„Alles f�r meine Tochter“ erz�hlt eine ungew�hnliche Adoptionsgeschichte. Die biologische Mutter schleicht sich in das Leben ihrer Tochter. Eine Zerrei�probe zun�chst f�r sie, dann f�r das M�dchen, aber auch die Adoptiveltern haben ihr P�ckchen zu tragen. Ein faszinierender Film. Ann-Kathrin Kramer sah man lange nicht mehr so gut und Alicia von Rittberg bekr�ftigt ihre Stellung als Jungtalent des Jahres. Gro�artig besetzt auch die Nebenrollen. Da ist lange nichts mit Wohlf�hlen in diesem Degeto-Kleinod �ber das zarte Gew�chs Vertrauen, die heilende Kraft von Kommunikation und die zersetzende Kraft der Sprachlosigkeit!
Foto: Degeto / Willi WeberObwohl Clara nicht wei�, wer Ines ist, hat sie bald mehr Vertrauen zu ihr als zu ihrer "Mutter". Sehr stimmig besetzt: Alicia von Rittberg und Ann-Kathrin Kramer
Gene l�gen nicht
Ines Erdmann traut ihren Augen nicht. Clara, ihre neue Sch�lerin, sieht aus wie sie einst aussah als Teenager. Der so patent wirkenden Mathematik- und Sportlehrerin zieht es den Boden unter den F��en weg. Alles kommt wieder hoch, die Situation vor 16 Jahren, ihre Schwangerschaft, der Tod ihres Freundes, ihre Depressionen. Und sie ist es tats�chlich: Clara ist ihre Tochter. Sie wei� nicht, was sie tun soll: sich versetzen lassen? Klarheit schaffen? Nicht einmal ihrem Mann hat sie von ihrem Kind erz�hlt, das sie nach der Geburt zur Adoption freigegeben hatte. Ines erkennt in ihrer Tochter immer mehr eigene Z�ge, die Probleme mit dem Selbstwertgef�hl, der Drang zu laufen, wegzulaufen; und sie versucht, dem M�dchen zu helfen – schulisch, emotional, privat. Clara wei� nichts von ihrer Herkunft. Als sich die Eltern entschlie�en, der Tochter die Wahrheit zu sagen, ist das M�dchen geschockt. Und irgendwann muss sie auch noch erfahren, wer ihre leibliche Mutter ist...�
Foto: Degeto / Willi WeberF�hren sie tats�chlich eine vertrauensvolle Ehe? Kramer & Hans-Jochen Wagner
Soundtrack: Stromae ("Alors on danse"), 5th Dimension ("Aquarius / Let the sunshine in"), Procol Harum ("A whiter shade of Pale")
Schauspieler l�gen nicht
„Alles f�r meine Tochter“ wagt – und gewinnt. Die Setzung zu Beginn, das Bem�hen des Zufalls, �bersteht der Film problemlos, weil er es schafft, dass sich der Zuschauer gar nicht daran sto�en mag. Er will vielmehr wissen, was es mit dieser so umg�nglich erscheinenden Frau auf sich hat, was das f�r eine Ehe ist, die so liebevoll wirkt und vielleicht ja doch nur freundliche Fassade ist, und er will auch mehr �ber dieses h�bsche M�dchen und ihre Eltern wissen. Das Geheimnis, dass diese Adoptionsgeschichte einen als Zuschauer schnell f�r einen Degeto-Freitagsfilm in seinen Bann schl�gt, ist neben der klaren Erz�hlf�hrung und einem angemessenen Tempo die Besetzung. Ann-Kathrin Kramer l�sst einen bald erkennen, dass ihre Rolle zu einer ihrer besten der letzten Jahre geh�rt. Alicia von Rittberg ist durch ihre Leistung in „Und alle haben geschwiegen“ ohnehin die Jungschauspielerin des Jahres; aber auch wer diesen Film nicht gesehen hat, muss ihrem Spiel anmerken, was da noch auf ihn zukommen wird. Das Gleiche gilt f�r Johanna Gastdorf, die einmal mehr in ihrer Rolle als Adoptivmutter einen Charakter knapp und punktgenau verk�rpert. Auch alle tragenden Nebenrollen sind mit Hans-Jochen Wagner, Bernhard Sch�tz, Elena Uhlig und Felix Eiter nicht nur hochkar�tig, sondern nahezu perfekt besetzt. So gelingt es dem Film von Ren� Heisig, ohne sich in braver Konsensdramaturgie zu ergehen, allen Parteien gleicherma�en gerecht zu werden. Die Auseinandersetzungen werden bisweilen hart und kompromisslos gef�hrt. Da ist nichts mit Wohlf�hlen beim Zuschauer. Auch wenn man der unaufgeregt erz�hlten Geschichte gern folgt, sp�rt man doch, dass dieser Tunnelblick der Heldin eine Katastrophe in sich birgt.�
Foto: Degeto / Willi WeberMit ihren (Adoptiv-)Eltern wird es schwieriger... von Rittberg, Sch�tz, Gastdorf
Bilder l�gen nicht
Diese Katastrophe hat aber das M�dchen auszubaden. Von allen belogen, wei� sie bald nicht mehr, wem sie eigentlich noch vertrauen kann. Der Perspektivwechsel im Film kurz vor Schluss, f�r die Qualit�t der Geschichte von unsch�tzbarem Wert, ist eines dieser Wagnisse dieser Produktion – dass es gl�ckt, ist vor allem Alicia von Rittberg zu verdanken. Denn eigentlich w�re man geneigt zu sagen, dass das, was sie hier an Gef�hlen zu spielen hat, zwei Szenen, in denen das ohnehin angeknackste Selbstbild ihrer Clara in wenigen Sekunden zusammenbricht, f�r einen Teenager �berhaupt nicht spielbar ist. Aber mit Hilfe von Heisigs einf�hlsamer Regie und der Kamera von Peter Nix, die sich in die Detailaufnahme des Gesichts einfrisst, werden aus diesen Bildern die eindrucksvollsten (neben dem Bl�ttern von Ines im Fotoalbum der Tochter) in einem eindrucksvollen Film, der viele Wahrheiten streift, ohne mit einer Botschaft zu winken: Es geht um das zarte Gew�chs Vertrauen, jenseits des Adoptivthemas um das Mutter-Tochter-Ding, um die heilende Kraft von Kommunikation und die zersetzende Kraft der Sprachlosigkeit. „Alles f�r meine Tochter“: ein Degeto-Highlight!
Foto: Degeto / Willi WeberWerden die drei Frauen zusammenfinden? von Rittberg, Gastdorf & Kramer
Rainer Tittelbach arbeitet als TV-Kritiker & Medienjournalist. Er war 25 Jahre Grimme-Juror, ist FSF-Pr�fer und betreibt seit 2009 tittelbach.tv. Mehr
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