Georg Elser und sein Attentat vom 8. November 1939 im Bürgerbräukeller
 

Georg Elser und sein Attentat vom 8. November 1939

Am 8. November 1939 verübte Georg Elser im Münchner Bürgerbräukeller einen Bomben-Anschlag auf Adolf Hitler und nahezu die gesamte NS-Führungsspitze. Das Attentat scheiterte nur knapp. Der gelernte Schreiner und überzeugte Widerstandskämpfer aus Baden-Württemberg wurde bei seiner Flucht in die Schweiz festgenommen. Die Deutschen glaubten dem Gerücht der NS-Propaganda, dass der britische Geheimdienst verantwortlich für den Anschlag sei. Nach fünf Jahren Haft in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau wurde Elser am 1945 im KZ Dachau ermordet, seine Leiche danach verbrannt. Heute hat der Einzeltäter seinen Platz in der Geschichte des deutschen Widerstands gegen die NS-Diktatur gefunden.

Georg Elser, der Widerstandskämpfer

Lange Zeit ist es auch nach 1945 schwierig gewesen, an Georg Elser und sein Attentat vom 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller zu erinnern. Im Nachkriegsdeutschland wurde der Handwerker zunächst nicht als Widerstandskämpfer wahrgenommen. Lügen und Legenden verstellten den Blick auf jenen Mann, der früher als andere erkannt hatte, dass Hitlers Politik auf ein Ziel, auf Krieg hinauslief. Um dies zu verhindern, entschloss sich Elser zur Tat.

Georg Elser hat früh in seinem Leben ein ausgeprägtes Freiheitsgefühl und Unabhängigkeitsstreben entwickelt - Überzeugungen, die von den Nationalsozialisten extrem eingeschränkt wurden. Deshalb lehnt Elser das rechte Gedankengut von Anfang an ab. Er verweigert sogar konsequent den „Hitlergruß“, was seine Ablehnung auch in der Öffentlichkeit deutlich zum Ausdruck bringt.

Der gelernte Schreiner ist sich im September 1938 sicher, dass ein Weltkrieg – angezettelt durch die Nationalsozialisten – unvermeidbar ist. Deshalb beschließt Elser, die führenden Personen Hitler, Goebbels und Göring umzubringen, um das deutsche Volk und die ganze Welt zu retten. Mit dem deutschen Überfall auf Polen am 1. September 1939 beginnt der Zweite Weltkrieg, und Georg Elser sieht sich in seinem Vorhaben bestärkt.

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Der Anschlag

Monatelang bereitet er den Anschlag akribisch vor. Bei seinem Arbeitgeber, der Heidenheimer Armaturenfabrik, lässt er 250 Presspulverstücke mitgehen. Um an Sprengstoff zu gelangen, beginnt er eine Arbeit beim Steinbruch in Königsbronn. Von August 1939 an lebt Elser in München, um das Attentat im Bürgerbräukeller vorbereiten zu können.

Die Sprengstoffladung, die Elser gebaut hatte, explodierte am 8. November 1939 genau und planmäßig um 21.20 Uhr im Bürgerbräukeller und verwandelte den Saal in ein Trümmerfeld. Sie zerschmetterte nicht nur die Säule hinter dem Rednerpult und ihre Umgebung, sondern ließ auch die Decke einstürzen. Acht Menschen starben, sieben NSDAP-Mitglieder und die Kellnerin Maria Henle. 63 Personen wurden verletzt. Aber Adolf Hitler, hatte seine Rede schon um 21.07 Uhr beendet und mit den Vertretern von Partei und Regierung den Saal verlassen.

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Die Festnahme und Ermordung

Georg Elser wird am 8. November noch vor der Explosion seines Sprengkörpers gegen 20.45 Uhr in Konstanz von zwei Zollbeamten wegen seines Versuchs, illegal in die Schweiz zu gelangen, festgenommen. Als die Meldung vom Attentat Konstanz erreicht, erregen einzelne Gegenstände in Elsers Taschen Verdacht. Die Gestapo bringt ihn nach München. Dort wird Elser in der Staatspolizeileitstelle München verhört und auch gefoltert.

Elsers Ermordung

Am 9. April 1945 wurde Georg Elser im KZ Dachau ermordet. Der Befehl zur Hinrichtung des Schreiners erfolgte per Schnellbrief aus Berlin. Das NS-Regime ließ am selben Tag eine Reihe von Widerstandskämpfern töten. Elsers Leichnam wurde verbrannt, seine Asche verstreut. Keine Grabstätte erinnert an den Mann, dessen Bombenattentat Hitler nur knapp entgangen war.

