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Paul Klee (1879–1940)

Der Bauhaus-Buddha

Paul Klee über seine Zeit am Bauhaus 1924:

„Wir begannen da mit einer Gemeinschaft, an die wir alles hingeben, was wir haben. Mehr können wir nicht tun.“

Paul Klee, der in Münchenbuchsee im Kanton Bern geboren wurde, kam 1921 als Meister an das Staatliche Bauhaus in Weimar. Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler der Avantgarde des beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Vielfältigkeit seiner malerischen und grafischen Ausdrucksweise sowie seine theoretischen Schriften hatten auf zahlreiche Künstlerinnen und Künstler großen Einfluss, der bis heute andauert.

    Nachdem eine Berufung an die Stuttgarter Akademie der Bildenden Künste fehlschlug, wurde Paul Klee am Staatlichen Bauhaus in Weimar mit offenen Armen empfangen. So schrieb Walter Gropius 1920 an den zu diesem Zeitpunkt bereits gefragten Künstler, der gerade eine erfolgreiche Phase mit Ausstellungen in München und Berlin hatte:

    „Lieber verehrter Herr Klee, wir haben heute mit großer Freude einmütig ein Telegramm an Sie gesandt. […] Schon seit Jahresfrist warte ich auf den Moment, diesen Ruf an Sie ergehen zu lassen. […] Die Schüler strahlen in dem Gedanken, daß Sie kommen könnten; also eigentlich alle erwarten Sie hier mit Liebe.“

      So begann Paul Klee im Januar 1921 mit seiner Lehrtätigkeit am Bauhaus. Im September folgten ihm seine Frau, die Pianistin Lily Stumpf, und der gemeinsame Sohn Felix nach Weimar. Paul Klee leitete zuerst die Buchbinderei und anschließend gemeinsam mit Wassily Kandinsky (1866–1944) die Werkstätte für Glasmalerei. Als überragende Künstlerpersönlichkeit wirkte Klee als moralische Instanz und wurde von den Studierenden verehrt.  Er galt als der „Mann mit dem leisen Schritt“ und „als schweigsamster aller Meister“. Es gibt eine Karrikatur, die ihn als Buddha schwebend über dem Bauhaus zeigt. Er befürwortete in seiner Lehre den Freiraum für künstlerische Intuition. Im Bewusstsein, dass der künstlerische Prozess letztlich nicht erfassbar ist, lehrte er niemals dogmatisch oder rezepthaft: „Im obersten Kreis steht hinter der Vieldeutigkeit ein letztes Geheimnis, und das Licht der Vernunft erlischt kläglich.“ In seinen intensiven und detaillierten Kursen verglich er den schöpferisch-künstlerischen Prozess mit Natur- und Wachstumsprozessen. Er analysierte seine eigene Arbeitsweise und Bilder und ließ seine Studenten so unmittelbar am Entstehungsprozess eines Kunstwerks teilhaben. In Weimar hatte er ein großes Atelier mit etwa zwölf Staffeleien, an denen er gleichzeitig arbeitete.

        Die Ambivalenzen der Zeit spiegelten sich auch im Bauhaus wider. Konzeptionen und Leitideen änderten sich und äußerst unterschiedliche Künstlerpersönlichkeiten standen sich gegenüber. Die Möglichkeiten zur Auseinandersetzung, die diese Situation bot, bewertete Paul Klee positiv: „Ich begrüße es, dass am Bauhaus so verschieden gerichtete Kräfte zusammen wirken. Ich bejahe auch den Kampf dieser Kräfte gegeneinander, wenn die Auswirkung sich in der Leistung äußert. Auf Hemmungen zu stoßen, ist eine gute Probe für jede Kraft, wenn die Hemmung sachlicher Art bleibt. Werturteile sind immer subjektiv begrenzt, und irgendein negatives Urteil über die Leistung des andern kann keinen für das Ganze bestimmenden Wert haben.“ Auch als das Bauhaus im Dezember 1926 nach Dessau umzog, blieb Paul Klee weiterhin dort tätig. Allerdings fiel es ihm schwer, seine persönlichen Lebens- und Arbeitsvorstellungen als produzierender Künstler mit Ausstellungstätigkeit einerseits und Lehrtätigkeit andererseits zu verbinden. Die Düsseldorfer Kunstakademie bot ihm bessere Arbeitsbedingungen, und so nahm er 1931 seine Lehrtätigkeit in Düsseldorf auf.

        Rund zwei Jahre später, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, wurde er als „entarteter Künstler“ bezeichnet und fristlos aus dem Dienst entlassen. Sein Galerist Alfred Flechtheim (1878–1937), der ihn seit 1925 vertrat, konnte den Vertrag nicht aufrechterhalten, da er selbst als Jude diffamiert wurde. Mit dessen Einwilligung schloss Paul Klee einen Generalvertrag mit Daniel-Henry Kahnweiler (1884–1979) in Paris und kehrte für immer nach Bern zurück. An seinen Sohn schrieb er kurz vor dem Umzug: „Ich bin in den letzten Wochen etwas älter geworden. Aber ich will nichts von Galle aufkommen lassen, oder nur humorvoll dosierte Galle.“

        In Bern zogen die Klees in eine Dreizimmerwohnung. Paul Klee malte, allerdings nicht mehr so viel wie in seinem letzten Jahr in Deutschland. Trotz einer großen Retrospektive seines Werks 1935 in der Kunsthalle Bern, die auch in Basel und Luzern gezeigt wurde, kam er über den Verlust seiner gewohnten Lebenssituation nicht hinweg. Hinzu kam die Diagnose einer progressiven Sklerodermie, einer Verhärtung der Haut und einer schleichenden Austrocknung der Schleimhäute – eine Krankheit, die meist zum Tod führt. Zuerst stagnierte seine Arbeit, doch in den letzten Jahren vor seinem Tod 1940 wurde er wieder produktiver. Die Bildthemen spiegeln die politische Situation in Deutschland sowie sein persönliches Schicksal wider. Paul Klee, dessen Vater Musiklehrer und dessen Mutter Sängerin war, stammte aus einem musisch gebildeten Haus. Er spielte Geige und war als Schüler eines Literargymnasiums humanistisch gebildet. Wenige Monate vor seinem Tod las er noch die Orestie von Aischylos in verschiedenen Übersetzungen.

        Paul Klee starb am 29. Juni 1940 in einer Klinik in Muralto (Tessin).


        Anregungen zum Weiterlesen:

        • Droste, Magdalena: Bauhaus, 1919–1933, Köln 2006.
        • Luckhardt, Ulrich/Zimmer, Nina (Hrsg.): Paul Klee. Tierisches, München 2020.
        • Michels, Karen: Paul Klee, der „liebe Gott“ am Bauhaus, Wiesbaden 2015.
        • Nerdinger, Winfried: Das Bauhaus. Werkstatt der Moderne, München 2018.
        • Partsch, Susanne: Paul Klee, 1879–1940, Köln 2007.
        • Wingler, Hans M. (Hrsg.): Paul Klee. Pädagogisches Skizzenbuch, Berlin 2018.

        Links:


        Filmtipp:

        Paul Klee und das Bauhaus (YouTube)

        Autorin: Jutta Fischer, Metzingen / Aufbereitung für das Netz: Internetredaktion der LpB

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