Pierre Casiraghi und Boris Herrmann über Segeln, Träume und Titel - WELT
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Unterwegs Pierre Casiraghi und Boris Herrmann

An Bord der Segelyacht interessieren Adelstitel nicht

Der Yacht Club de Monaco und der Immobilienunternehmer Gerhard Senft machten es möglich: die Hochseeyacht „Malizia“ wird bei der „Vendée Globe“ mitsegeln Der Yacht Club de Monaco und der Immobilienunternehmer Gerhard Senft machten es möglich: die Hochseeyacht „Malizia“ wird bei der „Vendée Globe“ mitsegeln
Der Yacht Club de Monaco und der Immobilienunternehmer Gerhard Senft machten es möglich: die Hochseeyacht „Malizia“ wird bei der „Vendée Globe“ mitsegeln
Quelle: Andreas Lindlahr
Pierre Casiraghi, der jüngere Sohn von Caroline von Monaco, und der Segler Boris Herrmann stellten in Hamburg ihre Yacht „Malizia“ vor. Die beiden haben große Pläne - weit über das Segeln hinaus.

Auf den ersten Blick könnten Boris Herrmann, 37, und Pierre Casiraghi, 30, Brüder sein. Ähnlicher Bartwuchs, ähnliche drahtige Statur, beide sehr smart. Tatsächlich ist es ziemlich erstaunlich, dass sie in Hamburg Seite an Seite die Hochseeyacht „Malizia“ präsentieren. Hier Pierre, der jüngste Sohn von Caroline von Monaco, Prinzessin von Hannover – dort Boris, der Lehrersohn aus Oldenburg. Das 18-Meter-Segelboot, konstruiert für die anspruchsvollsten Regatten, verbindet die beiden. Aber da ist noch mehr: „Wir sind Freunde geworden“, sagt Pierre Casiraghi.

Kennengelernt haben sie sich im Januar 2014 in Kapstadt. Treffpunkt war die Yacht „Maserati“, und vor ihnen lag ein Hochseerennen nach Rio. Mit dem italienischen Skipper Giovanni Soldini absolvierte die Crew die mehr als 6000 Kilometer in einer neuen Rekordzeit.

In den zehn Tagen passierte etwas, das so typisch ist für Segler: Die beiden kamen ins Gespräch und merkten, dass geteilte Erfolge doppelten Spaß machen. Dass der Monegasse zur Fürstenfamilie gehört, spielte an Bord keine Rolle. „Man trinkt Bier aus Dosen und isst Pampe vom Pappteller“, sagt Boris Herrmann. Statussymbole und Titel bleiben an Land.

Kaltes Bier nach Renntag

Der nächste Schritt zur Freundschaft war die sogenannte GC32-Tour. In den Jahren 2016 und 2017 nahmen die beiden mit einem Zehn-Meter-Katamaran an dieser Rennserie teil. „Wir bereiteten uns 20 Tage intensiv auf den Wettkampf vor und flogen von morgens bis abends durch Wind und Wellen,“ schwärmt Casiraghi. „Als wir den ersten Renntag heil überstanden hatten, machten wir erleichtert ein kaltes Bier auf. Solche Erlebnisse verbinden.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte Herrmann seinem royalen Bekannten längst von seinem Kindheitstraum erzählt – der Teilnahme an der legendären Vendée Globe.

Alle vier Jahre unterwerfen sich die mutigsten Segler der Welt den simplen Grundregeln dieser extremen Regatta: Es geht allein, ab Les Sables-d’Olonne rund um die Welt und zurück an die französische Atlantikküste. Etwa 40.000 Kilometer. Ohne Stop. Hilfe von außen ist nicht erlaubt. Die Schnellsten schaffen das in weniger als 80 Tagen. Boris Herrmann betont, dass die Auseinandersetzung mit den Naturgewalten aber nur ein Aspekt der Herausforderung ist. Nicht minder wichtig ist die Finanzierung und Organisation des Unternehmens. Exakt an dieser Stelle kommt quasi Pierre Casiraghi wieder ins Boot. Bereits auf der Kieler Woche vor vier Jahren ließ er durchblicken, dass er seinem Freund Boris dabei helfen wolle, diesen Traum zu realisieren.

Sportsfreunde Boris Herrmann und Pierre Casiraghi vor der Yacht „Malizia“
Sportsfreunde Boris Herrmann und Pierre Casiraghi vor der Yacht „Malizia“
Quelle: Martin Maesmer/YCM

Wie sein Bruder Andrea Casiraghi ist Pierre Vizepräsident des Yacht Club de Monaco. Es gelang ihm, die Mitglieder für die Idee des Teams Malizia zu begeistern und somit Boris Herrmann bis 2021 finanziell zu unterstützen. „Unser Club ist bekannt für schicke Boote, gutes Essen und seine exklusive Atmosphäre, aber wir wollen auch in der Weltspitze des Segelsports mitmischen. Für die Mitglieder ist es attraktiv, mit Malizia ein Teil der interessantesten Regatten zu sein,“ sagt der Neffe von Fürst Albert.

