Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster: Roman von Susann Pásztor bei LovelyBooks (Literatur)

Und dann steht einer auf und öffnet das FensterRoman

4,6 Sterne bei

Neue Kurzmeinungen

Positiv (111):
gsts avatar
gst
vor 2 Monaten

Ein trauriges Thema, das jeden früher oder später angeht. In poetischer Sprache leicht verpackt.

Kritisch (1):
R
RichardZT
vor 7 Jahren

Würde ich nicht zum Lesen empfehlen.

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Inhaltsangabe

Eine berührende Geschichte über die Schönheit des Lebens und die erstaunliche Entwicklung einer Vater-Sohn-Beziehung. Das Buch zum ARD-Fernsehfilm

Wie begegnet man einer Frau, die höchstens noch ein halbes Jahr zu leben hat? Fred glaubt es zu wissen. Er ist alleinerziehender Vater und hat sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden lassen, um seinem Leben mehr Sinn zu geben. Bei seinem ersten Einsatz möchte er alles richtig machen. Aber Karla, stark, spröde und eigensinnig, arrangiert sich schon selbst mit ihrem bevorstehenden Tod und möchte nur etwas menschliche Nähe – zu ihren Bedingungen.

Als Freds Versuch, sie mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen, grandios scheitert, darf nur noch sein 13-jähriger Sohn Phil Karla besuchen, um ihre Konzertfotos zu archivieren. Dann trifft Hausmeister Klaffki in einer kritischen Situation die richtige Entscheidung – und verhilft Fred zu einer zweiten Chance.

»
Dieser Roman ist keiner, der Angst vorm Sterben macht. Im Gegenteil. Er macht Lust auf das Leben.
« Christine Westermann

Buchdetails

Aktuelle Ausgabe
ISBN:9783462051865
Sprache:Deutsch
Ausgabe:Taschenbuch
Umfang:288 Seiten
Erscheinungsdatum:16.08.2018
Das aktuelle Hörbuch ist am 23.02.2017 bei Argon Verlag erschienen.

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Rezensionen und Bewertungen

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Corisos avatar
Corisovor 10 Monaten
Kurzmeinung: Einblick in die ehrenamtliche ambulante Hospizarbeit
Das mitgedachte Ende bringt Tiefe und Verbundenheit im Leben

Fred lässt sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden und hat bei Karla seinen ersten Einsatz. Er scheint vom Temperament eher ein Einzelgänger zu sein und große Gespräche sind nicht so sein Ding, was sich auch auf die Beziehung zu seinem 13 jährigen Sohn Phil auswirkt, den er nach seiner Trennung alleine erzieht.

Karla ist selbstbewußt und klar in ihren Vorstellungen und zu Beginn des Buches hat man eher den Eindruck, dass Karla für Fred eine Art Lebensbegleiter ist, viel mehr als dass Fred der Sterbebegleiter von Karla ist. Fred wird in der Begleitung von Karla gefordert und sitzt auch so mancher Illusion auf und doch ist es ein Buch der Wandlung, in dem sich Fred seinen Themen stellt und sich auch die Situation zwischen ihm und Phil positiv entwickelt. 

Das Buch gibt Einblick in die ehrenamtliche Sterbebegleitung und macht Mut die "Endlichkeit des Lebens" im Bewußtsein zu haben, um letztendlich mehr Tiefe und Verbundenheit im Leben zu spüren.

Gila63s avatar
Gila63vor 10 Monaten
Kurzmeinung: Nachdenklich, philosophisch und tiefsinnig
Nachdenklich, philosophisch und tiefsinnig

Karla weiß, dass sie nur noch höchstens ein halbes Jahr zu leben hat und genaue Vorstellungen, wie der Mitarbeiter des Hospizdienstes sie in dieser Zeit unterstützen soll.

Sie ist eine sehr starke, sture und eigensinnige Frau und Fred, der seinen ersten Einsatz nach seiner Ausbildung bei ihr hat, kann es ihr irgendwie gar nicht recht machen, denn sie reagiert völlig anderes, als er es erwartet hat. 

