Streit um Gefahrenstelle Mühlendamm nach Tod eines Radfahrers in Rostock
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SPD will Sperrung der Autospur stoppen

Streit um Gefahrenstelle Mühlendamm nach Tod eines Radfahrers in Rostock

Rostock / Lesedauer: 3 min

Es geht um die Entschärfung einer Gefahrensituation für Fußgänger und Radfahrer auf dem Mühlendamm in Rostock. Doch wie das geschehen soll, darüber scheiden sich die Geister.
Veröffentlicht:17.05.2024, 17:00

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Nach dem Tod eines Radfahrers an der Engstelle Ernst-Barlach-Straße/Ecke Mühlendamm im Rostocker Stadtzentrum ist ein Streit darüber entbrannt, wie die dortige Gefahrensituation auf dem Rad- und Fußweg entschärft werden kann. Auf der jüngsten Bürgerschaftssitzung hatte die Stadtverwaltung nach intensiver Debatte die Absicht erklärt, ab Juni vorübergehend eine Autospur stadtauswärts ausschließlich für den Fahrradverkehr umwidmen zu wollen. Die Rostocker SPD will die Umwidmung der dritten Autospur zum Radweg jetzt stoppen.

SPD befürchtet massive Verkehrsbehinderungen

„Dies hätte zur Folge, dass sich der stockende Verkehr zu den Stoßzeiten noch weiter verstärken würde“, befürchtet der SPD-Fraktionsvorsitzende Thoralf Sens massive Verkehrsbehinderungen. Stattdessen müsse es darum gehen, die Sicherheit für Radfahrer und Fußgänger dadurch zu erhöhen, die Radfahrer dazu zu bringen, in dem Kurvenbereich von der Barlachstraße kommend zum Mühlendamm ihre Geschwindigkeit drastisch zu reduzieren, formuliert Sens in einem Antrag für die Bürgerschaftssitzung am 12. Mai. Erreichen will er das mit der Installation von Bremsschwellen oder Pollern auf dem Abschnitt.

Prompte Reaktion von den grünen Fahrradfreunden. „Ich bin erschüttert“, so Uwe Flachsmeyer, Grünen-Fraktionschef und Vorsitzender des Fahrradforums. „Die Vorschläge der SPD sind respektlos gegenüber dem gestorbenen Radfahrer, der nichts für die schlechte bauliche Situation an dieser Gefahrenstelle konnte.“ Vor Ostern war hier ein 68-Jähriger ums Leben gekommen, als er mit einem anderen Radfahrer zusammengestoßen war. Mit einem weißen Geisterfahrrad hatte der Radentscheid Rostock Ende April am Unfallort eine Mahnwache für den Getöteten veranstaltet und ebenfalls gefordert, eine Autospur stadtauswärts nur für den Radverkehr zu reservieren. 

Die Vorschläge der SPD bedeuten faktisch eine Sperrung des Mühlendamms für Rollstuhlfahrer.

Uwe Flachsmeyer, Grünen-Fraktionschef Rostock

Und Flachsmeyer legt nach: „Die Vorschläge der SPD bedeuten faktisch eine Sperrung des Mühlendamms für Rollstuhlfahrer. Poller würden eine Durchfahrt unmöglich machen. Zusätzliche Hürden wie Bremsschwellen sind bei ansteigender Strecke für Rollstühle fast unüberwindlich. Auch für Fußgänger mit körperlichen Einschränkungen sind Barrieren unzumutbar.“ Radfahrer würden durch Poller oder Schwellen zudem in einer schmalen Kurve zusätzlich gefährdet, sagt er. „Ich gehe darum fest davon aus, dass diese Ideen der SPD rechtlich unzulässig sind.“

Blick auf den Mühlendamm stadtauswärts: Es handelt sich um die einzige direkte Verbindung zwischen Brinckmansdorf und dem Rostocker Stadtzentrum.
Blick auf den Mühlendamm stadtauswärts: Es handelt sich um die einzige direkte Verbindung zwischen Brinckmansdorf und dem Rostocker Stadtzentrum. (Foto: Jens Griesbach)

Grüne und Radentscheid Rostock bemängeln die unübersichtliche Situation am Mühlendamm stadtauswärts schon länger. Die enge Kurve sei zudem nur eine von vielen Gefahrenstellen auf dieser einzigen direkten Verbindung zwischen Brinckmansdorf und Stadtmitte, so Uwe Flachsmeyer. „Auf dem ganzen Mühlendamm kommt es regelmäßig zu gefährlichen Situationen, weil Fußgänger und Radfahrer mit Gegenverkehr viel zu wenig Platz haben. Allein vergangenen Dienstag waren hier mehr als 3000 Radfahrer unterwegs. Wir brauchen darum eine sichere Lösung für den ganzen Mühlendamm“, fordert er.

SPD schlägt Holzbrücke über die Warnow vor

Unterdessen unterbreitet Thoralf Sens einen Vorschlag, der seiner Meinung nach Abhilfe schaffen könnte. „Langfristig muss es darum gehen, dem Fahrradverkehr im Bereich Barlachstraße/Ecke Mühlendamm auch Ausweichrouten anzubieten. Die Wiedererrichtung der ehemaligen Holzbrücke über die Warnow wäre eine solche Lösung“, bringt er in die Debatte ein. Der Bau dieser Holzbrücke zur Neuen Bleicherstraße sei in geeigneter Form zügig voranzutreiben, so Sens. Der Ortsbeirat Stadtmitte und die Bürgerschaft seien hierzu halbjährlich über den Fortschritt der Umsetzung zu unterrichten.