Gekauft hat er die 2015 für rund 5,5 Millionen Euro gebaute Yacht der sogenannten IMOCA-Klasse allerdings nicht. Diesen Part übernahm der Stuttgarter Immobilienunternehmer Gerhard Senft. Boris Herrmann erinnert sich an den großen Tag: „Nach dem Start der letzten Vendée Globe am 6. November 2016 haben wir den Deal mit dem Vorbesitzer besiegelt.“

Herrmann, der Betriebswirtschaft studiert hat, erklärt das Finanzmodell: „Der Eigner unserer Yacht ist kein klassischer Sponsor. Er ist nicht werblich engagiert, gehört aber zum Team. Der Yacht Club de Monaco bezahlt ihm eine jährliche Chartergebühr und bezahlt auch die Versicherung.“

Apropos Team

Als Pierre Casiraghi am vergangenen Mittwoch im Restaurant „Carls“ in der HafenCity erschien, fielen sich die Sportfreunde um den Hals, erkundigten sich nach Frau und Kindern. Bekanntlich ist Casiraghi im Mai zum zweiten Mal Vater geworden. Selbstverständlich haben Boris Herrmann und seine Lebensgefährtin Birte Lorenzen ein kleines Geschenk nach Monaco geschickt. Und sie waren auch 2015 zur Traumhochzeit des prominenten Paares an den Lago Maggiore eingeladen.

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„Zwischen uns dreht sich nicht alles ums Segeln“, sagt Herrmann. Die Männer haben auch schon mal in Südfrankreich gecampt. Ganz normal halt, überhaupt betont Casiraghi, der auch ein Faible für schnell Autos hat, wie gern er seine repräsentativen Pflichten hinter sich lässt: „Ich liebe den Sport und ich liebe Herausforderungen, die mich aus meiner Komfortzone zwingen. Wenn man im Team etwas erreicht, schenkt einem der Erfolg große Gefühle.“

Es geht um weit mehr als das Segeln

Bis zum Start der legendären Vendée Globe haben die Freunde mit ihrer Hightechrennyacht noch viel vor. Dazu gehört das Projekt Malizia Ocean Challenge. Dahinter verbirgt sich die Verknüpfung von Segelabenteuer, Wissenschaft und Schulunterricht. Anfang August wird in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut für Meteorologie und dem GEOMAR Helmholtz Zentrum für Meeresforschung ein Sensor in den Rumpf des Boots gebaut.

Das 60.000 Euro teure Gerät wird den Kohlendioxid- und Salzgehalt des Meerwassers aufzeichnen – aus der Datensammlung ziehen die Wissenschaftler Rückschlüsse auf den Klimawandel. Casiraghi ist über die Kooperation glücklich: „Der Yacht Club de Monaco steht traditionell auch für den Schutz der Meere, und mein Onkel zählt zu den bekanntesten Klimaschützern der Welt. Wenn wir mit Malizia einen Beitrag zu dem Thema leisten können, ist das wunderbar.“

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Birte Lorenzen, die Freundin von Boris Herrmann, soll in diesem Kontext Schüler für den Schutz der Ozeane sensibilisieren. Die Lehrerin hat bereits an zehn Schulen Erfahrungen gesammelt. „Durch Boris und Pierre wird dieses wichtige Thema lebendig. Die Kinder verfolgen im Unterricht, was auf der Malizia passiert und via Skype oder Satellitentelefon können wir sogar live dabei sein,“ erzählt die 34-Jährige. Damit sich künftig noch mehr Schulen dieser nachhaltigen Wissensvermittlung anschließen können, wurde Lorenzen von der Stadt Hamburg freigestellt. Sie koordiniert nun den Bildungsaspekt des Projekts. Pierre Casiraghi: „Ich kenne Birte ja nun auch schon ein paar Jahre, und ich freue mich, dass sie an dieser Stelle Teil unseres Teams wird.“

Noch mehr freut er sich freilich auf die Transatlantikregatta Jacques Vabre, an der er kommendes Jahr mit Boris Herrmann teilnehmen wird. Von Le Havre geht es dann zu zweit nach Salvador de Bahía in Brasilien – ein 8000-Kilometer-Wellenritt, der die Freundschaft weiter vertiefen wird.

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