Der Versuch, Karla mit ihrer Vergangenheit auszusöhnen, misslingt deshalb auch völlig und Karla will Fred nicht mehr sehen. Nur sein Sohn Phil, der ihre Fotos archiviert, darf sie noch besuchen.

Doch dann verhilft ausgerechnet der Hausmeister Klaffki Fred zu einer zweiten Chance.


Als ich den Titel des Buches gelesen habe, wusste ich sofort, welches Thema in der Geschichte behandelt wird, denn ich habe selbst vor über 20 Jahren diese Ausbildung gemacht und war lange Zeit als Sterbebegleiterin im Hospizdienst aktiv.


Der alleinerziehende Fred will seinem Leben mehr Sinn geben und hat eine Ausbildung als Sterbebegleiter gemacht. Karla ist seine erste Begleitung und er möchte natürlich alles richtig machen. 

Doch Fred ist sehr unsicher und unbeholfen. Ihm fehlt die Erfahrung und das nötige Feingefühl. Er glaubt, wenn er so handelt, wie er es gelernt hat, macht er alles richtig. Dabei erkennt er nicht, welche Bedürfnisse Karla hat und entscheidet einfach über ihren Kopf hinweg.


Karla hingegen weiß genau was sie will. Sie hat sich mit ihrem frühen Ableben abgefunden, will bis zuletzt in ihrer Wohnung bleiben, ihre Ruhe haben und eigentlich keine Nähe zulassen. Es macht den Eindruck, als ob sie ihrem Lebensende relativ gelassen entgegensieht, doch der erste Eindruck täuscht.

Erst Phil, der 13-jährige Sohn von Fred hat die nötige Empathie und das Einfühlungsvermögen, um instinktiv zu erkennen, was Karla gerade braucht und handelt dementsprechend.

Neben der Sterbebegleitung spielt parallel auch das Verhältnis von Vater und Sohn eine Rolle. Phil ist ein ruhiger, zurückhaltender Junge und Fred versucht ihm ein guter Vater zu sein. Die Treffen zwischen Karla und Phil tun beiden gut, denn mit der Zeit entwickelt sich zwischen ihnen so etwas wie eine Beziehung.


Susann Pásztor hat mit Fred, Klara, Phil und auch Klaffki wunderbare Charaktere erschaffen, die sich im Laufe der Geschichte kontinuierlich weiterentwickeln.


Enttäuscht hat mich lediglich etwas, dass dieser Augenblick, in dem das Fenster geöffnet wird, nur nebenbei erwähnt wurde. Aus meiner Arbeit in der Altenpflege und des Hospizdienstes kenne ich den Brauch, nachdem ein Mensch verstorben ist, das Fenster zu öffnen, damit die menschliche Seele einen Weg hat um in den Himmel aufzusteigen. Ich hätte mir Stelle gewünscht, dass etwas mehr darauf eingegangen wäre.


Fazit

„Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ist keine Geschichte, die auf die Tränendrüse drückt. Im Gegenteil. Sie ist nachdenklich, philosophisch und tiefsinnig. Es gibt viele humorvolle und skurrile Situationen, die mich zum Lachen gebracht haben. Aber natürlich gibt es auch viele Momente und Dialoge, die zum Nachdenken anregen. 


Auch wenn ich eine etwas andere Vorstellung von der Geschichte hatte, hat sie mir gut gefallen. 

Ich hoffe, diese Konfrontation mit dem Sterben und dem Tod baut Berührungsängste ab, denn kaum jemand beschäftigt sich mit dem Thema.

Ich kann sie jedenfalls jedem nur wärmstens ans Herz legen.


gsts avatar
gstvor einem Jahr
Kurzmeinung: Ein trauriges Thema, das jeden früher oder später angeht. In poetischer Sprache leicht verpackt.
Sterbebegleitung

Fred hat sich ein Jahr lang als ehrenamtlicher Sterbebegleiter ausbilden lassen. Nun ist er – noch völlig unsicher - bei der sterbenskranken Karla eingeteilt. Die ist etwas ruppig, lässt ihn nicht so recht an sich heran. Zum Glück hat er seine Supervisionsgruppe, in der er seine Zweifel anbringen möchte. Doch die Gruppendynamik ist so aktiv, dass er gar nicht zu Wort kommt und seine eigenen Erfahrungen machen muss. Dabei schießt er mit seinem Vorhaben, Karla mit ihrer Schwester Gudrun, mit der sie sich vor Jahren zerstritten hat, wieder zu versöhnen, über das Ziel hinaus.

