Pflegekollaps verhindern! : DIE LINKE.
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Janine Wissler

Pflegekollaps verhindern!

Die Linke fordert Sofortmaßnahmen zum Tag der Pflege

Am 12. Mai ist der Internationale Tag der Pflegenden. Heute sollen Menschen gewürdigt werden, die kranke und alte Menschen pflegen – in Krankenhäusern, in Pflegeeinrichtungen, in der ambulanten und in der häuslichen Pflege. Applaus und Wertschätzung helfen nicht, nötig sind konkrete Maßnahmen, um Beschäftigte in der Pflege und pflegende Angehörige wirksam zu entlasten.

Die Arbeit in der Pflege ist eine Zumutung. Immer mehr Beschäftigte kehren dem Beruf den Rücken. Zu viel Stress, keine Entlastung, Rekordzahlen an Krankheitstagen. Die privatisierte Gesundheitsversorgung wird von den Beschäftigten in der stabilen Seitenlage gehalten. Momentan ist es ein Teufelskreis: Zu viel Stress wegen zu wenig Personal – weshalb viele dem Beruf den Rücken kehren und der Stress weiterwächst. Es braucht Entlastung für die Beschäftigten. Personalschlüssel, die auch eingehalten werden. Pausen, die auch genommen werden können. Höhere Löhne und Flächentarifverträge, die Entlastung garantieren.

Wenn es all das gäbe, dann gäbe es auch mehr Pflegekräfte. Studien haben gezeigt, dass es 300.000 Pflegekräfte in Deutschland gibt, die sich vorstellen könnten, in den Beruf zurückzukehren – wenn die Arbeitsbedingungen besser und mehr Zeit für Patient*innen da wäre.[1][1] Die Mehrheit der Pflegekräfte arbeiten aktuell nicht in Vollzeit – aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen und fehlender Kinderbetreuungsangeboten. Sie verkürzen ihre Arbeit auf eigene Kosten und zu erheblichen Lohneinbußen.

Die meisten Pflegekräfte, die sich vorstellen können, in den Beruf zurückzukehren, würden am liebsten mit 30 Stunden wieder einsteigen, denn dann bleibt genug Zeit für Erholung und Familie. Gleichzeitig können sich viele Teilzeitbeschäftigte vorstellen, um zehn Stunden aufzustocken. Mit einer Teilzeitquote von 65 Prozent liegt die Pflege über dem Durchschnitt der Gesamtbevölkerung. Das ist auch kein Wunder, denn Pflege ist immer noch ein klassischer Frauen-Beruf und diese verrichten zu Hause meistens mehr Sorgearbeit und sind dadurch zusätzlich belastet.

Die Bundesregierung hat versprochen, den Pflegenotstand zu beenden: Im Koalitionsvertrag wurde mehr Personal und eine bessere Finanzierung beschlossen – passiert ist nichts. Lauterbach peitscht gerade seine Krankenhausreform durch – mit der gibt es nicht mehr Geld, sondern vor allem Schließungen. Was bleibt: Die Fallpauschalen, die den Stress bei den Beschäftigten in die Höhe treiben. Die Linke fordert die Finanzierung der Gesundheitsversorgung nach Bedürfnissen und nicht nach Profiten. Das sorgt auch für gute Arbeitsbedingungen bei den Beschäftigten. Mehr Geld für Gesundheit und Pflege fordert nicht nur Die Linke: Laut aktuellem Deutschlandtrend von Infratest dimap sind 78 Prozent der Deutschen dafür, mehr Geld in Gesundheit und Pflege zu investieren.[2][2] Wir brauchen vor allem in zusätzliche Pflegekräfte, um den Pflegenotstand zu beenden.

Wenn es die Bundesregierung ernst meint mit der Beendigung des Pflegenotstandes, muss sie alles tun, um die Arbeit in der Pflege attraktiver zu machen.

 

Unsere Forderungen an die Bundesregierung:

  • In einigen Einrichtungen gibt es bereits tarifliche Vereinbarungen zur Arbeitszeitverkürzung und zum Einstieg in die Vier-Tage-Woche, darauf aufbauend fordern wir, dass die Bundesregierung Modellprojekte fördert und die öffentlichen Einrichtungen mit Bundesmitteln dabei unterstützt voranzugehen und die Arbeitszeit schrittweise zu verkürzen. Das würde schätzungsweise 8,5 Milliarden Euro kosten. Eine verkürzte Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich würde den Beruf attraktiver machen und dazu beitragen, aus dem Beruf ausgeschiedene Pflegekräfte zurückzugewinnen.
  • Abschaffung der Rente ab 67: Pflegekräfte arbeiten körperlich hart, die meisten können ihren Beruf nicht mal bis 63 geschweige denn bis 67 ausüben. Ein früherer Renteneintritt bedeutet hohe Abschläge und erhöht das Risiko der Altersarmut. Pflegekräfte brauchen Angebote zur Altersteilzeit und einen früheren Renteneintritt ohne Abschläge.
  • Eine Personalbemessung, die den Namen verdient und für echte Entlastung sorgt, für mindestens 100.000 zusätzliche Pflegekräfte in Deutschland. 
  • Bessere Unterstützung für die häusliche Pflege. Auch pflegende Angehörige brauchen dringend Entlastung durch mehr Plätze in der Kurzzeit- und Verhinderungspflege (insbesondere für pflegebedürftige Kinder), flächendeckende Angebote in der Tagespflege und eine bessere Finanzierung der ambulanten Pflege. Die häusliche Pflege wird für viele pflegende Angehörige zur Armutsfalle, angesichts von Inflation und gestiegenen Kosten ist eine Anhebung des Pflegegeldes um 20 Prozent sowie eine Dynamisierung der Leistungen.
  • Eine echte Revolution für die Krankenhäuser: Wir fordern die kostendeckende Finanzierung aller gesundheitlichen Bedarfe und ein Gewinnverbot für Krankenhäuser. Die Fallpauschalen müssen vollständig abgeschafft werden – Kostendruck und Wettbewerb müssen aus den Krankenhäusern verbannt werden. Gewinne müssen zurück ins Gesundheitswesen fließen. Krankenhäuser dürfen im Zuge der Krankenhausreform nicht aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen werden.

[1][1] https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-neue-studie-mindestens-300-000-zusatzliche-pflegekrafte-40798.htm

[2][2] https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-3422.html


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