Robert Luketic

Es gibt platinblond, honigblond, goldblond…

Regisseur Robert Luketic über seinen Film "Natürlich Blond", seine Vorbilder, und über seine Zukunft

Robert Luketic

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Mr. Luketic, viele Regisseure beteiligen sich sowohl am Casting der Schauspieler als auch am Schreiben des Drehbuchs, einige drehen ganze Kamerafahrten selbst. Welche Aufgaben hatten Sie in ihrem ersten Film "Natürlich Blond"?
Luketic: Ich war bei Natürlich Blond von Anfang an dabei, der Produzent schickte mir das Drehbuch und bereits auf Seite 10 wusste ich, dass ich unbedingt Reese Witherspoon in der Rolle der Elle Woods haben wollte. Ich habe sie dann auch für diese Rolle gecastet. Insgesamt hatte ich sehr viel Kontrolle, hindurch allen Abteilungen. Angefangen mit den Kameraeinstellungen, über die Wahl der Garderobe, bis hin zum Hairstyling. Ich hatte in jeder Abteilung meine Finger mit im Spiel.

Und welche dieser Aufgaben haben Sie, ihrer Meinung nach, am Besten gemeistert?
Luketic: Ich glaube die Rollenbesetzung die ich zusammengestellt habe, Reese Witherspoon, Selma Blair, Luke Wilson etc. Mit dem Casting habe ich, glaube ich, einen guten Job gemacht.

Hätten Sie sich auch eine andere Schauspielerin in der Rolle der Elle Woods, anstelle von Reese Witherspoon, vorstellen können?
Luketic: Nein, ohne sie hätte ich den Film wahrscheinlich nicht gemacht.

Was macht sie so besonders?
Luketic: Als ich vor drei Jahren das erste Mal nach Los Angeles kam, lief ihr Film Election gerade in den Kinos an, ich kann mich erinnern, wie ich in dem Kino saß und sie zum ersten Mal sah und ich dachte bei mir – mit ihr werde ich einmal zusammenarbeiten. Und das habe ich jetzt wahr gemacht.

Die Haare von Reese Witherspoon stehen sehr häufig im Mittelpunkt des Films, trägt sie eine Art Perücke oder sind das tatsächlich ihre echten Haare?
Luketic: Ja, das ist ihr eigenes Haar, es ist echt. Wir haben viel Zeit in der Vorproduktion damit verbracht zu diskutieren was die Farbe blond eigentlich ist und wir probierten alle möglichen Töne aus, einmal färbte sich ihr Haar grün, das war ein Desaster. Jeder hat eine andere Meinung darüber, was blond eigentlich ist, es gibt platinblond, honigblond, goldblond…

Haben Sie irgendwelche Lieblingsstellen – oder Dialoge in dem Film, die Sie besonders mögen?
Luketic: Eine meiner Lieblingsszenen im Film ist, wenn Elle Woods das erste Mal in Harvard ist und alle sitzen zusammen im Gras, in einem Kreis, um sich selbst vorzustellen. Alle sind sehr ernsthaft, bis Elle dann an der Reihe ist und sie über ihren Hund erzählt und dass sie Vegetarierin ist; Die Leute sitzen um sie herum, starren sie an und überlegen – woher kommst du bloß?

Ist es eigentlich schwieriger, aufgrund der Tatsache, dass "Natürlich Blond" ihr erster grosser Film ist in dem Sie Regie führen, den nötigen Respekt der Schauspieler zu erlangen? Oder weiss jeder wie er sich zu benehmen und auf wen er zu hören hat?
Luketic: Es ist absolut wichtig, dass man den nötigen Respekt entgegengebracht bekommt, ohne dem, glaube ich, kann man keinen Film machen. Es ist einfach nicht möglich, ich war sehr glücklich, einige steckten bereits inmitten ihrer Karriere, aber sie vertrauten mir genug. Vertrauen ist alles, wenn man einen Film macht, denn das ist Teamarbeit und jeder muss jedem vertrauen.

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Vertrauen ist alles, wenn man einen Film macht, denn das ist Teamarbeit und jeder muss jedem vertrauen.

Robert Luketic

Wie wurden Sie eigentlich der Regisseur des Films Natürlich Blond? Mussten Sie sich dafür bewerben oder wurden Sie eines Tages angerufen und gefragt, ob Sie nicht Lust hätten bei dem Film Regie zu führen?
Luketic: Ich habe in der Filmschule einen Kurzfilm gemacht, der in Hollywood und auf einigen Filmfestivals, ziemlich populär geworden ist. Der Produzent Marc Platt hat diesen Film gesehen und daraufhin schickte er mir das Drehbuch und fragte mich, ob ich dieses Projekt realisieren möchte und ich sagte – Ja.

