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Die deutsche Geschichte im Überblick

Chronik

9 n. Chr. Germanische Stammeskrieger unter Führung des Cherusker-Fürsten Arminius reiben am Kalkrieser Berg im Osnabrücker Land drei Legionen unter dem römischen Legaten Publius Quinctilius Varus auf. Kaiser Augustus begräbt daraufhin seine Pläne, die römische Nordost-Grenze vom Rhein an die Elbe vorzuschieben. 50 n. Chr. Der römische Kaiser Claudius erhebt die Geburtsstadt seiner Gattin zur selbständigen Stadt - als Colonia Claudia Ara Agrippinensium. Das spätere Köln zählt damals bereit mehrere zehntausend Einwohner und ist die wichtigste Siedlung in der römischen Provinz Niedergermanien.

Um 200 n. Chr. In Niedergermanien entsteht eine blühende Glasindustrie, vor allem in Köln, wie erhaltene Gefäße z. B. diese amphorenartige Graburne belegen.

293 Augusta Treverorum, die römische Stadtgründung an der Mosel, wird Residenz von Constantius Chlorus, einem der vier Kaiser der römischen Tetrarchie. Das damals prächtig ausgebaute heutige Trier bleibt bis zum Jahr 395 eine der wichtigsten Kaiserresidenzen des Römischen Reiches.

Ab 400 Die Völkerwanderung erreicht das heutige Deutschland. Germanische und andere Stämme ziehen mehrere Jahrhunderte lang durch Mitteleuropa. Teilweise übernehmen sie Errungenschaften der römischen Zivilisation, teilweise hinterlassen sie typische Spuren wie diese gotische Adlerfibel.

455 Die Franken, ein westgermanischer Stamm, erobern die bis dahin römische Stadt Köln. Die größte Siedlung am Rhein wird erst Hauptort eines selbständigen fränkischen Teilkönigreichs, geht dann aber auf im großen Frankenreich von Chlodwig.

Wahrscheinlich 499 Der Frankenkönig Chlodwig läßt sich nach katholischem Ritus taufen. Damit legt er die Grundlage für das römisch-katholische Abendland. Als Liturgiesprache wählt er das Lateinische und nimmt damit die römische Tradition auf.

723/24 Der Mönch Bonifatius läßt nahe dem heutigen Geismar eine dem heidnisch-germanischen Gott Thor geweihte Eiche fällen. Wegen seiner erfolgreichen Missionstätigkeit erhält Bonifatius den Beinamen „Apostel der Deutschen“. 800 In Rom läßt sich der Frankenkönig Karl zum Kaiser krönen. Es ist der Beginn des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Um 830 Erstes nennenswertes schriftliches Zeugnis der altniederdeutschen Sprache ist ein Epos von fast 6000 Versen im Stabreim, das vom Leben Jesu Christi berichtet: Der „Heliand“ folgt dem Bericht der Evangelien. Ein auf Pergament geschriebenes Fragment davon ist das älteste Schriftzeugnis der Dauerausstellung.

919 Heinrich der Vogler, Herzog der mächtigen Sachsen, wird zum König erhoben. Damit wird aus dem ostfränkischen Reich zum ersten Mal so etwas wie Deutschland. 1152 bis 1190 Der Staufer Friedrich Barbarossa wird König und Kaiser. Er führt das römisch-deutsche Reich auf einen Höhepunkt von Macht und Kultur.

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1356 Der Luxemburger Kaiser Karl IV. erläßt die Goldene Bulle, das wichtigste Verfassungsdokument im deutschen Mittelalter. um 1513 In der Werkstatt Albrecht Dürers entsteht diese idealisierte Darstellung Karls des Großen mit der Reichskrone.

Um 1500 Das Haus Habsburg dominiert die Geschicke Europas. Kaiser Maximilian, der „letzte Ritter“, herrscht über ein machtvolles, aber stark reformbedürftiges Reich.

