Die s��e Gier (2014)

Paolo Virzis neuer Film "Die s��e Gier" ("Il capitale umano") basiert auf Stephen Amidons Erfolgsroman "Der S�ndenfall" ("Human Capital"). F�r den Film wurde die Handlung von der amerikanischen Ostk�ste in den italienischen Norden verlegt und die Erz�hlung komplett umstrukturiert. Dies funktioniert derart perfekt, dass man ohne ein entsprechendes Vorwissen gar nicht auf die Idee k�me, dass diese Geschichte an einem anderen Ort, als der gezeigten Lombardei spielen k�nnte. Dies beweist, wie sehr die Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise sich �berall gleichen. In "Die s��e Gier" ist die Verbrechensaufkl�rung nur der Aufh�nger, um eine durch die Gier nach Geld und Macht innerlich zerfressene Gesellschaft zu demaskieren. Auch wenn die Rollen des Immobilienmaklers Dino und des gro�en Investment-Fond-Experten Giovanni und dessen gelangweilter Frau Carla grundverschieden sind, so gleichen sie sich doch sehr in ihrer eiskalten Egozentrik, Oberfl�chlichkeit. Ihr Leben ist reine Fassade, an deren Gl�tte die wirklich wichtigen Probleme in ihrem Umfeld gnadenlos abprallen. Einzig die junge Serena hat noch nicht den Zugang zu ihrem Inneren und zu wahren Werten verloren.

Virzi verzichtet darauf seine Protagonisten explizit zu beurteilen. Stattdessen gibt er den Protagonisten viel Raum, welche die durchgehend hervorragenden Schauspieler durch sehr facettenreiche Darstellungen auszuf�llen wissen. Der Zuschauer darf hier dankenswerter Weise selbst mitdenken und nach und nach entdecken, was f�r Abgr�nde sich unter der sch�nen Oberfl�che nach allen Richtungen hin auftun. Hierbei nimmt sich Virzi bei seiner Inszenierung viel Zeit, um das Geschehen sich entfalten zu lassen. Wie bei einer Zwiebel dringt er allm�hlich zum Kern vor, indem er er Schicht um Schicht frei legt. Auch die visuelle Gestaltung des Films ist recht dezent und zeugt zugleich von den perfekten handwerklichen Qualit�ten aller Beteiligter. Der als ein Erbe der "Commedia all'italiana" geltende Paolo Virzi vollzieht mit "Die s��e Gier" einen Schwenk hin zu einem leichten Understatement, das in Verbindung mit dem recht d�steren Tonfall durchaus etwas Britisches an sich hat.

Fazit: "Die s��e Gier" ist ein nuanciertes, komplexes und vielschichtiges Drama und ein auf leisen Sohlen daherkommendes lupenreines Meisterwerk.