FormalPara Sprache

nordamerikanisch

FormalPara Übersetzung

Memoiren des Generals U. S. Grant (1886)

FormalPara Übersetzer/in

H. v. Wobeser

FormalPara Hauptgattung

Epik / Prosa

FormalPara Untergattung

Memoiren / Biographie / Autobiographie

Der an Krebs erkrankte und finanziell ruinierte Autor verfasste seine Memoiren in der Hoffnung, damit seine Familie finanziell unterstützen zu können. Die Aufzeichnungen, die 1885 von dem mit ihm befreundeten Verleger Samuel Clemens (Mark Twain) veröffentlicht wurden, erstrecken sich bis zum Ende des Bürgerkriegs. Im April 1865 hatte Grant als Generalleutnant und Oberkommandierender der Unionsarmeen mit seinem Sieg über den konföderierten General Robert E. Lee bei Appomattox Court House das Ende des amerikanischen Bürgerkriegs eingeleitet. Als Präsident und als Geschäftsmann war er allerdings weniger erfolgreich gewesen.

Mit der sprachlichen Schlichtheit der Personal Memoirs schloss Grant stilistisch nahtlos an Diktion und Terminologie seines vergleichsweise modernen, pragmatisch geprägten Führungsstils als General an. Die an ökonomischen Gesichtspunkten orientierte Geschäftsmäßigkeit im Umgang mit dem Gegner anstelle des höflichen, an höfischen Ehrbegriffen ausgerichteten Verhaltenskodex samt dazugehöriger Rhetorik signalisierte das Ende der romantischen Idee vom Krieger, die zumindest in der Generalität noch bis zur Mitte des 19. Jh.s vorherrschte. Grants ‚moderne‘ Prosa, die an den schnörkellosen Stil des Architekten Le Corbusier erinnert, beendete den ‚cavalier tone‘ in der Kriegsdichtung, wie er etwa von John Esten Cooke gepflegt wurde. 1885 glaubte man eine Beziehung zwischen der Abkehr von der ‚genteel tradition‘ und der Realität der US-amerikanischen Geschäftswelt erkennen zu können: Grants knapper, geschäftsmäßiger Berichtstil suggeriert Klarheit, Offenheit und objektbezogene Aufmerksamkeit; die eingestreute Selbstkritik wirkt souverän.

Die Umstände seiner Autorschaft und seines Todes brachten Grants Ansehen in der Öffentlichkeit wieder in Einklang mit dem von Durchhaltewillen und disziplinierter Zielgerichtetheit geprägten Bild, das die Bürgerkriegspresse von ihm gezeichnet hatte. Die Personal Memoirs wurden innerhalb von zwei Jahren 300 000 Mal verkauft und damit immerhin in halb so vielen Exemplaren wie Harriet Beecher Stowes Welterfolg Uncle Tom's Cabin, 1851 (Onkel Toms Hütte).