhorn ausgetragen wurde. Seit 2000 gibt es im Sommer den Walking-Treff. Die Titelkämpfe mussten mangels Interesse aber inzwischen eingestellt werden. Der Skiabteilung mache zu schaffen, dass es extrem schwierig sei, junge Menschen für den Skisport zu begeistern, erklärte Karin Witting.
Außergewöhnlich hoher Frauenanteil
Außergewöhnlich an der Freien Turnerschaft Wachenbuchen ist zum einen der hohe Frauenanteil bei den Mitgliedern allgemein und in den Führungsrollen wie dem geschäftsführenden Vorstand (ein Mann) und den Abteilungsleitungen (ein Mann) im Besonderen. Zum anderen fällt aber auch die Altersstruktur aus dem Rahmen: „Wir haben sehr viele junge Mitglieder, vor allem bei den Turnern und beim Karneval“, stellten Timo und Corinna Stein für ihre Bereiche fest. Erfreulich sei, dass beide Geschlechter im Alter wieder aktiv zum Verein zurückfänden. Die Skiabteilung sei inzwischen eher eine Veranstaltung für die ältere Generation, fügte Karin Witting hinzu. Bei den Übungsleiterinnen und -leiterin seien die Freien Turner bestens aufgestellt. Man lege nämlich neben der fachlichen Aus- und Weiterbildung auch viel Wert auf das Miteinander und den Austausch über Abteilungsgrenzen hinweg.
Raumproblem bleibt
Wo viel Licht ist, gibt es auch Schatten, da bildet die FTW keine Ausnahme. Besonders schwierig sei es, geeignete Räume für die vielen Angebote des Vereins zu finden. „Da sind wir am Limit“, beklagt der geschäftsführende Vorstand unisono. Deshalb führe man gerade Gespräche mit der Kirchengemeinde, um Räume im Gemeindehaus für das umfangreiche Kurs- und Trainingsangebot nutzen zu können. Denn das Einzugsgebiet der Mitglieder und der Teilnehmer an Kursen und Gruppen beschränke sich nicht nur auf Wachenbuchen, sondern erstrecke sich auch auf umliegende Gemeinden.
„Und da wir nur das Bürgerhaus als zentralen Übungsraum haben, der auch von anderen Vereinen genutzt wird, suchen wir händeringend nach zusätzlichen geeigneten Flächen, zum Beispiel für Yogakurse“, erklärte Corinna Stein. Zudem verliere der Verein früher oder später, je nachdem wann der Abriss des ehemaligen Bankgebäudes und des daneben stehenden Hauses umgesetzt wird, die Räume der Geschäftsstelle und den Standplatz von zwei Lagercontainern für Material der Turner und Karnevalisten. „Bei Letzterem steht aber die Stadt Maintal mit einem langfristigen Erbpachtvertrag in der Pflicht“, betonte Timo Stein, der sich in dieser Sache Hilfe aus dem Rathaus und von der Politik erhofft.
Diese Sorgen werden aber bei den anstehenden Jubiläumsfeierlichkeiten bis zum Jahresende hintenan gestellt. Denn das 100-jährige Bestehen des Vereins soll mit allen Mitgliedern gebührend gefeiert werden. Neben dem Vatertagsfrühschoppen zusammen mit dem Gesangverein „Vorwärts“, der bis zur Trennung zum Turnverein Wachenbuchen gehörte, stehen die Teilnahme am Straßenfest am 6. und 7. Juli, das Kindersommerfest am 13. Juli, eine akademische Feier am 7. September, der Frühschoppen am 8. September und der „Rot-weiß-Ball“ am 16. November auf dem Festprogramm der Freien Turnerschaft Wachenbuchen.
Vatertagsfrühschoppen am 9. Mai
Die erste Veranstaltung im Jubiläumssommer ist der Vatertagsfrühschoppen am Donnerstag, 9. Mai, im Hof des evangelischen Gemeindehauses in Kooperation mit dem Gesangverein „Vorwärts“. Der Frühschoppen beginnt mit einem Gottesdienst um 10 Uhr und wird um 11 Uhr im Gemeindehaus mit Speisen und Getränken fortgesetzt. Musikalisch begleitet wird die Veranstaltung vom Blasorchester Wachenbuchen. Ab 11 Uhr gibt es eine Bastelecke für kleine Besucher und am frühen Nachmittag Kaffee und Kuchen.
Von Thomas Seifert
