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Werefkin, Marianne von

(Tula 1860 - 1938 Ascona)

Werefkin, Marianne von
(Tula 1860 - 1938 Ascona)
o.T. (Berge am Lago Maggiore bei Ascona). Farbige Kreiden u. Pinsel in Tusche auf PM Fabriano Bütten. Um 1917. 25 x 33,8 cm, im Passepartout freigestellt. Unter Glas gerahmt.

Mit einer Expertise von Dr. Bernd Fäthke vom Werefkin-Archiv-Wiesbaden vom 01. Mai 1996. - Provenienz: Erben von Anita Brockmann, einer Freundin Werefkins in Ascona. - Werefkin erhielt als Tochter eines Generals zehn Jahre lang Privatunterricht von dem berühmten realistischen Maler Ilja Repin, durch den sie 1892 Alexej Jawlensky kennenlernte. Beide arbeiteten fortan zusammen. 1896 übersiedelten sie nach München, eine Zeit, in der Werefkin fast zehn Jahre lang die Malerei ruhen ließ, um sich der Förderung von Jawlenskys Talent zu widmen. Während eines fast einjährigen Aufenthalts in Paris und Südfrankreich 1905/06 begann Werefkin erneut zu malen. In ihren neuen Bildern brach sie mit der naturalistischen Malweise ihrer russischen Zeit und nahm Einflüsse des Symbolismus, von Edvard Munch und Ferdinand Hodler, in ihr Werk auf. "Eine eigenwillige Farb- und Formensprache bildet sich heraus, die von der Ikonografie menschlicher Gefühlssituationen und Bedingtheiten geprägt wird." (Lenbachhaus.de) - Zurück in Deutschland arbeiteten Jawlensky, Werefkin, Kandinsky und Münter zusammen in Murnau, gründeten die "Neue Künstlervereinigung München" und später den "Blauen Reiter". Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs verlor Werefkin große Teile ihres Vermögens und floh mit Jawlensky, Helene Nesnakomoff und deren gemeinsamen Sohn Andreas in die Schweiz. Sie mieteten sich zunächst in St. Prex am Genfer See ein, 1917 in Zürich, ab 1918 in Ascona. Hier kam es 1921 zur endgültigen Trennung zwischen Jawlensky und Werefkin, die bis zu ihrem Tod 1938 in Ascona lebte und arbeitete und dort mit den Vorbesitzern vorliegender Arbeit, der Familie Brockmann, befreundet war. - In Ascona entwickelte sich Werefkins Kunst in zwei Richtungen: eine eher mystische und visionäre und eine, die menschliche und soziale Fragen behandelte. Gerade erst in der Schweiz und in ihrem neuen Zuhause angekommen erarbeitet sie sich ihr Umfeld. Für die vorliegende Arbeit hat sie sich in die Einsamkeit der Berge um Ascona zurückgezogen und dort eine eigene faszinierende Sicht auf ihre Umgebung entdeckt. Die massiven Berghänge, in Rot und Blau getaucht, münden schwunghaft direkt in den See. Dahinter erheben sich weiße, zackige Berggipfel, die in den tiefblauen Himmel ragen. Der dunkle See, ein windgepeitschter Baum im Vordergrund und ein beinahe in Seenot gebrachtes Segelboot verdeutlichen die machtvolle Gewalt der Natur vor Ort, ein Platz, der Werefkins neue Heimat werden und sie fortan in ihren Werken inspirieren sollte.
Zuschlag: 30.000 €