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Elser als wichtiger Teil der Deutschen Geschichte

Heute hat der Einzeltäter seinen Platz in der Geschichte des deutschen Widerstands gegen die NS-Diktatur gefunden. Dazu haben Historiker beigetragen – Peter Steinbach und Johannes Tuchel etwa, die wissenschaftlichen Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, die umfassend zu Elser gearbeitet haben, sowie Lothar Gruchmann, der Elsers Gestapo-Verhörprotokoll 1964 durch einen Zufall entdeckte. Dafür haben sich besonders auch Bürgerinnen und Bürger eingesetzt – allen voran der Georg-Elser-Arbeitskreis Heidenheim, der in den Achtzigerjahren gegründet wurde, und längst auch die Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn, die sich seit ihrer Einweihung 1998 als aktive Forschungs- und Erinnerungsstätte versteht.

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Publikationen

Aus der Reihe MATERALIEN:
„Ich habe den Krieg verhindern wollen.“
Der Hitler-Gegner Georg Elser und sein Attentat vom 8. November 1939 – die Motive, Vorbereitungen und Folgen.

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Landeskundliches Faltblatt 15/2000 – Menschen aus dem Land
Georg Elser (1903-1945)
Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg
Stuttgart 2010
Preis: kostenlos

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Ausstellung

„Ich habe den Krieg verhindern wollen – Georg Elser und das Attentat vom 8. November 1939“

Die Wanderausstellung ist ein Angebot der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, realisiert mit Förderung durch die Baden-Württemberg Stiftung. Die Ausstellung kann ausgeliehen werden.
Diese Wanderausstellung zeigt die politisch-moralische Motivation Elsers und seinen aktiven Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Insgesamt 29 Ausstellungsfahnen stellen sein Leben, die Hintergründe zum Bombenanschlag sowie die anschließenden Vernehmungen durch die Gestapo dar.

Ausstellung Georg Elser

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Interview mit Prof. Peter Steinbach

Fragen an den Historiker Peter Steinbach zu Georg Elser:

Herr Professor Steinbach, nach 1945 ist Georg Elser jahrzehntelang verkannt worden. Die unterschiedlichen Formen des Widerstands wurden kaum wahrgenommen. Was hat sich am Blick auf die Geschichte geändert?

„In der Nachkriegszeit haben die Deutschen in ihrer Mehrheit betont, von den NS-Verbrechen und der Wirklichkeit des Unrechtsstaates wenig gesehen und eigentlich nichts gewusst zu haben. Sie entlasteten sich mit dem Hinweis auf den allgegenwärtigen Terror, den Partei und Gestapo verbreitet hätten. Und sie betonten die eigenen Erfahrungen mit Krieg, Flucht und Vertreibung. Viele sahen sich als Opfer. Erst mit der Kenntnis von den Gewaltverbrechen wuchs die Einsicht in Unterdrückung und das an den Opfern der NS-Rassen- und Unterdrückungspolitik begangene Unrecht. Zugleich wurden die Folgebereitschaft und die weitgehende Anpassung vieler Zeitgenossen kritisiert. Immer häufiger wurde nicht nur nach dem Widerstand gefragt, sondern es wurden auch Regimegegner gewürdigt, die sich den Befehlen und Zumutungen couragiert entgegengestellt hatten. Der Anerkennung des NS-Unrechtsstaats folgte deshalb die Würdigung des Widerstands als Ausdruck eines stellvertretenden mitmenschlichen Handelns, als Manifestation der Zivilcourage im Alltag, als Bekräftigung des Anspruchs, Verletzungen von Menschenrechten zu ahnden und die Würde aller Menschen zu achten, die von staatlichen Institutionen oder auch von gesellschaftlichen Gruppen bedroht werden. Sichtbarer Ausdruck dieses Anspruchs war das Versprechen, politisch Verfolgten Zuflucht zu gewähren.“

Welchen Platz hat Elser heute in der Geschichte des Widerstands?

