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Volksschauspielerin

Ohnsorg trauert um Hilde Sicks

Veröffentlicht am 01.08.2007Lesedauer: 2 Minuten
Hilde Sicks spielte am Ohnsorg-Theater viele Rollen
Hilde Sicks spielte am Ohnsorg-Theater viele RollenQuelle: DPA/A3239 Stefan Hesse

Eine Ikone des norddeutschen Volkstheaters ist tot. "Kodderschnauze" Hilde Sicks starb im Alter von 86 Jahren. Über 60 davon hat sie auf der Bühne verbracht und wurde durch Fernsehübertragungen bundesweit bekannt.

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Als Wirtin in der „Haifischbar“ und als Oma Anni in der Serie „Die Ohnsorgs“ haben Millionen Fernsehzuschauer in Deutschland Hilde Sicks kennengelernt. Die Schauspielerin, die am Dienstag nach langer Krankheit im Alter von 86 Jahren in Hamburg starb, gehörte zu den Publikumslieblingen des Ohnsorg-Theaters. In mehr als 250 Rollen – als forsches Mädel, dominante Ehefrau oder unverwüstliche Alte – war die resolute Schauspielerin an der plattdeutschen Bühne zu sehen und trug viel zur Popularität des Ohnsorg-Theaters bei. In dem Stück „De Queen vun Quekenbüttel“ feierte Hilde Sicks im Februar 2006 ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum.

„Hilde Sicks hatte ihr Leben ganz eng mit dem Ohnsorg Theater verknüpft. Ihr Tod ist ein ganz großer Verlust, sie war eine der profiliertesten Volksschauspielerinnen überhaupt“, sagte Christian Seeler, Intendant des Ohnsorg-Theaters, gestern der Welt. Hilde Sicks habe das Haus jahrzehntelang mit ihrem unnachahmlichen Humor und ihrer Schauspielkunst mitgeprägt. „Hilde Sicks besaß auch diesen norddeutschen Humor. Wenn sie mit einem Hüftschwung auf die Bühne kam, ging im Theater die Post ab“, erinnert sich der Intendant. Mit ihrer Kodderschnauze habe sie immer gesagt, was sie dachte.

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Neben einer kaufmännische Lehre nahm sie heimlich Schauspielunterricht

„Herausforderungen halten jung“, lautete das Motto der gebürtigen Hanseatin, die bis vor kurzem noch auf der Bühne stand und damit das dienstälteste Ensemblemitglied am Ohnsorg war. „Aus Liebe zur Sache, aus Freude am Plattdeutschen“ sei sie dem Haus stets treu geblieben. In ihrem Hamburger Elternhaus wurde Platt gesprochen und die Familie besuchte gern Richard Ohnsorgs „Niederdeutsche Bühne“. Trotzdem musste Hilde Sicks ihren Beruf gegen den Willen der Eltern durchsetzen: Erst machte sie eine kaufmännische Lehre, danach nahm sie heimlich Schauspielunterricht beim legendären Eduard Marks.

Als Hilde Sicks am 6. Oktober 1945 mit 23 Jahren in „De politisch Kannengeter“ das erste Mal auf der Bühne des Ohnsorgs stand, hatte sie ganze sechs Sätze zu sprechen. Doch schon bald gehörte sie neben Heidi Kabel, Walter Scherau und Henry Vahl zu den Ohnsorg-Stars.

Die Fernsehübertragungen machten Hilde Sicks deutschlandweit bekannt. Meist spielte die ledige Frau Menschen mit Herz und Schnauze, doch lagen ihr auch ganz andere Rollen, etwa die der Maude in der „Harold and Maude“-Adaption von 1995/96. Zum 80. Geburtstag ehrte der Hamburger Senat die Künstlerin mit der Biermann-Ratjen-Medaille für ihre künstlerischen Verdienste um die Stadt Hamburg.


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