Ab 1517 Unbeabsichtigt löst der Augustinermönch Martin Luther die Spaltung der Kirche aus - eigentlich wollte er lediglich Auswüchse wie den Ablaßhandel bekämpfen. Das neue Medium gedruckter Flugblätter und Bücher ermöglichen die Reformation. Luther selbst überträgt die Heilige Schrift ins Deutsche und prägt damit das Neuhochdeutsche - hier eine Luxusausgabe der ersten vollständigen Bibelübersetzung.

1618 bis 1648 Konfessionelle Spannungen und Machtpolitik führen zum fürchterlichsten Krieg der bisherigen Geschichte. 30 Jahre lang ist Deutschland ein einziges Schlachtfeld, geschehen unvorstellbare Grausamkeiten wie auf dieser Grafik von Jacques Callot dargestellt.

1685 Der französische König Ludwig XIV. erhebt im Namen seiner Schwägerin Lieselotte von der Pfalz Ansprüche auf die vakante Kurpfalz am Rhein. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wird eine der reichsten Regionen Mitteleuropas schwer verwüstet, darunter Heidelberg.

1650 bis 1730 Trotz der Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges und des Pfälzischen und Spanischen Erbfolgekrieges beginnt ein enormer kultureller und ökonomischer Aufstieg Deutschlands. Die verkrusteten politischen Strukturen werden jedoch nicht überwunden.

1740 bis 1786 Unter König Friedrich II. erlebt der bisherige Mittelstaat Preußen einen ungeahnten Aufstieg. Als aufgeklärter Absolutist herrscht Friedrich rational, aber selbstherrlich.

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1844 bis 1848 Die Verarmung zahlreicher Handwerker durch die neuen Maschinen und mehrere schlechte Ernten mit anschließenden Hungersnöten erhöhen den innenpolitischen Druck. Als erhoffte liberale Reformen zum Beispiel in Preußen ausbleiben, kommt es im März 1848 zu Aufständen mit vielen Toten.

1848/49 Doch erneut scheitert die Hoffnung auf einen konstitutionellen Nationalstaat. Die Fürsten setzen sich gegen die bürgerliche Revolution durch, die zwar eine Nationalversammlung und einen Verfassungsentwurf hervorbringt, aber zu wenig politische Durchschlagskraft.

1850 bis 1860 Viele enttäuschte Deutsche entscheiden sich für die Auswanderung in die USA. 1854 verlassen 240 000 Menschen den Deutschen Bund. Doch es kommt auch zu Katastrophen, etwa dem Untergang des Auswandererschiffs „Austria“ 1858.

Ab 1855 Trotz politischer Zersplitterung schwingt sich das deutschsprachige Mitteleuropa zu einer der wirtschaftlich und technisch führenden Region der Welt auf.

1857/58 Karl Marx schreibt den Entwurf seiner „Kritik der politischen Ökonomie“. Darin entwickelt der Philosoph die Prinzipien seiner Lehre. In einer von Lenin veränderten Form wird der Marxismus in Auseinandersetzung mit dem Liberalismus das 20. Jahrhundert dominieren.

1862 Preußens König Wilhelm I. beruft auf dem Höhepunkt seines Konflikts mit dem Landtag Otto von Bismarck. Der neue Regierungs-Chef geht politisch auf Konfrontationskurs.

1863 Ferdinand Lassalle gründet den „Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein“ als erste Arbeiterpartei Deutschlands. Zu seinen Zielen gehört das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht.

1864 bis 1866 Bismarck (hier sein Kürassierhelm als Modell von 1867) nutzt außenpolitische Krisen, um mit Gewalt die preußische Hegemonie zu erreichen. Das Konzept geht auf: Er dominiert fortan die deutsche Politik.

1871 - 1918/19

1871 Durch den provozierten Krieg gegen Frankreich 1870 bekommt Bismarck die Gelegenheit, unter seinem König Wilhelm I. ein neues Kaiserreich zu begründen. Der französische Karikaturist Honoré Daumier zeichnet den Sieg der preußischen Armee über Napoleon III. bei Sedan als „Krönung seines Gebäudes“.