Da kommt Freds 14jähriger Sohn zum Zuge. Er soll Karlas Fotoarchiv digitalisieren. Sie ist begeistert von seinem selbstgeschriebenen Rap und ihm gelingt es schließlich, Karla und seinen Vater zusammen zu bringen.


Mich hat das Buch sehr angesprochen. Habe ich doch selbst – ebenso wie die Autorin – eine Ausbildung zur ehrenamtlich Hospizhelferin absolviert und so manche Erfahrungen in meinen Einsätzen sammeln können. Trotz des traurigen Themas hat mich das Buch nicht runter gezogen, sondern mich mehrmals lächeln und sogar lachen lassen. Die unvermeidlichen letzten Stunden werden nicht ausbleiben, und die Vorstellung, dass eines Tages eine vertraute Begleitperson das Fenster öffnet, macht mir Mut.

Gut fand ich, wie die Autorin die Gefühle jedes Einzelnen verdeutlicht. Manches ist – der Leserschaft zuliebe? - etwas zu harmonisch dargestellt. Doch das schadet dem Lesegenuss auf keinen Fall!


Zum Schluss möchte ich noch einen Teil von Phils sehr passendem Rap (Seite 238/239) zitieren:

Ich bin traurig, meine Oma liegt im Sterben
Ich muss noch wachsen, meine Oma muss vererben
Ich hab Schiss, meine Oma hat Humor
Da wo ich mal‘n Sixpack krieg, hat Oma den Tumor.
Ich habe keine Ahnung, meine Oma weiß Bescheid
Ich hab höchstens Schnupfen, meine Oma kaum noch Zeit
Ich werd mal erwachsen, meine Oma wird vergessen
Da, wo sie heute liegt, da hat sie gestern noch gesessen.

Schneewehes avatar
Schneewehevor 2 Jahren
Kurzmeinung: Wundervoll
Wundervoll

Das Buch „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ist wunderbar. Ich konnte es kaum aus der Hand legen und wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht. Wie im wirklichen Leben auch, sind die Personen im Roman nicht das, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Susann Pásztor gelingt es, die Geschichte, Eigenarten, Stärken und Schwächen von jedem einzelnen zu zeichnen, so dass man als Leser an jedem einen liebenswerte Seite finden kann. Durch kleine Details und Episoden lernt man die Charaktere Stückchen für Stückchen kennen, und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen.
Das Thema Sterben begleitet das ganze Buch, aber anders als man es sich vielleicht erst einmal vorstellen würde. Es ist das ganze Buch hindurch präsent, aber es ist auch ganz natürlich dabei. Die Geschichte ist aus der Sicht der verschiedenen Charaktere geschrieben, was einem noch einmal neue Aspekte und Blickwinkel zeigt.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen und konnte es kaum aus der Hand legen. Ich würde es auf jeden Fall weiterempfehlen und habe es auch schon mehrfach verschenkt.

a_different_look_at_the_books avatar
a_different_look_at_the_bookvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Die Handlung plätschert so vor sich hin ...
✎ Susann Pásztor - Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster

Erst letztens habe ich wieder darüber gelesen, dass manche Krankenhausangestellte das Fenster in dem Raum öffnen, in dem jemand gerade gestorben ist. Sie wollen der Seele die Möglichkeit geben, frei zu sein. Deshalb hat mich der Titel, nachdem ich ihn entdeckte, auch sofort angezogen.

Ich hatte mich, ehrlich gesagt, auf eine Lektüre wie "Dienstags bei Morrie" von Mitch Albom eingestellt. Zugegeben, Alboms Werk hatte mich erst beim Hören völlig umgehauen. Nach dem Lesen war ich einfach nur ernüchtert. Daher hatte ich mir von "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" direkt das Hörbuch besorgt.

