So werden Frühchen in der Ukraine gerettet - „Ein Herz für Kinder“
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„Ein Herz für Kinder“ hilft Kriegskindern

So werden Frühchen in der Ukraine gerettet

30.11.2023

Lwiw (Ukraine) – Sie sind die Schwächsten in diesem barbarischen Krieg: Die Kinder der Ukraine!

Dr. Viktor Bobyk (43), Facharzt für Neugeborene im St. Nikolaus-Krankenhaus von Lwiw, schlägt Alarm: „Schwangere Frauen sind extremen Stress ausgesetzt. Der ständige Raketenterror – dazu die Angst um die Männer an der Front. Seit Kriegsbeginn verzeichnen wir einen Anstieg an Frühgeburten und schweren Krankheiten bei Neugeborenen.“ Und auch diese Zahl steigt: die Zahl der schwer kranken Babys, die es nicht schaffen.

Um die Chancen der Schwächsten zu verbessern, hat die BILD-Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ mithilfe der Spenden der Leser eine mobile Krankenstation finanziert. BILD-Reporter haben sie im Einsatz begleitet.

Mit 100 km/h rast der Krankenwagen durch die Innenstadt von Lwiw. Blaulicht, Sirenengeheul – dann eine Vollbremsung: Ein Schlagloch wirft das Ärzteteam fast aus den Sitzen. In der Mitte des Rettungswagens liegt der sechs Tage alte Ustin ganz still in einem Inkubator. Die mobile Intensivstation wird durch eine spezielle Federung geschützt, jeder Schlag sanft abgefedert.

Im Kampf um Ustins Leben zählt jede Minute: Der Säugling hat lebensgefährlich hohe Leberwerte, muss so schnell wie möglich behandelt werden. Rettungsassistentin Khrysttyna Skorokhoda (27): „Ohne diesen hochmodernen Inkubator wäre ein sicherer Transport von Ustin kaum möglich. Er rettet Leben in diesem Krieg.“

Seit Juni 2023 versorgt die Notfall-Einheit mit dem modernen Gerät schwer kranke Säuglinge, evakuiert Frühgeborene auch aus entlegenen Dörfern. Obwohl Lwiw knapp tausend Kilometer von der Front im Osten entfernt liegt, befindet sich die Stadt an der polnischen Grenze im Ausnahmezustand.

Lwiw wird regelmäßig mit Drohnen angegriffen. Mehr als 300 000 geflohene Ukrainer haben sich seit Kriegsbeginn in der Stadt einquartiert. Die Krankenhäuser sind mit der Versorgung der verletzten Soldaten überlastet. Das St. Nikolaus-Krankenhaus gilt als zentrale Anlaufstelle für die Behandlung von Früh- und Neugeborenen.

Dr. Bobyk leitet die Kinderintensivstation. „Die Lage wird immer schwieriger“, sagt er. „Mittlerweile versorgen wir sehr viele Mütter mit ihren Babys, die vor den Kämpfen und Angriffen fliehen mussten. Wir sind auf Spenden und medizinische Unterstützung angewiesen. Für den Rettungswagen-Inkubator möchten wir uns von ganzem Herzen bedanken. Er rettet Leben.“

Immer mehr kranke Babys

Die Auswirkungen des Angriffskrieges auf die Gesundheit der Neugeborenen sind dramatisch. 20 schwer kranke Babys werden zurzeit auf der Kinderstation behandelt. Sechs Neugeborene liegen auf der Intensivstation. Den Ärzten bereiten nicht nur die Frühgeburten Sorge. Dr. Bobyk: „Auch die Zahl der Herz- und Lungenkrankheiten bei den Neugeborenen ist angestiegen. Wir sehen einen direkten Zusammenhang mit den Kriegsereignissen.“

Auch die demografische Situation bereitet nicht nur den Ärzten große Sorgen. Die Geburtenrate ist seit Kriegsbeginn im Februar 2022 dramatisch gesunken. Vor dem Krieg wurden in der Ukraine pro Monat 23 000 Kinder geboren, jetzt sind es nur noch 16 000. Die Geburtenrate in St. Nikolaus ist um 50 Prozent zurückgegangen.

Angst vor Schwangerschaft

Dr. Bobyk: „Die Frauen sagen uns, sie hätten Angst ein Kind zu bekommen. Sie wissen nicht, ob ihre Männer an der Front überleben. Zudem sind sehr viele Frauen aus Angst vor den Angriffen ins sichere Ausland geflohen.“

Auf der Kinderstation bangt Mutter Jula (26) um das Leben ihres Sohnes Ustin. Eine Fototherapie, die den Säugling mit blauem Licht in spezieller Wellenlänge bestrahlt, soll seine Gelbsucht kurieren. „Ich mache mir so schreckliche Sorgen um ihn“, sagt die Mutter. „Ich weiß, dass er sicher transportiert wurde und jetzt gut behandelt wird. Aber ich habe trotzdem Angst.“

Nach Tagen des Bangens kann Mutter Jula ihren kleinen Ustin wieder in die Arme schließen

Auch Pharmazeutin Olana (35) erlebte den Horror des Krieges während ihrer Schwangerschaft hautnah.

Sie war im achten Monat, als Putins Raketen-Terror gegen die Zivilbevölkerung erneut Lwiw trafen: Zwei Raketen Typ „Kalibr“ schlugen mitten in ein Wohngebiet ein. Zehn Menschen starben, 30 wurden zum Teil schwer verletzt. Olana wohnt in der Nähe des Einschlages. Ihre Wehen setzten ein, sie wurde sofort ins Krankenhaus transportiert. Ihr Sohn Oleg kam vier Wochen zu früh auf die Welt.

Mutter Olana und ihr Sohn Oleg überlebten den russischen Raketenangriff mit Glück

„Es ist schwierig zu verstehen, wenn man im Zentrum Europas mitten im Krieg ein Kind gebärt und nicht weiß, was morgen, den nächsten Monat oder das nächste Jahr passiert“, sagt die junge Mutter. „Wir müssen gewinnen, damit unsere Kinder eine Zukunft haben.“

Seit Juni 2023 ist der Krankenwagen mit dem Inkubator im Einsatz. Seitdem konnten mehr als 100 Neugeboren sicher transportiert und im Rettungswagen versorgt werden. Gemeinsam mit „Ein Herz für Kinder“ hatte der Paderborner Unternehmer Maik Menke (39) den Inkubator organisiert.

Seit Kriegsbeginn unterstützt Menke die Ukraine mit wichtigem medizinischem Gerät wie Defibrillatoren oder Rettungswagen. Für seinen Einsatz erhielt er im Februar 2022 das Landesverdienstkreuz der Ukraine Region Lwiw.

„Es besteht leider die Gefahr, dass wir uns an diesen Krieg gewöhnen“, sagt Menke. Die Unterstützung für die Ukrainer darf nicht aufhören.“

Wenn Sie Kindern im Krieg helfen und „Ein Herz für Kinder“ unterstützen möchten, dann spenden Sie an:

Empfänger: BILD hilft e.V. Ein Herz für Kinder

IBAN: DE60 2007 0000 0067 6767 00

BIC: DEUTDEHH

Oder spenden Sie online unter www.ein-herz-fuer-kinder.de oder unter www.paypal.me/einherzfuerkinder

Am 9. Dezember um 20.15 Uhr findet im ZDF wieder die große „Ein Herz für Kinder“-Spendengala statt.

Themen: Frühchen Katastrophenhilfe Krieg Ukraine