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Mansons bedeutendste Jüngerin ist wieder frei

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Lynette Fromme bei einer ihrer ersten Anhörung 1975 vor Gericht. Sie hat der Manson-Familie nie abgeschworen
Quelle: AP
Lynette „Squeaky" Fromme gehörte zu den hingebungsvollsten Jüngern des brutalen Sektenführers Charles Manson. 1975 scheiterte sie mit einem Attentat auf den US-Präsidenten Gerald Ford und wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Bereut hat die Tochter aus gutem Haus ihre Taten niemals. Nun ist sie frei.

Als Lynette Alice „Squeaky“ Fromme im Dezember 1975 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, konnte sie sich rühmen, mit 26 Jahren gleich zweifach Kriminalgeschichte in den Vereinigten Staaten geschrieben zu haben. Und zwar als Nachfolgerin Charles Mansons und Hohepriesterin seiner Rassenhass-Religion sowie als verhinderte Attentäterin von Präsident Gerald Ford.

Fromme schwor Manson nie ab, widerstand von 1985 an ihrem Anhörungsrecht auf vorzeitige Entlassung und brach 1987 aus dem Gefängnis aus, um Manson zu sehen. Nach zwei Tagen fingen Polizisten sie wieder ein. Am Freitag wurde Fromme, 60, aus dem Gefängnis im texanischen Fort Worth entlassen.

„Squeaky“ – die Herkunft des Spitznamens ist unbekannt – ist die letzte Freigelassene von ursprünglich acht einsitzenden Bandenmitgliedern der „Family“ um Charles Manson, den inzwischen 74 Jahre alten Kultführer. Fromme diente ihm hingebungsvoll, nur mit den Tate/La Bianca-Morden wurde sie nie in Verbindung gebracht. Während die anderen in Haft sterben werden, weil ihre aus Todesstrafen umgewandelten Urteile keine Bewährung zulassen, kann sich Fromme resozialisieren. Sofern sie das wünscht.

Dass „Squeakys“ Pistole am 5. September 1975 vor dem State House in Sacramento (Kalifornien) vier Kugeln im Magazin hatte, aber keine im Lauf, zeugt von bemerkenswerter Dummheit oder von Pech. Secret-Service-Beamte rangen die rothaarige Frau in Turban und einem wallenden Kaftan nieder. „Die Waffe ging nicht los“, zischte sie in die Kameras.

An „Squeakys“ Treue zu ihrem Meister bestand da bereits kein Zweifel mehr: Sie war es, die die Anhänger Mansons nach der Ermordung Sharon Tates zu den 24-Stunden-Sitzwachen geführt hatte. Wie alle anderen, die Manson hörig waren, ritzte sie sich ein Kreuz in die Stirn, als es der Prophet vormachte. Fromme predigte seine Unschuld und seine apokalyptischen Ideen.

Wegen Missachtung des Gerichts und dem Versuch, Zeugen einzuschüchtern, verbüßte sie zwei kurze Strafen. „Squeaky“ konnte nicht Jesus und Satan in einem sein wie ihr Meister, der alle Morde befohlen hatte. Aber sie diente ihm, indem sie statt seiner die Familie führte.

Diese Führung beschränkte sich nach einiger Zeit nicht mehr auf Predigten. Fromme wurde eine der wichtigsten Prostituierten Mansons, als dieser befreundeten Neonazis Sex mit seinen Jüngerinnen andiente. Seine Kumpel von der „Aryan Brotherhood“ hatten ihn im Gefängnis beschützt; als Gegenleistung brachte er seine Frauen dazu, den Jungs mit Nacktfotos eine Freude zu machen.

Mit der Verheißung, zur Verfügung zu stehen, wenn sie erst in Freiheit wären. „Squeaky“ machte mit, lebte mit zwei Ex-Strafgefangenen der „Aryan Brotherhood“. Die Gruppe, erweitert um zwei Freundinnen Frommes, ermordete 1972 in einer Waldhütte ein Ehepaar. Alle wurden festgenommen und verurteilt. Außer „Squeaky“, mangels Beweisen.

Zu dem ungeheuren Schrecken der Manson-Morde, die 1969 Los Angeles und die Nation lähmten, trug die bürgerliche Unbescholtenheit der jungen Mörder bei. Während Charles Manson mehrfach vorbestraft war, kamen die drei Haupttäterinnen aus sogenannten guten Familien.

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Nichts hatte darauf hingedeutet, dass sie eines Tages sieben Menschen, die ihnen nichts getan hatten, mit 169 Stichen abschlachten und sich dann neben den Leichnamen zum Essen niederlassen würden. Auch Lynette Fromme, geboren in Santa Monica, kam aus geordneten Verhältnissen. Der Vater war Raumfahrtingenieur, die Mutter Hausfrau; Lynette reiste 1959 als Schülerin mit einer Tanzgruppe durch die USA und trat sogar einmal im Weißen Haus auf.

Erst als sie 1966 mit Mühe die Schule abschloss und im Streit mit ihrem Vater aus dem Elternhaus floh, war sie offen für Ersatzautoritäten. Im Jahr darauf traf sie in Venice Beach Charles Manson und schloss sich ihm an. Im Gefängnis, Jahre später, fiel sie noch einmal auf, als sie eine Mitgefangene mit einem Hammer angriff. Vielleicht sollte man Fromme jetzt wünschen, dass man nie wieder von ihr hört.

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