Till Backhaus / dpa

Till Backhaus im Porträt - Landwirt und SPD

Till Backhaus ist der dienstälteste Minister Deutschlands – und volksnah. Eine ideologiebasierte Politik bringt die Bauern auf die Barrikaden, warnt er.

Autoreninfo

Benjamin Lassiwe ist freier Journalist in Potsdam.

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Als im Frühjahr Traktoren die Straßen blockierten, war Till Backhaus alarmiert. „Ich habe die Bauern noch nie so aufgebracht erlebt“, sagte der Landwirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern damals. Und wenn Backhaus das sagt, will das etwas heißen: Der gelernte Landwirt, der 1989 im heute zu Niedersachsen gehörenden Amt Neuhaus die Sozialdemokratische Partei in der DDR mitgegründet hat, ist seit mehr als 25 Jahren in seinem Amt – und mittlerweile der dienstälteste Minister eines deutschen Bundeslands.

„Die Politik in Brüssel und die Politik in Berlin haben das Fass zum Überlaufen gebracht“, sagt Backhaus. Die Landwirte seien einseitig belastet worden: Während sich die Streiks etwa bei der Deutschen Bahn oder bei der Lufthansa um Arbeitszeiten und Lohnerhöhungen drehten, gehe es in der Land- und Forstwirtschaft schon lange nur noch um den Abbau von Geld und Subventionen. „Dass die Landwirte dann irgendwann auf die Barrikaden gehen, habe ich verstanden“, sagt Backhaus. In Mecklenburg-­Vorpommern bemühte er sich darum, mit den Bauern Kompromisse zu erarbeiten. Zusammen mit Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) lobbyierte der Minister für die Rücknahme der Streichung bei der Kfz-Steuerbefreiung in der Landwirtschaft – erfolgreich. Und er setzte sich dafür ein, mit den Bauern Alternativen zum Agrardiesel zu finden.

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Klaus Funke | Mi., 15. Mai 2024 - 12:23

Backhaus ist streitbarer, aber sachkundiger Minister. MeckPom kann froh sein, dass es ihn hat. Ich wünschte, wir hätten in Sachsen so einen Mann. Dann würde ich sogar SPD wählen, wiewohl die so einen Minister hier bei uns nicht verdienen. Backhaus ist von altem Schrot und Korn, ein Nordländer durch und durch. Ich sehe und höre mir seine Beiträge immer gerne an. Ich glaube, die Bauern in Mecklenburg vertrauen ihrem Minister und hören ihm gerne zu. Freilich hat er auch Fehler und natürlich welche gemacht, aber das übersehen wir hier mal. Ich weiß nicht, wie lange er noch machen will, hoffentlich noch ´ne Weile. Wenn nicht, dann leihen wir ihn uns mal nach Sachsen aus. Alles Gute, Till, beste Gesundheit, und rauch´ und trink nur in Maßen. Allens Gode för Di!

Ernst-Günther Konrad | Mi., 15. Mai 2024 - 12:38

Ja, es gibt sie noch, wenn auch demografisch bedingt immer weniger, die alten Sozialdemokraten, die ein Ministerium leiten, weil sie die Materie kennen, in dem Fall selbst Landwirt und den trotz Landespolitik noch der Zugang zum "gewöhnlichen" Volk vorhanden ist. Doch was konnte er letztlich bewegen? Das was Landespolitisch geht da hat er Einfluss, aber auf die Bundespolitik oder gar die europapolitischen Themen da interessiert auch keinen Minister aus irgendeinem deutschen Bundesland. UvdL hat das Große und Ganze im Blick und da interessieren die Probleme des schnöden Bauern aus MVP oder sonst wo in der Republik niemand mehr. Dass er der Partei die Treue hält kann ich menschlich verstehen. Sie hat ihn ins Amt gebracht, er ist ihr was schuldig. Dass die SPD Basis sicher oft noch anders denkt, wie diese bornierten und talentlosen Looser im Bundesvorstand und der Regierung höre ich selbst hier bei mir an der Basis, natürlich hinter vorgehaltener Hand und ganz vorsichtig und leise.

Jens Böhme | Mi., 15. Mai 2024 - 13:25

Grünsein bedeutet nicht per se Ahnung von Landwirtschaft und dessen Zusammenhängen zu haben. Ginge es nach den Grünen, würde man das Gras natürlich nachhaltig wachsen lassen und hoffen, danach Brot backen zu können. Diese "Technologie" ist evolutionär nicht neu, siehe ca. tausend bis zehntausend Jahre zurück.

Ingofrank | Mi., 15. Mai 2024 - 19:35

Kann man heute mit der Lupe unter den etablierten Parteien suchen und findet sie kaum noch …. die Bodenständigen, die vom Amt auch etwas verstehen und das nicht nachplappern was ihnen ihre Staatssekretäre vorkauen.
Mit besten Grüßen aus der Erfurter Republik