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Panorama Israel-Teilnahme in Malmö

Zentralratspräsident übt Kritik am ARD-Moderator bei ESC

Antisemitismus und Buh-Rufe gegen israelische Sängerin – „Der ESC versank im Chaos“

Die Schweiz hat den Eurovision Song Contest 2024 gewonnen. Deutschland holte Platz zwölf. Überschattet wurde der ESC aber von antisemitischen Ausfällen in und vor der Halle. Die israelische Sängerin etwa wurde ausgepfiffen. WELT-Autor John Adrian Ericson sagt: „Die Lage war sehr angespannt.“

Quelle: WELT TV

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Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein verurteilt die Proteste beim ESC: Es entspreche einem gängigen antisemitischen Muster, Israelis kollektiv in Haftung für Handlungen ihrer Regierung zu nehmen. Zentralratspräsident Josef Schuster kritisiert den deutschen ESC-Moderator.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat die Proteste gegen die Teilnahme Israels beim Eurovision Song Contest (ESC) verurteilt. „Es entspricht einem gängigen antisemitischen Muster, Israelis kollektiv in Haftung für Handlungen ihrer Regierung oder ihrer Armee zu nehmen, die sie oftmals selbst verurteilen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Hierunter leidet gerade die progressive israelische Kulturszene bereits jetzt erheblich und sieht sich zunehmender internationaler Isolation ausgesetzt.“

Demonstrationen hatte es in den vergangenen Tagen rund um den ESC-Veranstaltungsort im schwedischen Malmö gegeben. Sie richteten sich gegen die Entscheidung der Veranstalter, Israel trotz des Gaza-Krieges antreten zu lassen. Das Land reagierte mit dem Krieg auf die von palästinensischen Terroristen am 7. Oktober in Israel verübten Massaker. Am Samstagabend führte die Polizei neben weitere Demonstranten auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg (21) ab.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein
Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus
Quelle: dpa/Kay Nietfeld

Dazu sagte Klein laut dem vorab veröffentlichten Bericht: Dass Klimaaktivistin Thunberg an den „fehlgeleiteten Demonstrationen“ teilgenommen habe, sei „traurig, aber nicht überraschend“. „Sie sollte sich ebenso wie die Protestierer hierzulande klarmachen, dass sie an absolut falscher Stelle angreift.“

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, kritisiert die Ereignisse rund um den ESC. „An dem ESC wurde leider deutlich, wie weit wir in Europa schon gekommen sind“, sagte Schuster dem „Tagesspiegel“. „Dass eine israelische Künstlerin sich mitten in Europa nicht frei bewegen kann, in ihrem Hotel bleiben muss und nur unter Polizeischutz zum Auftritt kann, ist bezeichnend“, so Schuster weiter.

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Es sei bereits ein Fehler gewesen, die Veranstaltung überhaupt in Malmö auszutragen. „Denn wenn es eine Stadt in Europa gibt, wo der Antisemitismus besonders ausgeprägt ist, dann ist es Malmö“, sagte Schuster. Dass auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg bei den Protesten vorn dabei war, hält Schuster für problematisch. „Ich finde es höchst bedenklich, was Greta Thunberg da macht. Sie diskreditiert ihr ursprüngliches Anliegen massiv und wird zum Aushängeschild einer Bewegung, die von Israel-Hass getrieben und in vielen Teilen auch antisemitisch ist.“

Israel wurde ausgebuht

Der Zentralratspräsident übte zudem Kritik am ARD-Moderator der Live-Übertragung. Dieser hatte Israels Situation mit der Russlands nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine verglichen. „Da erwarte ich von den Öffentlich-Rechtlichen mehr Klarheit. Denn es war doch klar, dass dieses Thema zur Sprache kommen würde, wenn Israel auftritt, und da hätte er sich besser vorbereiteten müssen.“

Dass Israel allerdings volle Punktzahl aus Deutschland bekommen hatte, stimmt Schuster positiv. „Das ist auf schon ein großartiges Signal, doch es geht ja weniger um Solidaritätsbekundungen. In erster Linie kam ihr Lied gut an, und das sollte bei solchen Veranstaltungen auch im Vordergrund stehen“, so Schuster.

Während der Veranstaltung am Samstagabend wurde die israelische Sängerin nicht nur ausgepfiffen und ausgebuht, einige Zuschauer verließen aus Protest während ihres Auftritts die Arena. Golan schaffte es mit ihrem Titel „Hurricane“ dann aber dank eines starken Publikumsvotums auf Platz fünf.

dpa/coh

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