Reine Chefsache | Kritik | Film | critic.de

Reine Chefsache – Kritik

Ein neuer Film der Weitz-Brüder über den Kapitalismus, die Werbewirtschaft und zu junge Chefs, die mit der eigenen Tochter schlafen. Niveauvoller als American Pie und angepasster als About a boy.

Reine Chefsache

Gerne werden Filme mit ihrer Teilnahme an einem der großen internationalen Filmfestivals wie Cannes, Venedig oder der Berlinale beworben. Doch eins vorweg: Über den Film sagt es nichts aus, dass er im Wettbewerb der größten deutschen Filmfestspiele lief. Entwarnt seien diejenigen also, die sich keine verintellektualisierte Komödie, sondern einen einfachen Unterhaltungsfilm wünschen. Gewarnt seien hingegen diejenigen, die dem Film einen Vertrauensbonus entgegenbringen wollten. Nein, Reine Chefsache (In Good Company) ist vor allen Dingen eine Komödie, und will nicht mehr, und doch so viel wie Unterhaltung zu bieten.

Regisseur Paul Weitz steht in der Tat für erfolgreiche Unterhaltungsfilme wie American Pie (1999) und About a boy (2002). Der Inhalt von Reine Chefsache ist dementsprechend einfach zusammenzufassen: Alternder Ehemann und Vater (Dennis Quaid) ist Chef der Werbeabteilung einer Sportillustrierten, bis ihm bei einer Firmenfusion ein 26-jähriger unerfahrener Yuppie (Topher Grace) vor die Nase gesetzt wird, der sich dazu auch noch in eine Affäre mit seiner 18-jährigen Tochter (Scarlett Johansson) stürzt.

Reine Chefsache

Die Geschichte ist also schon mal nicht das, was einen ins Kino locken wird. Naheliegender sind da schon die Darsteller; Dennis Quaid und Scarlett Johansson, die wohl bekannteren Schauspieler, reizen aber beide ihr Talent nicht aus. Topher Grace hingegen, den man am ehesten aus der TV-Serie Die Wilden Siebziger (That ’70s Show, seit 1998) kennt und von dem man eigentlich denken würde, er biete kaum Projektionsfläche und nicht mehr als ein langweilig-hübsches Gesicht, trifft verblüffend viele unterschiedliche Töne und entfaltet auch gerade in der Kombination mit Spielpartner Dennis Quaid ein komisches Talent.

Die insgesamt mehr als ausreichende Schauspielerei der Hauptakteure wird unterstützt durch die routinierte Regie von Paul Weitz, dem rhythmischen Schnitt von Myron Kerstein (Black and White, 1999), aussagekräftigen Groß- und Detailaufnahmen von (TV-)Kameramann Remi Adefarasin, und einer überraschend persistenten Infragestellung des amerikanischen Großkapitalismus. Nur leider wird Reine Chefsache mit der Zeit zunehmend vorhersehbar und immer weniger amüsant, büßt in der zweiten Hälfte einiges an Schwung ein, und hat letztlich kaum mehr etwas zu sagen. Dennoch enttäuscht der Film dabei kaum. Schließlich weiß man schon vorher: Mit einem Festivalfilm hat dieser Festivalfilm nichts zu tun.

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