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Das deutsche Militärwesen (9) - Bundesrepublik Deutschland seit 1990

Teil 9 der Dauerausstellung "Deutsche Militärgeschichte 1867 bis heute" in der Abt. Militärarchiv

  • BRD (ab 1949)

Hintergrundinformationen

Mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten am 3. Oktober 1990 erfuhr auch die Bundeswehr eine erhebliche Vergrößerung, sie wuchs durch die Übernahme der NVA auf etwa 670.000 Mann an. Zur Abwicklung des bisherigen Ministeriums für Abrüstung und Verteidigung der DDR und darüberhinaus als Verwaltungsstelle für die nunmehr zur Bundeswehr gehörigen Truppenteile und Dienststellen der ehemaligen NVA wurde mit dem 3. Oktober 1990 eine Außenstelle des BMVg in Strausberg in Brandenburg eingerichtet, die am 30. September 1997 wieder aufgelöst wurde.

Nach der Besetzung Kuwaits durch den Irak im August 1990 und im Zuge der von den USA im Auftrag der UNO geführten Gegenmaßnahmen entschloss sich die Bundesrepublik zu einem abgeschwächten militärischen Engagement innerhalb der NATO. Zu diesem Zweck wurde Mitte Januar 1991 ein Luftwaffenverband in der Ost-Türkei stationiert, um sich an der Absicherung dieses Bündnispartners zu beteiligen. Hieraus entwickelten sich weitere Engagements, so Mitte April 1991 die "Operation Kurdenhilfe" zur Versorgung kurdischer Flücht-linge in Anatolien und im Juni 1991 Passagiertransportdienste für die Waffeninspekteure der UNO im Irak. Am 6. November 1991 schließlich fiel die Entscheidung zu einem Hilfseinsatz für die UNO in Kambodscha, der den Betrieb eines Krankenhauses in Phnom Penh mit Sanitäts-personal der Bundeswehr vorsah.

Auf dem Gebiet der Abrüstung begann im Juli 1992 der Verschrottungsprozess von etwa 11.000 Waffensystemen der NVA gemäß der getroffenen Vereinbarungen und bis 1998 hatte Deutschland zudem alle Anti-Personenminen in seinen Beständen vernichtet.

Am 4. Juli 1992 begann das Engagement der Bundeswehr im Gebiet des ehemaligen, nun bürgerkriegsgeplagten Jugoslawien. Transportflugzeuge der Luftwaffe beteiligten sich bis zum 9. Januar 1996 an der internationalen Luftbrücke für die eingeschlossene Stadt Sarajevo in Bosnien-Herzegowina. Etwa zeitgleich begann die Teilnahme der Marine an der internationalen Embargoüberwachung gegen das ehemalige Jugoslawien, bis zum 19. Oktober 1996. Ebenfalls im Sommer 1992 begannen Versorgungsflüge der Luftwaffe von Mombasa in Kenia aus in das durch revolutionäre Unruhen erschütterte Somalia. Diese liefen bis zum 21. März 1993. Ende März 1993 begann die Luftwaffe mit dem Abwurf von Hilfsgütern über den ostbosnischen Städten Srebrenica und Zepa.

Nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss vom 21. April begann Ende August 1993 schließlich die deutsche Beteiligung am UNO-Engagement in Somalia. Gleichzeitig leistete die Bundeswehr mit 450 Soldaten in Phnom Penh vom 23. Mai 1992 bis zum 31. Oktober 1993 umfassende und dankbar angenommene medizinische Hilfe.

Am 12. Juni 1994 erfolgte durch das Bundesverfassungsgericht eine regelnde Entscheidung über die Teilnahme deutscher Soldaten an UNO-Friedensmissionen außerhalb des NATO-Gebietes. Am 30. Juni folgte die Zustimmung des Bundestages über den Einsatz in Bosnien. Die Luftwaffe beteiligte sich nun mit dem in Piacenza in Italien stationierten Einsatzgeschwader 1 am Schnellen Eingreifverband der NATO. Am 1. September 1995 flog ein ECR-Tornado über Bosnien den ersten Kampfeinsatz der Bundes-wehr. Am 20. Dezember begann der IFOR-Einsatz der UNO in Bosnien. Das deutsche Kontingent nahm am 19. Februar 1996 seinen Dienst auf. Aus diesem Einsatz wurde im Dezember 1996 der langfristig angelegte SFOR-Einsatz, mit etwa 1250 deutschen Soldaten.

