Putins Nachfolger: Journalist sieht gute Chancen für „aufstrebenden politischen Star“
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„Aufstrebender politischer Star“ – Journalist ist sich sicher: Das kann Putins Nachfolger sein

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Wladimir Putin stattet Alexei Djumin in Moskau mit viel Macht aus. Der Tula-Gouverneur gilt als enger Vertrauter des Russland-Autokraten – samt Legenden.

Moskau – Im Ukraine-Krieg läuft nach wie vor vieles schief für den Kreml-Autokraten. Die Su-25-Kampfjets von Wladimir Putin sind verwundbar, die Ukrainer attackieren mit der Langstrecken-Kamikaze-Drohne „Ninja“ Öl-Raffinerien in Russland, und an der Front bei Kreminna (Region Luhansk) schießt die ukrainische Armee reihenweise russische Panzer in Brand.

Alexei Djumin: Neuer persönlicher Berater von Moskau-Autokrat Wladimir Putin

Vielleicht auch wegen der verheerenden Verluste in der Ukraine ließ Putin zuletzt mit unerwarteten Personalrochaden in seinem Macht-Zirkel aufhorchen. Zusammengefasst: Der langjährige Verteidigungsminister Sergei Schoigu musste weichen, der 68-Jährige wechselt in den Sicherheitsrat. Seinen Posten übernimmt der 65-jährige Wirtschaftsexperte Andrei Beloussow.

Und: Putin erhob den Gouverneur der Region Tula, Alexei Djumin, zu seinem persönlichen Berater in der Präsidialverwaltung von Russland. Welche Botschaft steht dahinter, dass Putin seinen langjährigen Vertrauten nach Moskau holt? Weil er ihn als seinen möglichen Nachfolger aufbauen will? Darüber spekulieren international reihenweise Medien, während sich schon länger regelrechte Legenden um den 50-jährigen Djumin ranken.

Kennen sich schon lange: Russland-Politiker Alexei Djumin (li.) und Moskau-Machthaber Wladimir Putin.
Kennen sich schon lange: Russland-Politiker Alexei Djumin (li.) und Moskau-Machthaber Wladimir Putin. © IMAGO / ITAR-TASS

Nachfolge von Wladimir Putin: Ist Alexei Djumin ein Kandidat in Moskau?

Doch: Wer ist dieser Mann, den Putin offenbar gerne um sich hat? Eine Legende handelt davon, dass Djumin eigenen Aussagen zufolge einst angeblich an einem entlegenen Ort Putin vor einem Bären beschützte. Djumin selbst setzte diese Erzählung in die Welt. Die Bild zitiert ihn aus einem Interview mit der kremlnahen Tageszeitung Kommersant.

„Es war ein sehr weit entfernter Ort in den Bergen, und nachts hatte ich Dienst im Haus. Der Präsident schlief bereits, und dann wurde mir über per Funk gesagt: ‚Ein Bär kommt zu Ihrem Eingang.‘ Ich dachte zuerst, dass jemand einen Scherz macht, und ich ging zur Tür und sehe: Da steht ein ziemlich großer Bär vor mir“, erzählte Djumin demnach: „Der Bär und ich sahen uns also in die Augen, er wich ein wenig zurück, ich öffnete die Tür und entlud das gesamte Magazin der Waffe unter seinen Füßen.“ Djumin betonte, er habe den Bären nicht erschossen, was Putin seiner Angabe nach würdigte. Man muss wissen: Der „Russische Bär“ gilt als nationale Personifikation, die die Russen seit dem 20. Jahrhundert auch selbst verwenden.