1871 bis 1878 Zunächst setzt der neue Reichskanzler auf Reformpolitik im Inneren und Zusammenarbeit mit den Liberalen. Der Kulturkampf gegen den politischen Einfluß der katholischen Kirche findet die Zustimmung des protestantischen Bürgertums.

1873 Die französische Kriegsentschädigungen erzeugen einen Wirtschaftsboom, der aber nach nur zwei Jahren zusammenbricht.

1878 Nach zwei mißlungenen Attentaten auf Wilhelm I. setzt Bismarck scharfe „Sozialistengesetze“ durch. Um das weitgehende Verbot der SPD abzufedern, leitet er eine staatliche Sozialpolitik ein.

1879 Deutschland und Österreich-Ungarn schließen den streng geheimen Zweibund. Er ist der Kern von Bismarcks Defensivpolitik, die das Kaiserreich nach 1871 als territorial „saturiert“ betrachtet.

1884 Unter innenpolitischem Druck beginnt Deutschland, eigene Kolonien zu erwerben, vor allem in Afrika und der Südsee.

1888 Unter dem neuen Kaiser Wilhelm II. und seinem „persönlichen Regiment“ ändert sich die Lage Deutschlands: Die wirtschaftlich wieder boomende Nation hat weltpolitisch einen „Platz an der Sonne“ erobert; eine massive Aufrüstung und eine zunehmend aggressive Außenpolitik beginnen.

1894 Gleichzeitig wachsen in Deutschland neue, zukunftsorientierte Strömungen, zum Beispiel die Lebensreformbewegung. Der Grafiker Fidus verleiht ihr in seinem Gemälde „Lichtgebet“ symbolischen Ausdruck.

1900 Das Bürgerliche Gesetzbuch tritt in Kraft. Mit diesem neuen Zivilrecht, das in manchen Regionen des Kaiserreichs den Code Napoleon ablöst, wird die innere Einigung vollendet.

1914 Die deutsche Regierung provoziert einen europäischen Krieg. Doch aus dem Plan, erst schnell Frankreich zu schlagen und dann Rußland in seine Grenzen zu weisen, wird nichts. Statt dessen kommt es zum mörderischen Zweifrontenkrieg. Bald frißt der Krieg weit mehr Geld, als Deutschland zur Verfügung hat. Mit Kriegsanleihen soll gegengesteuert werden. Geworben wird für sie mit dem jungen Medium des Plakats. 1919 Neue Waffen haben zahlreiche Soldaten schwer verwundet, doch Fortschritte in der Medizin lassen sie überleben. Die Folge: Zehntausende Schwerstversehrte (hier eine Handprothese)

1926 Die Nachkriegszeit ist politisch und ökonomisch schwierig, aber zugleich kulturell innovativ - so im neuen Medium Film.

1924 bis 1929 Nach der Hyperinflation und bürgerkriegsartigen Ausschreitungen stabilisiert sich die Weimarer Republik. Im Rückblick erscheint dieses Jahrfünft als die „Goldenen Zwanziger“, was jedoch die zahlreichen Probleme schönt.

1929 Das Bauhaus und seine Meister wie Marcel Breuer (hier der Stahlrohrstuhl B35) revolutionieren Ästhetik und Theorie des Wohnens und der zeitgemäßen Architektur.

1930 Erdrutschartig gewinnt die bisherige Splitterpartei NSDAP bei den Reichstagswahlen im September 1930 hinzu und wird zweitstärkste Kraft in Deutschland. Das Parlament blockiert sich selbst, in die Zange genommen von den Kommunisten von links und den Nationalsozialisten von rechts.

1931 Die Weltwirtschaftskrise erreicht mit voller Wucht Deutschland. Reichskanzler Heinrich Brüning setzt trotzdem auf eine krisenverschärfende Deflationspolitik, unter anderem, um ein Ende der Reparationszahlungen durchzusetzen.

