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Komödie

von griech.: komos = der Umzug beim Festgelage, ode = Gesang

Schon seit der Antike hat die Komödie eine ungleich größere Formenvielfalt ausgebildet als die Tragödie. In einem wesentlichen Punkt bewahrt sie aber thematische Kontinuität: Als wichtigste Keimzelle des Komischen gilt die Inkommensurabilität der „Natur“ des Menschen und der offiziellen moralischen oder sozialpolitischen Diskurse, die geschaffen wurden, um die archaischen Triebkräfte zu binden. In Konsequenz der Domestizierung und Reduzierung des Menschen zum „Zoon politikon“ (Aristoteles), der stets in die sinnvolle Form des gesellschaftlichen Ganzen eingebunden bleibt und dessen Individualität sich aus diesem Grund nur innerhalb der zugelassenen sozialen Muster entfalten darf, entsteht ein gewisser Überdruck, der sich im Lachen entlädt. Das Lachen denaturiert jeden totalitären Entwurf einer in sich sinnvoll geordneten Wirklichkeit, in der alles und jedes an seinem Platz zu sein hat und deren verborgene Brüche und Risse in der komischen Kunst entblößt werden. Immer wieder zielt die komische Darstellung der Wirklichkeit auf die Obrigkeit und macht nicht einmal vor der Erhabenheit der Götter halt.
In der Geschichte der Theaterkomik entwickelt sich eine Vielzahl verschiedener Komödienformen, die bis in unsere Tage wirksam geblieben sind und die auch im Film realisiert worden sind. Neben der Kleistschen Situationskomödie steht die Charakterkomödie Molières, es gibt ironische und satirische Komödien, weinerliche Lustspiele, Sittenkomödien, Intrigenkomödien, Farcen und Possenspiele, Typenkomödien, Konversationstücke, Grotesken, Musikkomödien und Operetten. Die Gattung der Komödie hat neben dieser Formenvielfalt einen Figurenkanon essenzieller Sozialtypen herausgebildet, die sich in vorgegebenen Figurenkonstellationen auch im Kino immer wieder begegnen. Das komische Element im Film ist so alt wie das Medium selbst und deckt die ganze Skala von der leichten, versöhnlichen Stimmung über alberne und hysterische Varianten bis hin zum bitteren, schwarzen und sadistischen Duktus ab. Außerdem ist wie in Literatur und Theater auch im Film die Komödie ein geeignetes (oft das einzig mögliche) Gefäß, politisch heikle Inhalte zur Sprache zu bringen.
Im Lauf der Filmgeschichte haben sich zahlreiche Genres unterschiedlichster Couleurs ausgebildet. Manche von ihnen sind in ihrer Entstehung und Existenz eng an historische Perioden oder aber an ihre Darsteller gebunden (wie die Screwball Comedy). Andere dagegen gründen auf zeitlosere Strickmuster und überdauern historische Prozesse. Wieder andere vermengen sich mit ernsten oder politischen Arten des Tonfalls und sind an den Außenbereichen der Komödie zu situieren (wie die Tragikomödie und manche Formen der Satire). 

Literatur: Bergson, Henri: Das Lachen. Ein Essay über die Bedeutung des Komischen. Darmstadt: Luchterhand 1988. Zahlr. andere Ausg. – Erdmann, Eva (Hrsg.): Der komische Körper. Szenen, Figuren, Formen. Bielefeld: Transcript-Vlg 2003. – Heinz-B. Heller (Hrsg.):Filmgenres Komödie. Stuttgart: Reclam 2005. – Greiner, Bernhard: Die Komödie. Eine theatralische Sendung: Grundlagen und Interpretationen. Tübingen: Francke 1992. – Horton, Andrew S.: Comedy/Cinema/Theory. Berkeley/Los Angeles/Oxford: University of California Press 1991. – Karnick, Kristine Brunovska / Jenkins, Henry (Hrsg.): Classical Hollywood Comedy. New York/London: Routledge 1995. – Mast, Gerald: The Comic Mind. Comedy and the Movies. 2nd ed. Chicago/London: University of Chicago Press 1979. Zuerst 1974. – Vineberg, Steve: High Comedy in American Movies. Class and Humor from the 1920s to the Present. Lanham (...): Rowman & Littlefield 2005.
 

Referenzen