„Der Tod war schlimmer als alles andere, weil alles andere erlebt werden konnte, nur der Tod nicht.“
Martin, 76 Jahre, hat nur noch wenige Monate zu leben. Diagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs. Was bleibt ihm zu tun? Ein Blick in den Kalender – was ist noch wichtig, was kann weg? Er will sich selbst und seiner Familie – seiner Frau Ulla, Anfang 40, und seinem 6-jährigen Sohn David – Zeit und Abschied gönnen. Aber wie sagt man seinem Kind, dass man schon bald nicht mehr da sein wird?
Martin beginnt, Briefe an seinen Sohn zu verfassen, in denen er ihm seinen Blick auf die Welt beschreibt. Sie sollen ihm Antworten geben auf Fragen, die der Junge seinem Vater nicht mehr wird stellen können. Er beginnt, schnell noch Erinnerungen zu schaffen: eine Wanderung durch die Berge, eine Fahrt ans Meer, das Anlegen eines Komposthaufens als praktische Anleitung fürs Leben.
Doch was kann er seiner Frau hinterlassen, die plötzlich weit weg zu sein scheint?!
„Das späte Leben“ kommt ohne großes Pathos daher, aber vielleicht hätte diesem Thema ein bisschen mehr gutgetan.
Schlinks Hauptfigur geht pragmatisch an die Sache ran. Doch nicht nur das – er ist in seinem Sterben so eitel und egozentrisch, will kontrollieren, was von ihm bleibt, woran sich die anderen erinnern sollen. Seine Briefe an David sind so hochtrabend, dass er sie sicher erst im hohen Alter verstehen wird. Er hinterlässt Erwartungsdruck: „Wenn du mal Kinder hast …“ Was wenn nicht?! Liebe gefälligst, was auch ich geliebt habe. So scheint mir seine Botschaft zu sein.
Dieser alte Mann hat mich stellenweise so wütend gemacht. Alles, was er tut, tut er für sich – damit er sicher sein kann, dass etwas von ihm bleibt. Ach ja – und aufräumen, ausmisten – das kann seine Frau nach seinem Tod machen. „Es hatte was, als Erster zu sterben. Er musste sich nicht ans Aufräumen machen.“
Ich bin froh, dass Ulla offensichtlich meine Gedanken lesen konnte und sie ihm irgendwann an den Kopf warf.
Meine Erwartungen an dieses Buch zu einem so wichtigen Thema wurden leider enttäuscht.