Leider ist es nur bedingt so, wie ich es mir vorgestellt hatte ... und ich bin hin- und hergerissen, ob ich eine Hörempfehlung aussprechen soll.

Das Thema ist absolut wichtig! Ich habe selbst meine Uroma mit 15 Jahren beim Sterben begleitet. Ein Abschnitt in meinem Leben, den ich nie wieder vergessen werde. Sie durfte, wie von ihr gewünscht, zu Hause sterben, auch wenn nicht alle damit einverstanden waren. Ich denke, man muss erst selbst in solch eine Situation kommen, um zu begreifen, was hinter diesem Wunsch steckt.

Ich hatte es damals nachvollziehen können.

Susann Pásztor, selbst ehrenamtliche Sterbebegleiterin, hat versucht, in ihrem Roman der Figur eines Sterbebegleiters eine Stimme zu geben. Bedauerlicherweise ist die Umsetzung in meinen Augen nicht wirklich gelungen.

Die Handlung plätschert so vor sich hin und ist kein bisschen spannend. Ich war mehrmals kurz davor, das Hörbuch abzubrechen. Hätte ich es als Printvariante gehabt, wäre dies definitiv eine Abbruchrezension.

Natürlich ist es interessant zu sehen, welchen Konflikten man als Sterbebegleiter*in ausgesetzt ist.
Es ist ebenso interessant zu sehen, welche Gefühle dieses Thema bei jungen Menschen auslöst.
Und man sollte auch nicht vergessen, mit welchen Gedanken sich die Sterbenden selbst auseinander setzen müssen und / oder wollen - sofern sie noch in der Lage dazu sind.

Doch die Geschichte drumherum muss ebenfalls stimmen.

Es wird zu sehr an der Oberfläche gekratzt. Es werden Passagen eingestreut, die auf den 280 Seiten einfach keinen Platz haben, weil darunter die Tiefe leidet. Ich hätte mir mehr Fokus gewünscht.

Daher kann ich nur eine bedingte Hörempfehlung aussprechen.
Ja, es ist ein superwichtiges Thema.
Nein, es wurde in meinen Augen nicht gut umgesetzt.

©2021 a_different_look_at_the_book

Fantasie_und_Träumereis avatar
Fantasie_und_Träumereivor 3 Jahren
Vom Mut im Leben zu stehen, wenn der Tod naht

Ausgerechnet in der Woche, in der meine an Krebs verstorbene Mama Geburtstag hätte, greife ich nach einem Buch, in dem es um eine Frau geht, die an Krebs erkrankt ist und daran sterben wird. Es ist die Zeit, in der ich emotional nicht sehr stabil bin und doch lese ich dieses Buch, in dem Sterbebegleitung eine Rolle spielt. Sterbebegleitung kenne ich. Es ist die Zeit, in der ich dabei zusehen musste, wie meine Mama immer weniger wurde. Wie der Krebs sich ihrer bemächtigte und sie von innen heraus auffraß. So wie er es mit Karla macht. Obwohl beide Frauen sehr unterschiedlich sind, habe ich das Gefühl den Weg bis hin zum Tod noch einmal zu gehen. Das schafft Nähe zur Protagonistin, zur Geschichte, und gleichzeitig sorgt es dafür, dass ich mich distanziere. Dass ich den Roman nicht so sehr an mich ranlasse, wie er es verdient hätte.


Es ist eine gute Geschichte. Hoffnungsvoll, ehrlich, direkt, ohne Schmu. Ich mag vor allem die Protagonisten. Karla, die so sehr im Leben steht, obwohl sie weiß, dass sie dieses bald verlassen wird. Die im Reinen ist mit sich selbst und keine verschnörkelte Romantik benötigt, um alte Wunden zu heilen. Fred, der eckig und kantig und rund zugleich ist. Der so gutherzig ist, dass ich ihn immer wieder umarmen möchte. Und sein Sohn Phil, der verkannte Poet, der von der eigenen Mutter keinerlei positive Bestärkung kommt. Sie alle sind so wunderbar individuell. Von solch einer lebendigen Tiefe und Authentizität. Ebenso stark sind die Nebenfiguren, die alle ihre kleinen Macken haben und dadurch so realistisch wirken.


