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Luxemburgische Verfassung

Die Verfassung von Luxemburg ist die staatsrechtliche Grundordnung des Großherzogtums Luxemburg.

Erzengel auf dem Dachgesims der Abgeordnetenkammer

Geschichte

Eine erste, vom damaligen König-Großherzog oktroyierte Verfassung wurde am 12. Oktober 1841 verkündet[1] und trat am 1. Januar 1842 in Kraft. Am 20. März 1848 wurde eine neue Verfassung erlassen, die am 27. November 1856 auf verfassungswidrigem Wege geändert wurde[2]. Am 17. Oktober 1868 trat eine umfangreiche Revision des Textes von 1848 in Kraft.[3]

Seither wurde allerdings die große Mehrheit der Artikel neu formuliert.[4] Grundlegende Revisionen fanden nach dem Ersten Weltkrieg (Übertragung der Souveränität vom Großherzog auf die Nation, Demokratisierung des Wahlrechts) und nach dem Zweiten Weltkrieg (Festschreibung des parlamentarischen Regierungssystems) statt. Ab den 1980er-Jahren häuften sich die Revisionen. 1996 (in Kraft ab 1. Januar 1997) wurde auf der Grundlage des neuen Artikels 95ter ein Verfassungsgerichtshof (Cour Constitutionnelle) eingerichtet, der verfassungsrechtliche Streitigkeiten (Contrôle de constitutionnalité) verhandelt.[5] Die derzeit letzte Änderung der Verfassung erfolgte am 20. Oktober 2016.[6]

Eine umfassende Reform der Verfassung, basierend auf einem Vorschlag von 2009, ist 2019 gescheitert; der bestehende Text soll nun punktuell überarbeitet werden.[7]

Aufbau

Der gegenwärtige Text besteht aus 121 Artikeln, die in 12 Kapitel gegliedert sind. Er umschreibt die Kompetenzen der Staatsgewalt, regelt das parlamentarische System und garantiert die Rechte und Freiheiten der Bürger.

Die einzelnen Kapitel behandeln die folgenden Themen (rechtsgrundlegend ist der französische Text):

Gliederung der Luxemburgischen Verfassung
KapitelArtikelBezeichnung
deutschluxemburgischfranzösisch
Kapitel IArt. 1–8Der Staat, sein Territorium und der GroßherzogIwwer den Territoire an de GroussherzogDe l’Etat, de son territoire et du Grand-Duc
Kapitel IIArt. 9–31Die öffentlichen Freiheiten und die MenschenrechteIwwer d’Lëtzebuerger an hir RechterDes libertés publiques et des droits fondamentaux
Kapitel IIIArt. 32–49Von der StaatsgewaltIwwer d’souverän MuechtDe la Puissance souveraine
Kapitel IVArt. 50–75Von der Kammer der AbgeordnetenIwwer d’Chamber vun den DeputéiertenDe la Chambre des Députés
Kapitel VArt. 76–83Von der Regierung des GroßherzogtumsIwwer d’Regierung vum GroussherzogtumDu Gouvernement du Grand-Duché
Kapitel VbisArt. 83bisVom StaatsratVum StaatsrotDu Conseil d’Etat
Kapitel VIArt. 84–95terVon der JustizIwwer d’JustizDe la Justice
Kapitel VIIArt. 96–98Von der öffentlichen MachtIwwer d’ëffentlech MuechtDe la Force publique
Kapitel VIIIArt. 99–106Von den FinanzenIwwer d’FinanzenDes Finances
Kapitel IXArt. 107–108Von den GemeindenIwwer d’GemengenDes Communes
Kapitel XArt. 108bisÖffentliche EinrichtungenD’ëffentlech AriichtungenDes Etablissements publics
Kapitel XIArt. 109–115Allgemeine BestimmungenAllgemeng BestëmmungenDispositions générales
Kapitel XIIArt. 116–121Vorübergehende und nachträgliche BestimmungenIwwergangs- an zousätzlech BestëmmungenDispositions transitoires et supplémentaires

Literatur

  • Pierre Majerus: L’État luxembougeois. Manuel de droit constitutionnel et de droit administratif. 6. Auflage, nachgeführt von Marcel Majerus. Imprimérie Centrale, Luxembourg 1990.

Einzelnachweise

  1. Verordnungs- und Verwaltungsblatt (Memento vom 29. Oktober 2013 im Internet Archive) des Großherzogthums Luxemburg, 1841, Nr. 51, S. 425.
  2. Verordnungs- und Verwaltungsblatt (Memento vom 29. Juli 2012 im Internet Archive) des Großherzogthums Luxemburg, 1848, Nr. 23, S. 205.
  3. Verordnungs- und Verwaltungsblatt (Memento vom 22. Juli 2011 im Internet Archive) des Großherzogthums Luxemburg, 1868, Nr. 25, S. 213.
  4. Urtext mit allen seitherigen Änderungen.
  5. La jurisprudence de la Cour Constitutionnelle du Luxembourg, 2008 (frz.).
  6. Amtsblatt des Großherzogtums Luxemburg, 2016, Nr. 215, S. 4026.
  7. Dossier: Die neue Verfassung. Luxemburger Wort, wort.lu (abgerufen am 21. Mai 2020).
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