Marc Forster will mit Holocaust-Liebesfilm Junge erreichen - 20 Minuten

Marc Forster will mit Holocaust-Liebesfilm Junge erreichen

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Schweizer Hollywood-RegisseurMit einem Holocaust-Liebesfilm will Marc Forster Junge erreichen

In «White Bird» zeigt Marc Forster den 2. Weltkrieg aus der Perspektive von Jugendlichen, die sich vor Nazi-Kollaborateuren verstecken müssen.

Darum gehts

  • Bald kommt mit «White Bird» der neuste Film des Schweizer Regisseurs Marc Forster in die Kinos.

  • Im Interview erklärt er, warum er eine Holocaust-Geschichte erzählt, in der es um Liebe und Magie geht.

  • Mit seinem Film will er Kinder für das Thema Antisemitismus sensibilisieren.

Der neuste Film des Schweizer Hollywood-Regisseurs Marc Forster dreht sich um eine Liebesgeschichte während des Holocaust. Die junge Jüdin Sara muss sich in einem französischen Dorf plötzlich vor Nazi-Kollaborateuren verstecken. Sie findet Unterschlupf bei der Bauernfamilie ihres Klassenkameraden Julien. In der Schule hatte Sara Julien wegen seiner Armut noch gemieden, doch während sie sich in der Scheune verstecken muss, verlieben sich die beiden.

Marc Forster, warum ist «White Bird» trotz der traurigen Umstände ein heiterer Liebesfilm mit zauberhaften Bildern geworden?
Ich liebe magischen Realismus. Im Film stellen sich Sara und Julien in der Scheune vor, wie sie durch Paris und New York reisen. Das hat mich an meine Kindheit erinnert. Meine Eltern hatten ein Haus in den Bergen bei Davos und als Kind habe ich dort oft in meiner Fantasie gespielt und mir neue Welten kreiert. Dort fühlte ich mich wohler als in der realen Welt, es war eine Flucht – wie bei Sara und Julien. Ich dachte, diese Ästhetik wärmt die Geschichte und vereinfacht den Zugang. Mich hat der Stoff als Liebesgeschichte sehr berührt: Es gibt zwar die Realität des Krieges, aber im Vordergrund stehen zwei Menschen, die sich gegenseitig ihre Herzen öffnen.

Gerade hat Sky mit «The Tattooist of Auschwitz» eine Serie veröffentlicht, die ebenfalls eine Liebesgeschichte während des Holocaust erzählt. Warum wolltest du diese Art von Geschichte zeigen?
Ich fand es eine gute Gelegenheit, um die Thematik einem jüngeren Publikum näherzubringen. Ich glaube, Junge setzen sich im Moment wenig mit dem Holocaust und Antisemitismus auseinander. In Europa und den USA sieht es seit dem Krieg in Gaza aber gerade so aus, als würde uns das in den nächsten Jahren wieder stark beschäftigen. Das kann alles noch weiter eskalieren.

Schaust du dir «White Bird» an?

Vereinzelt gibt es in «White Bird» auch sehr brutale Szenen. Mitschüler verprügeln etwa Julien und malträtieren sein krankes Bein. Wie hast du die Gewalt dosiert?
Bei dieser Szene fand ich es wichtig, zu zeigen, dass auch Jugendliche eine gewisse Brutalität in sich tragen. Das wollte ich darstellen, ohne die Gewalt zu glorifizieren. Die brutalen Szenen kam so auch im Comic vor. Wir haben den Film vorab unterschiedlichen Altersgruppen ab zwölf Jahren gezeigt.

Und die Zwölfjährigen konnten mit dem Film umgehen?
Ja, zum Glück, sonst wäre das Filmstudio nervös geworden. Es war mir aber wichtig, dass er kindergerecht ist. Ich habe ihn auch meiner 14-jährigen Tochter gezeigt und konnte so mit ihr über den Holocaust diskutieren. Sie geht in der Schweiz zur Schule und kennt darum die Geschichte des 2. Weltkriegs.

Im Film sollte Sara zwischenzeitlich in die Schweiz fliehen. Während des Krieges beschloss der Bundesrat allerdings, die Landesgrenzen für Jüdinnen und Juden zu schliessen. Hast du dir überlegt, das im Film zu erwähnen?
Ah ja, wann war das?

Im August 1942.
Okay. Nun: Sara wäre vermutlich illegal über die grüne Grenze geflüchtet. Wir haben uns beim Film allerdings stark am Comic orientiert und wollten nicht unsere eigene Agenda pushen.

Gegen Ende sagt die Hauptprotagonistin, dass es für Menschen nicht normal ist, zu hassen, sondern, dass es normal ist, zu lieben. Die Kriege auf der Welt zeigen uns heute eher das Gegenteil – glaubst du die Schlussworte noch?
Ja, ich bin Optimist. Ich glaube an die Menschheit. Vielleicht ist es naiv, aber ich denke, wir werden einen Weg finden, in Frieden miteinander zu leben. Instinktiv ist der Mensch gut und will anderen kein Leid zufügen.

Hast du darum die Zweifel bei den bösen Mitschülern gezeigt, die Sara jagen?
Ja, denn ich glaube, alle Menschen hinterfragen, ob sie das Richtige tun. Menschen können sich aber fanatisch in etwas hineinsteigern und vergessen so, rational zu denken.

Der Film «White Bird» ist ab dem 8. Mai in den Schweizer Kinos zu sehen.

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