„Elser kam fünf Jahre vor Stauffenberg dem Ziel denkbar nahe, Hitler zu töten und so dem von ihm klar vorausgesehenen Verhängnis des Krieges entgegenzuhandeln. Er macht deutlich, dass auch ein Einzelner den Unrechtscharakter eines Regimes erkennen kann und aus der Einsicht eine Konsequenz zieht, die ihn als verantwortlich Handelnden herausfordert und auch schuldig werden lässt. Denn seine Angehörigen gerieten in die Fänge des Regimes und unter den Opfern des Anschlags auf Hitlers entschlossenste Anhängen war auch eine unschuldige Kellnerin. Im Unterschied zu vielen Zeitgenossen, die die eigene Haut retten wollten und deshalb das Regime unterstützten, die Karriere machten und unempfänglich waren für das alltägliche Unrecht, zeigt Elser, dass er sich nicht blenden ließ und Hitlers Regime durchschaute. Er symbolisiert so die Verantwortung des Einzelnen für Maßstäbe humaner Orientierung und die Verpflichtung, Widerstand zu leisten, wenn keine andere Möglichkeit besteht, den verbrecherischen Staat zu bekämpfen. Heute bekennt sich das Grundgesetz mit Artikel 20 Absatz 4 zu dem Widerstandsrecht, das Elser für sich in Anspruch nahm.“

Elser, die Geschwister Scholl, die Brüder Stauffenberg: wichtige Widerstandskämpfer waren aus dem Südwesten. Wie bewerten Sie das?

„Aus dem deutschen Südwesten stammen viele Widerstandskämpfer, nicht nur die Brüder Stauffenberg, die Geschwister Scholl oder Johann Georg Elser. Zu ihnen gehören etwa Eugen Bolz, Ludwig Marum, Joannes B. Sproll oder Gertrud Luckner und Reinhold Frank – jeder Regimegegner steht für eine Tradition des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Sie landes- und erinnerungspolitisch zu instrumentalisieren, um Regionalstolz auf den Widerstand zu beziehen, wäre aber die falsche Konsequenz. Denn in Baden und Württemberg wurden auch viele Verbrechen verübt, Kranke ermordet, Menschen deportiert, beraubt und denunziert. Für mich ist besonders wichtig, dass hier zahlreiche Gedenkstätten an Unterdrückung, Verbrechen und Leid erinnern und so dazu beitragen, aus historischem Bewusstsein Maßstäbe eines zivilisierten Miteinanders, des Eintretens für Bedrängte, Entrechtete und Verfolgte zu begründen. Die Erinnerungsstätten zur Widerstandsgeschichte erinnern daran, dass es möglich war, dem Rad des Staates in die Speichen zu greifen, die Not der Opfer zu sehen, die Verbrechen der Täter zu bekämpfen – auch um den Einsatz des eigenen Lebens.“

Was lehrt uns Georg Elser heute?

„Seine Lebensgeschichte zeigt, dass jeder Einzelne verantwortlich ist für die Politik und die Geschichte seines Volkes. Elser erkannte die Zeichen und die Gefahren der Zeit, er ließ sich von der politischen Propaganda und den nationalsozialistischen Medien nicht gleichschalten. Konsequent bereitete er seinen Versuch vor, den Krieg durch Tötung der NS-Führung zu verhindern. Er war möglicherweise viel weitsichtiger als jene Regimegegner, die 1939 planten, Hitler vor Gericht zu stellen. Bedeutend ist er auch, weil er zu seiner Tat stand. Werkzeug anderer Mächte, wie die Nationalsozialisten suggerierten, wollte er nicht sein, sich seine Verantwortung nicht schmälern lassen. Er wurde am selben Tag wie andere wichtige Regimegegner – unter ihnen Dietrich Bonhoeffer, Hans von Dohnanyi – ermordet. Wichtig ist er aber auch, weil seine Nachgeschichte deutlich macht, wie schwer sich die Deutschen nach 1945 damit taten, den Widerstand anzuerkennen und zu würdigen. Erst historische Forschungen schufen die Grundlage für eine neue Würdigung. Wichtig für Georg Elsers Anerkennung waren bürgerschaftliche Initiativen vor Ort, vor allem in Königsbronn. Wenn heute eine Gedenkstätte an Elser erinnert, so zeigt sich, dass Erinnerung und Gedenken nicht selten auch geschichtspolitisch erkämpft werden müssen. Traditionen entwickeln sich nicht, sie müssen geschaffen werden.“

Download des Interviews

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Elser – Der Film

Elser, der Film

  

Oliver Hirschbiegels Film setzt dem früh Widerstand leistenden Hitler-Attentäter Georg Elser ein Denkmal.

Darsteller: Christian Friedel, Katharina Schüttler, Burghart Klaußner, David Zimmerschied, Rüdiger Klink, Felix Eitner u.a.
Drehbuch: Fred und Léonie-Claire Breinersdorfer
Regie: Oliver Hirschbiegel

www.elser-derfilm.de

www.elser-derfilm.de/schulmaterial.html

Anlässlich des Films:

Wortlaut der Videobotschaft des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zu Georg Elser

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