Am 24. März 1999 begann die NATO-Luftoperation "Allied Force" gegen Serbien. An diesem bis zum 11. Juni 1999 laufenden Kampfeinsatz waren auch ECR-Tornados der Bundeswehr beteiligt. Am 10. Juni 1999 folgte der Einmarsch der KFOR-Truppen. Die der UNO unterstehende und ein starkes deutsches Kontin-gent von etwa 3300 Mann enthaltende Mission soll langfristig die serbische Provinz Kosovo befrieden.Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in New York beteiligte sich die Bundes-republik an den nun einsetzenden Gegenmaßnahmen. Ab November 2001 nahm die Bundeswehr an der Operation "Enduring Freedom" teil, der Überwachung des Schiffsverkehrs am Horn von Afrika. Der internationale Schiffsverband war zum Teil unter deutscher Führung, das deutsche Kontingent beläuft sich auf etwa 300 Mann. Ein ähnlicher Einsatz, "Active Endeavour", mit etwa 430 Soldaten begann im Mittelmeer. Ab Januar 2002 waren Soldaten der Bundeswehr auch am ISAF-Einsatz der UNO in Afghanistan beteiligt. Parallel zum ISAF-Einsatz unterstützten Soldaten des deutschen KSK (Kommando Spezialkräfte) die US-Armee bei der Suche und Festnahme von Taliban-Kämpfern.

Ab dem 10. Februar 2003 übernahm Deutschland gemeinsam mit den Niederlanden zeitweilig die Führung der ISAF in Afghanistan. Der sehr langfristig angelegte Einsatz umfasst etwa 2000 deutsche Soldaten. Ab dem 31. März 2003 beteiligte sich die Bundeswehr ebenfalls an dem ersten von der EU geführten Militäreinsatz "Concordia" in Mazedonien. Die Gefährdung deutscher Soldaten im Rahmen des "Anti-Terror-Krieges" nahm derweil weiter zu. Am 7. Juni 2003 wurden bei einem gezielten Anschlag auf die Bundeswehr in Afghanistan vier Soldaten getötet und 33 zum Teil schwer verletzt.

Neben den mehr und mehr zunehmenden Auslandseinsätzen leistete die Bundeswehr nachwievor humanitäre und Katastrophenhilfe im Inland, so im Januar 1995 beim Hochwasser an Rhein, Mosel, Nahe und Main, hier unterstützt von französischen und amerikanischen Soldaten.

Im Sommer 1997 folgte ein Katastropheneinsatz der Bundeswehr nach der Flut im Oderbruch. Im Herbst 1998 lief ein zweimonatiger Hilfseinsatz in den vom Nil überschwemmten Hochwassergebieten des Sudan und im Sommer 2002 wurden mehrere tausend Soldaten der Bundeswehr beim Oder-Hochwasser eingesetzt.

Die militärische Integration der europäischen NATO-Partner machte weitere Fortschritte. Am 30. März 1993 vereinbarten Deutschland und die Niederlande die Aufstellung eines gemeinsamen Korps. Am 30. Juli 1995 erfolgte die Aufstellung des 1. Deutsch-Niederländischen Korps in Münster. Es folgte am 5. November 1993 die Indienststellung des gemischt-nationalen Euro-korps in Straßburg und am 18. September 1998 die Aufstellung des deutsch-polnisch-dänischen Korps Nordost.

Eine wesentliche innere Umgestaltung erfuhr die Bundeswehr durch einen Beschluss vom 7. Juni 2000 zur Änderung des Soldatengesetzes, der die Bundeswehr in allen Verwendungen auch für Frauen öffnete. Am 9. Juni 2001 wiederum erfolgte durch die Indienststellung des Einsatzführungskommandos in Potsdam zur Führung der Auslandseinsätze eine wesentliche organisatorische Veränderung. Dies wurde ergänzt durch die Einführung der "Streitkräftebasis", die für alle Teilstreitkräfte gleichermaßen als Basisorganisation wirkt und gleichberechtigt neben diesen und dem Sanitätsdienst steht. Aus dem Führungsstab der Bundeswehr wurde darüber hinaus der Führungsstab der Streitkräfte.

Die ursprüngliche Planung von 370.000 Mann wurde mehr und mehr nach unten korrigiert. Der Personalstand im Sommer 2004 waren 266.604 Soldatinnen und Soldaten, davon 7443 im Auslandseinsatz. 54.200 waren Wehrpflichtige und 22.800 freiwillig länger Wehrdienstleistende. Bis zum Jahr 2010 soll weiter auf 250.000 Soldaten reduziert werden.

Weiterführende Bestände: Unterlagen aus diesem Zeitraum sind noch nicht einsehbar. Gemäß Bundesarchivgesetz kann nur Archivgut, das älter als 30 Jahre ist benutzt werden.

Bearbeiter: Thomas Menzel
Technische Umsetzung: Hartmut Hunn