1932 Im Januar sind 6,042 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos gemeldet. Trotz staatlicher Unterstützung machen sich Massenelend und Hunger breit. Besonders schlimm trifft es Kriegsversehrte, die körperlich nur eingeschränkt leistungsfähig sind - wie der Beinamputierte auf dem Foto von Walter Ballhaus.

1933 Überraschend beruft Reichspräsident Hindenburg den „Führer“ der beinahe zahlungsunfähigen und in sich zerstrittenen NSDAP, Adolf Hitler, am 30. Januar zum Reichskanzler. Binnen weniger Monate erobern sich die Nationalsozialisten und ihre Schlägertrupps, die SA, praktisch die ganze Macht über Deutschland. Oppositionelle und Juden werden in großer Zahl verschleppt, gequält und oft ermordet.

1934 Spätestens seit dem inszenierten „Röhm-Putsch“ Ende Juni verfügt Hitler über die ungeteilte Macht in Deutschland. Doch seine Herrschaft ist bei der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung eine populäre Diktatur, gestützt durch einen Repressionsapparat. Mit voller Kraft geht das „Dritte Reich“ auf Kriegskurs.

1935 Hitler führt die seit dem Versailler Vertrag 1919 abgeschaffte Wehrpflicht wieder ein. Es ist der erste einer Reihe von außenpolitischen „Erfolgen“, die alle auf einen Revanchekrieg hinführen.

1936 Die NSDAP durchdringt praktisch die gesamte Gesellschaft. Mit Organisationen wie der „Deutschen Arbeitsfront“ oder dem „Reichsarbeitsdienst“ (hier ein Bierkrug des RAD) wird das Volk zugleich beschäftigt und kontrolliert. Widerstand dagegen leisten nur die immer kleiner werdende illegale Arbeiterbewegung und vereinzelte, mutige Vertreter der beiden Kirchen. Gegen die massive antisemitische Politik gibt es so gut wie kein Aufbegehren.

1937 Hitler gibt am 5. November seinen höchsten Generälen den Befehl, spätestens 1943 einen Krieg um neuen „Lebensraum“ im Osten zu beginnen.

1938 Österreich und das Sudetenland werden „heim ins Reich geholt“. Hitler steht auf dem Höhepunkt seiner Macht in Friedenszeiten.

1939 Der Hitler-Stalin-Pakt schafft am 23. August die Grundlage für den deutschen Angriffskrieg gegen das kleine Polen.

1939 Schon die Jugend wird zum „Dienst für den Führer“ verpflichtet (hier ein Plakat der HJ). Für Millionen Kinder werden „Hitlerjugend“ und „Bund Deutscher Mädel“ zur Selbstverständlichkeit.

1940 Nach dem triumphalen Sieg über Frankreich steht Hitler im absoluten Zenit seines Ansehens. Der scheinbar gut verlaufende Krieg steigert seine Popularität noch einmal.

1941 Kurz vor dem Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni gibt es im Machtbereich des kriegführenden Deutschen Reiches ein Dutzend großer und Hunderte kleinere KZ. Seit 1938 tragen die meisten Insassen die typische gestreifte Kleidung wie diese Jacke eines „politischen Gefangenen“.

1942 Hitlers Krieg beginnt, nach Deutschland zurückzukehren - zuerst in Form britischer Bomber, die Köln, Lübeck und andere Städte zerstören.

1943 Der Maler Adolf Reich setzt eine Szene aus einem zufällig aufgenommenen Foto in ein Gemälde um: Einige Münchner spenden dem NS-Winterhilfswerk, eine Kriegerwitwe schiebt einen Kinderwagen, während ein Beinamputierter auf Krücken entlanghumpelt. Das Bild mit dem Titel „Das größere Opfer“ ist zwar Teil der Kriegspropaganda, aber dennoch für heutige Augen ein Antikriegsbild. 1944 Am 20. Juli scheitert der aussichtsreichste Versuch, Hitler von innen zu stürzen. Nach dem Attentat sterben mehr deutsche Soldaten und Zivilisten als in den fünf Kriegsjahren zuvor.

