Nach öffentlicher Kritik: Kreml-Sprecher Peskow wird vermisst
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Nach öffentlicher Kritik: Die Stimme des Kreml ist verstummt – Peskow wird vermisst

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Russlands Präsident Wladimir Putin und Kreml-Sprecher Dmitri Peskow während einer Konferenz im Dezember 2020.
Die Stimme des Herrn: Dmitri Peskow (am Pult) ist seit mehr als zehn Jahren Sprecher des Kreml-Chefs. Jetzt ist er verschwunden. © Sergei Bobylev/IMAGO

Dimitri Peskow ist weg. Wortlos. Spurlos. Spekulationen reichen von einem spontanen Urlaub bis zu den Folgen einer vermeintlich unangenehmen Äußerung.

Moskau – Der Kreml hat seine Stimme verloren. Dimitri Peskow, der Sprecher der russischen Regierung, ist seit fast drei Wochen verschwunden. Sein Fehlen in der Öffentlichkeit löst insoweit Besorgnis aus, weil er Anfang August in Medien zitiert wurde. Und zwar mit Aussagen, die als Kritik an Wladimir Putin gedeutet werden können.

Verschwinden Peskows: Verdacht der Verhaftung steht im Raum

Deshalb steht der Verdacht einer Verhaftung im Raum. Denn Regierungschef Putin hatte bereits Anfang des Jahres die Strafen für öffentliche Kritik heraufgesetzt. Dem Institute for the Study of War zufolge hatte er am 28. Februar 2023 erklärt, Russland müsse „die illegalen Aktivitäten derjenigen, die versuchen, die Gesellschaft zu schwächen, identifizieren und stoppen“. Und weiter: Die russischen Staatsfeinde würden „Separatismus, Nationalismus und Neonazismus als Waffe einsetzen“. Peskow hat nun das Wahlsystem als undemokratisch diskreditiert. Und möglicherweise die Folgen zu spüren bekommen.

Peskows Kritik: die Wahl des Präsidenten sei undemokratisch

Die Präsidentschaftswahlen in Russland halte er für nicht wirklich demokratisch; eher für kostspielige Bürokratie, zitierte die New York Times Anfang August den 56-Jährigen, der seit mehr als zehn Jahren für das russische Staatsoberhaupt als Sprecher arbeitet. Außerdem gehe er, so Peskow, davon aus, dass Putin 2024 mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit zum Präsidenten Russlands wiedergewählt werden würde. Seit der Veröffentlichung des Artikels ist Peskow von der Bildfläche verschwunden. Der seit mehr als 23 Jahren regierende Putin wird im nächsten Jahr wahrscheinlich wieder antreten. Die Vorbereitungen auf die Wahl im März 2024 laufen bereits.

Verwirrspiel: Kein Auftritt Peskows aber ein Dementi in den Medien

Trotz dessen brachte die staatliche Nachrichtenagentur Tass ein Lebenszeichen von ihm in Form eines Dementis – die Times habe ihn missverstanden oder zumindest falsch interpretiert, lies die Tass verlauten. Ihr zufolge habe Peskow im Gespräch mit dem Reporter lediglich klarstellen wollen, wie beispiellos der Rückhalt des russischen Präsidenten sei und im Falle einer erneuten Kandidatur sicher zu einer Wiederwahl mit einer überwältigenden Mehrheit führen würde. Peskow teile die Überzeugung, dass Putin definitiv wiedergewählt werde und habe dies auch als absolut persönliche Aussage verstanden wissen wollen.

Peskows Verschwinden: einfach nur ein Spontan-Urlaub?

Die russische News-Website RBC zitiert ihn in einem beschwichtigenden Tonfall: „Obwohl Wahlen unabdingbarer Bestandteil von Demokratie sind und Putin die Durchführung von Wahlen angeordnet hat, wäre es theoretisch möglich auf sie zu verzichten“, sagte er dort. Die russische TV-Journalistin Xenija Sobtschak mahnt über ihren Telegram-Kanal zur Ruhe: „Der ist vermutlich nur im Urlaub und in zwei Tagen wieder da.“ (Karsten-D. Hinzmann)

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