Annexion der Krim

Wladimir Putin ließ die Krim im Frühjahr 2014 militärisch besetzen und annektieren. Das Regime des Kreml-Autokraten verstieß mit dem Einmarsch der sogenannten „grünen Männchen“ (ohne Hoheitsabzeichen), die eigentlich russische Soldaten waren, gegen geltendes Völkerrecht. Die wenigen ukrainischen Truppen auf der Krim streckten damals die Waffen. Durch ein mutmaßlich gefälschtes Referendum wurde die Halbinsel zwischen Schwarzem Meer und Asowschem Meer am 18. März 2014 in die Russische Föderation eingegliedert, was Kiew und der Westen bis heute nicht anerkennen.

Alexei Djumin: War Putins Vertrauter maßgeblich an der Krim-Annexion beteiligt?

Djumin, der in Kursk im äußersten Westen der Russischen Föderation geboren wurde, war damals, zwischen 2000 und 2008 Leiter des persönlichen Sicherheitsstabes des russischen Präsidenten. Später stieg der ehemalige FSB-Agent zum Chef der russischen Spezialkräfte auf, einer Einheit für Sonderoperationen der Streitkräfte, die direkt dem Generalstab untersteht.

In dieser Rolle soll er im Frühjahr 2014 maßgeblich an der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim beteiligt gewesen sein. Wie Kommersant schrieb, war er unter anderem für die spektakuläre Evakuierung des damaligen Putin-nahen ukrainischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch im Umfeld des Euromaidan in Kiew zuständig. Janukowytsch wurde damals unbestätigten Berichten zufolge fluchtartig mit einem Helikopter außer Landes gebracht, als sich die Pro-EU-Demonstranten mit ihren Barrikaden gegen seine prorussische Politik in der ukrainischen Hauptstadt durchgesetzt hatten.

Gouverneur der Oblast Tula: Putin-Kenner Alexei Djumin.
Gouverneur der Oblast Tula: Putin-Kenner Alexei Djumin. © IMAGO / ITAR-TASS

Alexei Djumin: General der russischen Armee und Gouverneur von Tula

2015 rückte Djumin in den Stab des russischen Heeres auf und er wurde zum Generalleutnant befördert, kurzum zu einem General von Putins Gnaden. Ende 2015 ernannte Putin ihn schließlich zum stellvertretenden Verteidigungsminister Schoigus und im Februar 2016 parallel zum geschäftsführenden Gouverneur der Oblast Tula. Die gleichnamige Stadt Tula liegt mit ihren rund 500.000 Einwohnerinnen und Einwohnern 150 Kilometer südlich der Moskauer Stadtgrenze.

Bezeichnend: Tula ist als Industriestandort bedeutend für die Metallverarbeitung sowie für den Maschinenbau. Auch die Rüstungsindustrie ist, wohl damit zusammenhängend, hier sehr präsent. So produziert zum Beispiel das Tulaer Waffenwerk das Modell AK-74 des Kalaschnikow-Sturmgewehrs. Das Konstruktionsbüro für Gerätebau (KBP) fertigt indes verschiedene Maschinenkanonen, das berüchtigte Panzerabwehrsystem 9K135 Kornet sowie das in der russischen Armee weit verbreitete Luftabwehrsystem 96K6 Panzir. 

Alexej Djumin ist ein möglicher Premierminister oder Verteidigungsminister und ein potenzieller Nachfolger Putins.

Oppositionsjournalist Michail Sygar

Alexei Djumin: Journalist spekuliert über Putin-Nachfolge in Russland

Jetzt soll Djumin laut des bekannten russischen Bloggers „Rybar“ den „militärisch-industriellen Komplex“ kontrollieren, also die Zusammenarbeit zwischen der russischen Rüstungsindustrie und der Armee. Führt dieses Vertrauen bis in den Kreml? Der russische Oppositionsjournalist Michail Sygar schrieb kürzlich in einer Analyse für den Atlantic Council: „Es gibt eine wichtige Persönlichkeit mit militärischem Hintergrund, die ein aufstrebender politischer Star zu sein scheint – ein möglicher Premierminister oder Verteidigungsminister und ein potenzieller Nachfolger Putins: Alexej Djumin.“ (pm)

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