Recoil - Selected • Plattentests.de-Rezension

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Recoil - Selected

Recoil- Selected

Mute / EMI
V�: 16.04.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Blaue Linien

Dinge, die man von Alan Wilder wei�: 1. Er war mal bei Depeche Mode. 2. Er war ma�geblich verantwortlich f�r die raffinierten Sounds der Depeche-Mode-Alben "Violator" und "Songs of faith and devotion". 3. Er hat neulich wieder bei einem Depeche-Mode-Konzert mitgespielt. Dinge, die man von Alan Wilder vorwiegend nicht wei�: 1. Nicht erst seit seinem Ausstieg bei Depeche Mode bastelt Wilder an seinem Projekt Recoil. 2. Dessen erstes Album erschien schon 1988. 3. Seitdem bewegt sich Recoil immer weiter auf die endg�ltige Verschmelzung von Blues, Gospel und Elektronik zu.

"Selected" bietet nun anhand von 14 ausgesuchten Songs ausgiebig M�glichkeit, diese Entwicklung nachzuvollziehen. Den Hang zur inszenierten Dramatik konnte Wilder bereits bei Depeche Mode ausleben. Weil er mit Recoil aber getrost auf die immerw�hrende Melancholie verzichtete, verdunkelte sich die Atmosph�re. Wo Wilder anfangs auf "Hydrology" noch mit Klavierarpeggien und �therischen Sounds malte, entstand 1992 auf "Bloodline" immer mehr Raum f�r Experimente. Der Song an sich verschwand aus dem Mittelpunkt, und dennoch unterminierte Wilder mit Nitzer Ebbs Douglas McCarthy den Alex-Harvey-Klassiker "Faith healer" mit grollendem Sequencer und sterilisierten Gitarren. Das markierte bereits den zwischenzeitlichen �bergang hin zu einer wagemutigen Elektronik, die weitaus eher mit H�rspielen und Klangkunst zu tun hatte als mit fluffigem Synthpop.

Aus elektrischer K�lte und schattigen Harmonien entstanden 1997 f�r "Unsound methods" triphoppige Schleicher wie "Drifting", die verst�rende Verf�hrung "Luscious apparatus" oder das r�tselhafte "Shunt". In die synthetischen Puzzles webte Wilder jedoch immer warme Kl�nge ein, die sich gegen die Breakbeats und Tiefenb�sse durchsetzten. Eine Idee, die er mit Massive Attack und Tricky teilte. "Liquid" setzte 1999 auf eine vergleichbare Klang�sthetik. "Want" erhob sich mit digitaler W�rme aus dem Nihilismus, "Strange hours" lie� im Halbdunkel Blues und Jazz aufeinander los, und "Jezebel" war schon ganz beim Gospel. Es war nicht Wilders Schuld, dass Moby mit "Play" die Field Recordings von den Baumwollfeldern nachhaltig verkitscht hatte.

Mit der ehrf�rchtigen Sorgfalt des wei�en Mannes scheitert Wilder eindrucksvoll an tiefschwarzer Musik, und doch verschafft sie seinen sorgsamen Inszenierungen die n�tige Tiefe. So war 2007 auf "subHuman" dann doch wieder der Song das Mittel der Wahl. "Prey" pries das heilige Mojo mit eher unheiligen Absichten, und "The killing ground" klagte zu Geisterbahn-Orgel und Downbeat. "Allelujah" schwebte mit Leidenschaft �ber rhythmische Versteckspiele, Streichermeer und Hallschlaufen. Wilder hat "Selected" bis an den Rand gef�llt und daf�r Songs aus allen Schaffensperioden remastert (sowie bei Bedarf leicht gek�rzt). Dass f�r das faszinierende "Black box" dennoch kein Platz mehr war, ist schade. Aber das viertelst�ndige H�rspiel h�tte wohl den Rahmen gesprengt.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Strange hours (Single edit)
  • Faith healer (Edit)
  • Allelujah (Edit)
  • Want (Edit)
  • Shunt (Edit)

Tracklist

  1. Strange hours (Single edit)
  2. Faith healer (Edit)
  3. Jezebel (Single version)
  4. Allelujah (Edit)
  5. Want (Edit)
  6. Red river cargo (Edit)
  7. Supreme (Edit)
  8. Prey (Single edit)
  9. Drifting (Single version)
  10. Luscious apparatus (Edit)
  11. The killing ground (Edit)
  12. Shunt (Edit)
  13. Edge to life (Edit)
  14. Last breath (Edit)

Gesamtspielzeit: 76:51 min.

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  • Recoil (16 Beiträge / Letzter am 25.03.2017 - 14:47 Uhr)

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