1945 Am 30. April begeht Hitler Selbstmord. Die US-Militärzeitung „Stars and Stripes“ bringt dazu ein Extrablatt.

1945 Die Bilanz fällt fürchterlich aus nach 2077 Tagen Krieg: Mehr als 60 Millionen Tote, ein weitgehend zerstörtes Europa und der tiefste Sturz der deutschen Geschichte.

1946 In der Sowjetischen Besatzungszone muß die SPD unter teilweise massivem Druck mit der KPD zur Sozialistischen Einheitspartei fusionieren. Die Originalfahne vom „Vereinigungsparteitag“ in Berlin zeigt das Symbol der neuen Partei, den Händedruck.

1947 Der Marshall-Plan zum Wiederaufbau Europas beginnt. Auch Deutschland profitiert mit einiger Verzögerung von den Krediten und Sachlieferungen aus den USA. 1948 Nach der Währungsreform in den westlichen Zonen Deutschlands läßt Stalin die Zugangswege nach Berlin blockieren. Doch obwohl der Westteil der Stadt fast ein Jahr lang über eine Luftbrücke versorgt werden muß, bleiben die West-Berliner und die Alliierten standhaft: Stalin erleidet eine schwere politische Niederlage und muß die Blockade abbrechen.

1949 Zwei deutsche Staaten gründen sich in diesem Jahr. Zuerst die demokratische Bundesrepublik am 23. Mai in Bonn, dann die Parteidiktatur der Deutschen Demokratischen Republik am 7. Oktober in Ost-Berlin.

1950 Obwohl der Zweite Weltkrieg erst fünf Jahre zurückliegt, gehört das demokratische Deutschland zu den festen Partnern der entstehenden Europa-Bewegung. Hier eine Illustration des „Schiffs Europa“, gestaltet vom holländischen Künstler Reyn Dirksen.

1952 Die DDR errichtet an der innerdeutschen Grenze die ersten Sperranlagen. Nur innerhalb von Berlin ist ein Überqueren der Zonengrenze noch möglich.

1956 Die letzten Kriegsgefangenen kehren aus der Sowjetunion nach Deutschland zurück. Es ist der Höhepunkt von Bundeskanzler Adenauers Ansehen, der beim Staatsbesuch in Moskau ihre Freilassung erreicht hat.

1958 Der sowjetische Machthaber Nikita Chruscht- schow stellt sein „Berlin-Ultimatum“. Die drei westlichen Schutzmächte sollen ihre Sektoren der geteilten Stadt verlassen. Bundesregierung und Nato ignorieren diese Forderung; das Ultimatum verstreicht ergebnislos.

1961 Die Massenflucht aus der DDR wird immer problematischer. Anfang August kehren Tag für Tag mehrere tausend zumeist jüngere und gut ausgebildete Ostdeutsche der SED-Diktatur den Rücken. Walter Ulbricht und Erich Honecker reagieren am 13. August mit dem Bau der Berliner Mauer.

1963 Nach 14 Amtsjahren tritt im Oktober der hochbetagte Gründungsbundeskanzler Konrad Adenauer zurück. Die Bundesrepublik ist ein florierender Staat, der freilich noch schwer an der deutschen Vergangenheit trägt. Um 1965 Bald werden der Stacheldrahtzaun und die provisorischen Mauern an der innerdeutschen Grenze durch tödliche Waffen ergänzt. Vor verminten „Todeszonen“ entlang der Demarkationslinie warnt der Bundesgrenzschutz mit diesem Schild.

1965 Der Schöpfer des westdeutschen Wirtschaftswunders, Ludwig Erhard, gewinnt für die CDU die Bundestagswahl - hier ein Wahlplakat. Doch schon nach anderthalb Jahren zerbricht seine Koalition mit der FDP - in der ersten, noch sehr moderaten Wirtschaftskrise der Bundesrepublik.