Am meisten mochte ich den Humor der Autorin, der sich so oft in den Situationen zeigt, in denen andere sich nicht einmal trauen würden aufzuschauen. Sie kann eine gewisse Ironie in den Text schreiben, ohne dabei bitter oder bös zu wirken. Gefühle werden sehr echt, sehr greifbar. Pásztors Figuren dürfen alles. Lachen, wann immer sie wollen, weinen, aus sich herauskommen, verzeihen, hassen. Ihr Tonfall ist immer passend. Leise, fast flüsternd, wenn die der unsichere Fred spricht. Klar, direkt, im Fall von Klara.


"Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" bekommt eine klare Leseempfehlung. Ich glaube es ist eins der Bücher, die einem breiten Publikum gefallen, weil es so echt, so aus dem Leben ist. Die schwierige Vater-Sohn-Geschichte, die auf Unsicherheiten beruht, und Karlas Geschichte vom Sterben und ihrer Kraft im Reinen zu sein.

Herbstroses avatar
Herbstrosevor 4 Jahren
Kurzmeinung: Ein wunderbares Buch, das nachdenklich, aber nicht traurig stimmt!
In Würde sterben …

Ursprünglich hatte sich Fred Wiener, als er sich zum ehrenamtlichen Sterbebegleiter ausbilden ließ, seine Tätigkeit viel leichter vorgestellt, denn gleich bei seiner ersten Aufgabe läuft einiges schief. Karla Jenner-García, die an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist, hat genaue Vorstellungen darüber, wie sie die ihr noch verbleibende Zeit verbringen will – und dabei ist Fred ihr zunächst eher hinderlich als hilfreich. Wesentlich hilfreicher für die ehemalige Fotografin hingegen ist Phil, Freds 13jähriger Sohn, den sie mit der Aufgabe betraut, ihre umfangreiche Negativ-Sammlung zu digitalisieren. Ihm hat es Fred auch zu verdanken, dass sein Kontakt zu Karla wieder hergestellt wird, nachdem seine Bemühung, der Sterbenden noch eine letzte Überraschung zu bereiten, gründlich danebengegangen ist. Endlich wird er von Karla akzeptiert und auch das Verhältnis zu seinem Sohn bessert sich zusehends. Zwischen den drei so unterschiedlichen Menschen entsteht eine tiefe Verbundenheit … 

Susann Pásztor ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie wurde 1957 als Tochter eines ungarischen Vaters und einer deutschen Mutter in Soltau geboren. Sie studierte Kunst und Pädagogik und arbeitet heute als Autorin, Übersetzerin und Illustratorin in Berlin. In der Stiftung Lazarus-Diakonie Berlin erhielt sie eine Ausbildung und ist seit den 2010er-Jahren im ambulanten Hospizdienst ehrenamtlich tätig. „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ist ihr dritter Roman, für den sie 2018 den Evangelischen Buchpreis erhielt. 

Es ist schon erstaunlich, wie man über eine so schwierige Materie so leicht und locker schreiben kann. Die Autorin versteht es ausgezeichnet dem Thema Sterbebegleitung, das sehr gerne verdrängt wird, seine Natürlichkeit zu geben und den Leser unbefangen damit vertraut zu machen. Die Vergänglichkeit unseres Daseins, Krankheit und Tod, gehören zum Leben und werden hier unaufdringlich, ohne Pathos und mit sehr viel Feingefühl behandelt. Gelegentlich eingestreute humorvolle Begebenheiten lockern auf, regen zum Schmunzeln an und nehmen den Ereignissen die Schwere. Die einzelnen Charaktere sind sehr lebensecht und realistisch ausgearbeitet, unvollkommen wie im richtigen Leben. Die Autorin hat ein feines Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen und lässt die Geschichte optimistisch ausklingen.  