Die beiden Autorinnen des Drehbuchs, Karren McCullah Lutz und Kirsten Smith haben sehr ähnliche Erfahrungen an der Universität gemacht, wie Elle Woods . Können Sie sich ernsthaft vorstellen eine Person zu verlassen, nur aufgrund der Tatsache, dass ihnen deren Haarfarbe nicht seriös genug erscheint?
Luketic: Ich glaube fest daran, dass es einige Menschen gibt auf der Welt, die eine ganz bestimmte Vorstellung davon haben, wie ihre Position in der Welt auszusehen hat, auch darüber, was akzeptiert wird und was nicht. Natürlich Blond basiert ja eigentlich auf ein Buch und das ist über eine sehr attraktive blonde Frau, die auf die Harvard Law School geht und dort ganz furchtbare Erfahrungen macht. Aber wenn man dieses Mädchen trifft, muß man feststellen, dass sie wahnsinnig intelligent ist. Der Film zeigt einfach, wie schnell die Menschen dabei sind andere zu verurteilen, nur aufgrund ihres Aussehens.

Haben Sie jemals aussergewöhnliche Erlebnisse mit einer Blondine gemacht?
Luketic: (lacht) Einige. Aber eigentlich bevorzuge ich rothaarige…

Wie war die Zusammenarbeit mit den Schauspielern? Durften sie ihre eigene Interpretation mit in die Rolle bringen?
Luketic: Absolut. Der Job eines Regisseurs ist es, eine Umgebung zu kreieren, in der ein Schauspieler brillant sein kann. Es gibt schliesslich einen Grund dafür, dass man diesen Schauspielern den Job gegeben hat, denn sie haben die Fähigkeit und das Talent, die Nachricht rüberzubringen, die man von ihm haben möchte. Ein cleverer Regisseur wird immer zuhören und ihnen Freiheiten gewähren am Set, denn manchmal kommen ihnen da Dinge aus dem Mund, an die kein Drehbuchautor oder Regisseur jemals denken würde, denn sie leben ihre Rolle in diesem Moment; und wenn solche Sachen aus ihrem Mund kommen, ist es genial. Als Regisseur muss man das einfach zulassen, aus solchen Situationen entstehen die besten Komödien.

Sie haben über den Film gesagt, er sollte am Ende so aussehen, als ob man sich inmitten eines Carlifonian Dream befände. Ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen?
Luketic: Ja, der ist in Erfüllung gegangen. Als ich das Drehbuch bekam, habe ich mich sehr bewußt dazu entschlossen einen sehr bunten und modischen Film zu drehen. Und das haben wir haarscharf getan. Er hat auch einen sehr klassisches Aussehen, wie ein alter Film aus den 60´s mit Rock Hudson und Doris Day. Einerseits ist Natürlich Blond etwas altmodisch aber gleichzeitig modern. Ich bin sehr glücklich, was aus dem Film geworden ist.

Haben Sie irgendwelche Regisseure als Vorbilder?
Luketic: Meine Lieblingsregisseure sind die Australischen, z. B. Buz Luhrmann. Ich bin sehr stolz auf meine australischen Regisseure. Francis Ford Coppola ist auch einer meiner Lieblinge genau wie Billy Wilder, Martin Scorseese natürlich auch, als ich auf der Filmschule war, lebten wir nach ihnen.

Ich habe gelesen, dass sie jetzt bei Miramax einen Vertrag über 3 Filme abgeschlossen haben, haben Sie schon eine Vorstellung in welche Richtung diese Filme gehen sollen?
Luketic: Hinsichtlich der 3 Filme bei Miramax sind wir noch nicht sicher, welcher Art diese sein werden. Ich habe zur Zeit noch einen anderen Film, einen sehr dunklen Film, den ich bei MGM mit demselben Produzenten wie von Natürlich Blond mache, der heisst The girl most likely to. Das ist eine sehr analytische Studie über die Wichtigkeit der Schönheit und des Images in Amerika. Es ist sehr interessant und ich bin aufgeregt diesen Film zu machen. Im Augenblick habe ich mit vielen Studios verschiedene Deals; ich werde über Weihnachten entscheiden, welcher mein nächster Film sein wird, zur Zeit tut sich bei mir einiges.

Wenn das Leben ein Comic wäre, welche Comic Figur wären Sie – und warum?
Luketic: Superman – weil er Superman ist.

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