1966 Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik ist die SPD an der Bundesregierung beteiligt. Willy Brandt wird Außenminister. Die Große Koalition beginnt mehrere bedeutende Reformen, darunter die sogenannte Notstandsgesetzgebung.

1968 Gerade dieses Gesetzeswerk löst in Teilen der Öffentlichkeit die irrationale Befürchtung aus, die Bundesrepublik könnte sich zurückentwickeln zu einer „faschistischen Diktatur“. Diese Sorge ist es auch, die im Frühjahr 1968 Zehntausende Studenten auf die Straßen treibt. Sie fordern einen linksextremen Schwenk der Politik.

1969 Willy Brandt wird als erster Sozialdemokrat Bundeskanzler. Er verspricht, „mehr Demokratie zu wagen“, und beginnt eine anfangs sehr umstrittene Reformpolitik.

1971 Erich Honecker stürzt SED-Chef Walter Ulbricht. Die Hoffnung auf eine Liberalisierung der DDR erfüllt sich nicht.

1972 In München finden die Olympischen Sommerspiele statt. „Heiter“ sollen sie werden, modern wie das Plakat. Doch Terroristen ermorden elf israelische Sportler.

1974 Deutschland wird Fußball-Weltmeister im eigenen Land, nachdem das Team um Franz Beckenbauer im einzigen deutsch-deutschen Länderspiel 0:1 verloren hat.

1977 Die Terroristen der Roten Armee Fraktion überziehen Deutschland ein halbes Jahr lang mit Gewalt. Ihrem politischen Amoklauf fallen elf Menschen zum Opfer.

1979 Helmut Schmidt erwirkt den Nato-Doppelbeschluß. Er sieht eine Nachrüstung mit Pershing-Atomraketen und Cruise Missiles vor, wenn die Sowjetunion ihre eigenen Mittelstreckenraketen vom Typ SS-20 in Osteuropa nicht abbaut.

1981 Beim Staatsbesuch von Helmut Schmidt in der DDR läßt Erich Honecker die Kleinstadt Güstrow komplett von Volkspolizei und Stasi besetzen, um Sympathiebekundungen zu verhindern.

1982 Als stärkste Bürgerinitiative der bundesdeutschen Geschichte erweist sich die Anti-Atomkraft-Bewegung - hier ihr Logo. Anders als in allen großen Nachbarstaaten setzen die Atomgegner schließlich einen Ausstieg durch.

1982 Mit einem konstruktiven Mißtrauensvotum stürzt CDU-Chef Helmut Kohl den SPD-Kanzler Schmidt und wird der bis dahin jüngste Regierungs-Chef der Bundesrepublik. 16 Jahre lang wird er die Politik leiten.

1983 Im Bonner Hofgarten findet die größte Friedensdemonstration der deutschen Geschichte statt. Mehrere hunderttausend Menschen protestieren gegen den Nato-Doppelbeschluß, der von der Regierung Kohl trotz des Widerstands vertragsgerecht umgesetzt wird.

1987 In der DDR meldet sich die Opposition zunehmend zu Wort, nachdem der sowjetische Staatschef die Perestroika ausgerufen hat. Die Stasi geht hart gegen Regimegegner vor.

1989 Zehntausende Ostdeutsche demonstrieren für Freiheit und Demokratie. Die SED stürzt aus Angst um ihr Überleben Generalsekretär Honecker, kann aber ihr Regime nur wenig verlängern. Bald setzen die Bürger durch, daß die Geheimsiedlung Wandlitz nördlich Berlins, Heimat der Politbürokraten, sich öffnen muß. Am 9. November bringen die Bürger die Berliner Mauer zum Einsturz - dank unzutreffender Gerüchte, sie sei schon geöffnet.

1990 Nicht einmal ein Jahr später kann Deutschland die Vereinigung feiern. Damit ist zum zweiten Mal ein deutscher Nationalstaat entstanden, der sich schon bald für Berlin als Hauptstadt entscheidet.

Zusammengestellt von Sven Felix Kellerhoff

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