Fazit:  Ein schönes, ein berührendes Buch, dem ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung geben kann.  

schokoloko29s avatar
schokoloko29vor 6 Jahren
Das erste Mal Sterbebegleiter sein

Fred hat es nicht leicht. Er ist ein zertifizierter Sterbebegleiter und soll Karla, die unheilbar an Krebs erkrankt ist, betreuen. Er möchte alles richtig machen und ist sehr bemüht und kommt an seine Grenzen. Karla ist nämlich sehr eigensinnig und möchte nur Hilfe, wenn sie es will. Dies ist für ihn sehr schwierig und er kommt manchmal auch an seine Grenzen. 

Doch mit der Verbindung von Karla und seinem Sohn, Phil, entsteht etwas neues. Die Beziehung von Fred und Phil verändert sich und auch Karla kann mit der Zeit mehr Nähe zulassen.

Eigene Meinung:
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Die beschriebenen Personen sind nicht immer nur nett und hilfsbereit. Sie haben Macken und sind manchmal auch sehr schwierig und nervig. Darüber hinaus bin ich sehr positiv überrascht, denn es ist keine Betroffenheitsliteratur. Sondern das pralle Leben.
Die Sprache ist sehr prägnant. Der einzige Kritikpunkt für mich war, dass die einzelnen Personen manchmal überzeichnet waren.

Das Buch hat mich auf eine Reise genommen. Die Protagonisten haben sich im Laufe der Zeit für mich zum positiven verändert. Karla konnte am Ende sich fallen lassen und gehen und Fred und Phil haben sich durch ihre Begleitung zum positiven verändert.

Daher klare Leseempfehlung von mit!

Botte05s avatar
Botte05vor 6 Jahren
Kurzmeinung: Für mich ist „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ein wunderbares Buch, welches mir etwas mit gibt.
Das letzte Wegstück

„Fred, alleinerziehender Vater, Angestellter, seit Neuestem Sterbebegleiter, möchte bei seinem ersten Einsatz alles richtig machen. Karla, reserviert und eigensinnig, hat nur noch wenige Monate zu leben. Phil ist Freds 13-jähriger Sohn und bekommt eine besondere Aufgrabe von Karla. Eine spannungsreiche und spannende Beziehungsdynamik entsteht, als sich diese drei ganz unterschiedlichen Menschen auf einen gemeinsamen Weg machen.“ – Zitat Buchrücken

Mit ihrem Buch gibt Susann Pásztor mir eine Art „Handbuch zur Sterbebegleitung“ an die Hand, obwohl es sich ja „nur“ um einen Roman handelt. Sehr feinfühlig, realistisch, leise und sachlich darf ich Karla auf dem Weg hin zum Sterben begleiten. Es fühlt sich nicht nach Voyeurismus an, es gibt keine „special effects“, sondern „einfach“ nur ein letztes Wegstück.

Und dann sind da noch Fred und sein Sohn. Fred, immer bemüht, das Richtige zu tun, leider hin und wieder etwas „unglücklich“ in seiner guten Absicht. Phil, eigentlich noch zu sehr Kind, aber im Umgang mit Karla hervorragend intuitiv und wohltuend; ein kleiner Erwachsener. Genau wie Fred muss auch ich lernen, dass es bei einer Sterbebegleitung nicht um meine Vorstellung vom Tod oder Ableben geht, sondern schlicht und ergreifend um die Wünsche, Ansichten und Pläne des zu Begleitenden.

So begleite ich die verschiedenen Phasen des Fortgehens, welche in diesem Falle aufgrund einer Krebserkrankung zu einem unabdingbaren Sterben führen werden. Ich erfahre mehr als mir lieb ist über Bestattungsmöglichkeiten im In- und Ausland und kann voll verstehen, dass Karla „das alles“ irgendwie nicht will… Am Ende steht jedoch nicht der Tod, sondern das Weiterleben der Begleiter, welches durch das Kennenlernen von Karla, dieser wunderbaren Frau und ihrem „Sein“ bereichert wurde.

Für mich ist „Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster“ ein wunderbares Buch, welches mir etwas mit gibt. Aber wem würde ich es empfehlen wollen?!? Es könnte dem einen oder anderen Leser zu viel „Realität“ beinhalten. Es ist kein Unterhaltungsbuch, obwohl es mich in seiner Ernsthaftigkeit durchaus „unterhalten“ hat.

