„Einfach Heiraten“ im Allgäu: 14 Paare in Oberstdorf
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„Einfach Heiraten“ im Allgäu: 27 Paare lassen sich kirchlich segnen und trauen

Einfach geheiratet: die Oberstdorfer Gemeinderätin Kathrin ­Bäuerle und ihr Mann Christian bei der kirchlichen Trauung mit Pfarrer Roland Sievers.
Einfach geheiratet: die Oberstdorfer Gemeinderätin Kathrin ­Bäuerle und ihr Mann Christian bei der kirchlichen Trauung mit Pfarrer Roland Sievers. © Schwendinger

Es hört sich fast ein bisschen nach Las Vegas an, was da am 24. April in der Evangelischen Erlöserkirche in Oberstdorf sowie im Dekanat Memmingen über die Bühne ging: Reingehen, Ja-Sagen und verheiratet wieder rausspazieren, hieß es dort, und das im 25-Minutentakt. In Wahrheit aber war es die Aktion „Einfach heiraten“ der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Oberstdorf/Memmingen – Die Oberstdorfer Gemeinderätin Kathrin ­Bäuerle und ihr Mann ­Christian Dittrich waren eines der 14 Paare, das sich den kirchlichen Segen abholte. Standesamtlich geheiratet hat das Oberstdorfer Pärchen schon zwei Wochen zuvor. Nur die kirchliche Trauung fehlte noch. Als sie auf Facebook von der Aktion lasen, waren beide Feuer und Flamme. Der „Segen für Lang- und Kurzentschlossene“ stand da – das passte einfach prima auf die Zwei. Seit 20 Jahren sind sie zusammen, heiraten wollten sie schon länger. „Wir sehen uns als Langentschlossene, die kurzentschlossen dabei sind“, lachte Bäuerle.

Einfach heiraten: „Das Datum ist perfekt“

Gottes Segen, den sich jedes Paar, egal ob verliebt, verlobt oder bereits verheiratet, in der festlich geschmückten Kirche abholen konnte, hält Kathrin Bäuerle für „schön und wichtig“. Auch das gewählte Datum für die Aktion sei für sie einfach perfekt, sagte das Paar. Das Datum muss sich obendrein keiner der Beiden notieren, so einfach ist es: 24.04.2024.

Normalerweise bedeutet eine Hochzeit viel Aufwand und monatelanges Vorausplanen. Nicht selten wird das Budget dabei sehr strapaziert. Aus verschiedenen Gründen kommen viele nicht dazu, sich kirchlich zu trauen, was sie später aber vermissen. „Für die ist so ein Tag wie heute Gold wert“, sagt Pfarrer Roland Sievers, der mit einem Kollegen und sechs Kolleginnen aus dem Dekanat Kempten abwechselnd die Paare kostenlos traute.

Sieben Heiratswillige in Oberstdorf wünschten sich eine kirchliche Trauung, vier davon kamen spontan vorbei. Der Rest freute sich über den „kirchlichen Segen“. Es war alles dabei: „Vom frischverliebten Pärchen bis zu einem betagten Hochzeitspaar, das auf den Tag genau vor 60 Jahren geheiratet hat“, erzählt Sievers. Auch ein gleichgeschlechtliches Paar sagte in Oberstdorf „Ja“ zueinander.

Einfach heiraten in Oberstdorf: Pfarrer Sievers erhält berührendes Feedback

Es war ein beeindruckender Tag. Nicht nur für die anwesenden Geistlichen, sondern auch für jedes einzelne Paar, das bei der Aktion – anders als sonst bei großen Hochzeiten mit viel Klimbim – wirklich im Mittelpunkt standen. Die Reaktionen der Leute seien berührend gewesen, freut sich Sievers. Sogar für ihn als Profi. Die Meisten heirateten nur dezent „aufgebrezelt“ zu zweit oder mit wenigen Gästen. Ein älteres Urlauberpaar im Wanderoutfit kam nachmittags noch spontan vorbei. Auch ihre Verbindung wurde feierlich gesegnet.

Trotz der geschrumpften Länge des Prozedere habe bei der Trauung kein Paar auf etwas verzichten müssen, betont Sievers. Alle wesentlichen Elemente einer Hochzeit waren dabei: „Die Traufrage, der Ringwechsel und der Trausegen. Dazu ein Trauspruch mit Auslegung, ein Gebet und der Segen.“ Auch an der Musik wurde nicht gespart: Jedes Paar durfte frei wählen, ob mit Orgelbegleitung oder Klavier, mit Live-Sängerin oder einfach aus der Box.

Mit Seifenblasen und einem Gläschen Sekt vor dem Kirchenportal wurden die Frischgetrauten dann draußen empfangen. Einen extra Segen holten sich bei dieser Gelegenheit übrigens auch noch Kathrin Bäuerles Eltern Ingrid und Peter Bäuerle ab, die seit 57 Jahren verheiratet sind.

„Einfach geheiratet“ auch in Memmingen

Auch im Dekanat Memmingen konnten Lang- und Kurzentschlossene „einfach heiraten“. Insgesamt trauten sich dort 13 Paare. Ob zu zweit oder in Begleitung einer Gruppe, den Heiratswilligen standen in St. Martin gleich drei Locations zur Verfügung: Kinderlehrkirche, Zangmeisterkapelle und Sakristei. Eines der letztjährigen Paare war von der Aktion so begeistert, dass es seinen Treueschwur nochmals erneuerte. „Auch für uns als Team war es ein ganz besonderer Tag“, berichtete Dekanatssekretärin ­Simone Schalk. Wer sich dieses Jahr nicht „getraut“ hat: Am 25. Mai 2025 kann man erneut „einfach hei­raten“.

„Einfach heiraten“ in Bayern

Insgesamt 626 Paare nutzten an 48 Orten in Bayern die Gelegenheit, sich bei der Aktion „Einfach heiraten“ segnen und trauen zu lassen. Für die kostenlose Zeremonie benötigten die Paare lediglich Personalausweis und standesamtlichen Beleg. Die Konfession und die sexuelle Orientierung spielten dabei keine Rolle. Es war auch möglich, die Trauung in die Kirchenbücher eintragen zu lassen. Der Tag „Einfach heiraten“ fand bereits zum zweiten Mal statt (zuletzt am 23. März 2023). Als nächster Termin steht der 25. Mai 2025 fest.

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