Rezension: Susann Pásztor, Und dann seht einer auf und öffnet das Fenster, Literatur, Kiepenheuer & Witsch, Gebundene Ausgabe, 288 Seiten, 20,00 €, Erscheinungsdatum: 16.02.2017

Phyrias avatar
Phyriavor 6 Jahren
Gute Umsetzung eines ernsten Themas

Der alleinerziehende Fred hat nach einer erfolgreichen Ausbildung zum Sterbebegleiter seinen ersten Einsatz bei Karla, einer 60jährigen unheilbar an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankten Frau, die auf ihn nicht ganz so reagiert wie er es sich erhofft hatte. Und auch wenn das erste Aufeinandertreffen nicht so verlaufen ist wie es sollte, ist er stark darauf bedacht alles richtig zu machen um Karla ein paar wunderschöne letzte Wochen zu bescheren Womit er ungewollt eine Grenze überschreitet, die Konsequenzen nach sich zieht. Nur noch sein dreizehnjähriger Sohn Phil ist bei ihr willkommen, zumindest bis ein Anruf Fred die Chance dazu bietet es bei Karla wieder gutzumachen. 


Meine Meinung: 
Es ist ein alles in allem ruhiger Roman, bei dem man von vornherein weiß in welche Richtung es sich entwickelt, auch wenn ich versucht habe an ein Wunder zu glauben. Man kann jedoch nichts anderes tun als die Charaktere auf ihrem Weg zu begleiten und sie langsam aber sicher ins Herz zu schließen. 
Dadurch, dass die Autorin selber als ehrenamtliche Sterbebegleiterin tätig ist, wirft die Geschichte ein besonders reales Licht auf die Ereignisse. Susann Pásztor schafft es einem ein sehr deutliches Bild von ihrer Aufgabe und ihren Erfahrungen als Sterbebegleiterin zu vermitteln ohne den Leser den ganzen Roman über emotional herunterzuziehen. Was nicht bedeutet, dass ich gegen Ende nicht in Tränen ausgebrochen bin. Ehrlich gesagt konnte ich gar nicht mehr aufhören. Dieses Thema bewegt einen und dagegen konnte und wollte ich mich auch nicht wehren. 
Die Charaktere wirken unglaublich real und da wir größtenteils aus der Sicht von Fred und Phil, der was Sprache und Gedichte angeht sehr begabt ist, lesen können, wissen wir stets was sie in den verschiedenen Situationen denken, was praktisch ist da es im Grunde wenige Dialoge gibt. Wobei diese dann umso besonders und aussagekräftig sind. Von Karla kriegen wir nur ihre Listen zu lesen, die sie oft anfertigt und auch wenn mich ihre Lebensgeschichte interessierte, so passt es auch zu ihr als Person, dass man das Meiste nun mal nicht über sie erfährt. Man muss also die kleinen, faszinierenden Einblicke in ihr Leben umso mehr schätzen. 
Die jeweilige Beziehung zwischen Fred und Phil mit Karla ist wundervoll zu verfolgen. In einer gewissen Weise lernte ich mit den beiden gleichermaßen wie man Karla das Ganze etwas erleichtert. Und auch wenn Fred eine gewisse Distanz zu Karla bewahren muss, ist es bewundernswert wie sehr er sich anstrebt alles richtig zu machen, sich manchmal hütet seine eigene Meinung kundzutun und generell wie sich dieser Mann am Ende von dem am Anfang unterscheidet. Es war eine tolle Idee, dass Phil den Job bei Karla annahm, denn mit seiner noch etwas kindlichen und doch vernünftigen, hinterfragenden Art hat er etwas zur Geschichte und der Harmonie beigetragen, das kein anderer Erwachsener konnte. 
Es ist erfreulich zu sehen wie das einzigartige Vater-Sohn nicht nur noch näher zusammenrückt sondern auch über sich hinauswächst. Die Entwicklung die von Kapitel zu Kapitel voranschreitet ist großartig und auch die zu Anfang eher kühl wirkende Karla zeigt mit der Zeit eine andere Seite von sich. 
Susann Pásztor ist ein umwerfender Roman mit immenser Aussagekraft gelungen, der auch durch liebevoll gezeichnete, außergewöhnliche Nebencharaktere überzeugt. Die mit noch mehr Charme, Liebe und Witz die Geschichte bereichern, man kommt nicht umhin jeden Einzelnen der Charaktere zu mögen. 


Fazit: 
Es ist nicht nur ein Roman über das Sterben und den Umgang mit dem Tod, es ist auch eine Geschichte über das Leben, das füreinander einstehen und über sich hinauswachsen. 
Das Buch bietet einen guten Blick auf die ehrenamtliche Arbeit der Sterbebegleiter, denen ein großes Dankeschön gebührt. 
Es bleibt eine unvergessene Geschichte mit einzigartigen Charakteren. 

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Weitere Informationen zum Buch

Pressestimmen

»An keiner Stelle wird dieses Buch pathetisch oder gar rührselig. Dieser Roman ist keiner, der Angst vorm Sterben macht. Im Gegenteil. Er macht Lust auf das Leben.«
WDR Frau TV

»Susann Pásztor überspielt jegliche Gewichtigkeit, sie bringt uns dazu, im Lachen das Ernste zu sehen – und umgekehrt«
Süddeutsche Zeitung

»Ihr Geheimnis ist vielleicht, dass sie einfach das Leben bis zum letzten Moment abbildet. Und das ist eben nicht nur düster, morbide und deprimierend, sondern auch voller witziger und skurriler Momente.«
Kieler Nachrichten

»Ohne Pathos, aber mit ganz viel Herz [...].«
buchtipp-neuerscheinungen.de

»Susann Pásztor erzählt eine tolle, intensive Geschichte ganz leicht.«
Barbara

» [...] ein anrührender – und, ja – auch humorvoller Roman über ein trauriges Thema.«
stern

»Ein wunderbares Buch, unaufgeregt erzählt, das Emotionen hervorbringt ohne die Geschichte zu dramatisieren.«
Der Reinbeker

»[...] das ist ganz große Erzählkunst und so ernst wie heiter.«
Donna

»In Susann Pásztors leichtfüßiger Erzählung verliert der Tod seine Düsternis, rückt ganz nah ans Leben heran [...].«
Ö1 Ex libris

»Die Berliner Autorin Susann Pásztor hat eine seltene Gabe: Sie weiß ein bedrückendes Thema leicht zu erzählen.«
Berliner Morgenpost

»Humorvoll und bewegend erzählt Susann Pásztor eine Geschichte über die Kraft und die Reife, die aus menschlicher Fürsorge erwächst.«
Buchjournal

»Susann Pásztor ist es gelungen, ein ernstes, aktuelles Thema, das Sterben unheilbar Kranker, in ein humorvoll-witziges Kleid zu packen. Die Schriftstellerin bringt das Kunststück einer Gratwanderung zwischen Trauerarbeit und Humor fertig.«
Aachener Nachrichten

»komisch, ergreifend und sehr wahrhaftig.«
Brigitte Woman

»So viel Wortwitz und noch mehr Emotionen findet man bei den wenigsten. Zwischen zwei Buchdeckeln steckt hier ein Lesevergnügen auf höchstem Niveau.«
literaturmarkt.info

»Dieses Buch ist eindeutig ein Gewinn!«
buchkultur.net

»Beim Lesen fließen die Tränen, gleichzeitig muss man grinsen und fühlt sich ganz leicht. Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster ist ein Roman über das Sterben – ganz ohne Schwere und Schwärze.«
Radio Fritz

»Der Autorin gelingt es auf berührende Weise, die Leser mitzunehmen und ihnen nicht nur einiges über das Sterben, sondern vor allem über das Leben zu vermitteln«
Spes Viva Zeitung

»Susann Pásztor hat etwas Wunderbares geschaffen [...] ein Meisterwerk an Rührung!«
Laviva

Community-Statistik

in 154 Bibliotheken

auf 20 Merkzettel

von 2 Leser*innen aktuell gelesen

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