Die kleine Hexe (2017)

Was Otfried Preu�ler zeitlebens auch anpackte, wurde ein Erfolg. Insgesamt 32 Kinder- und Jugendb�cher hat der 1923 in B�hmen geborene und 2013 am Chiemsee verstorbene Schriftsteller ver�ffentlicht. Sie liegen in 55 Sprachen vor und haben sich weltweit mehr als 50 Millionen Mal verkauft. Neben dem R�uber Hotzenplotz ist die kleine Hexe seine wohl bekannteste Figur. Nach einem westdeutschen Marionettenfilm, einem japanischen Fernsehfilm, einem ostdeutschen Kurzfilm, einem deutsch-tschechoslowakischen Zeichentrickfilm sowie einem russischen Real- und einem russischen Zeichentrickfilm kommt die Geschichte nun erstmals als deutschsprachiger Realfilm in die Kinos.

Das Original aus dem Jahr 1957 hat nichts von seiner Kraft verloren. Schlie�lich behandelt es Themen, die uns auch heute noch angehen und die Preu�ler vor sechs Dekaden so zeitlos erz�hlte, dass ihnen schon damals nichts vom Muff der Adenauerzeit anhaftete. Es geht um die Frage, was gutes von b�swilligem Verhalten unterscheidet, um Mitgef�hl f�r Mitmenschen, wie falsch diese sich auch verhalten m�gen, und nicht zuletzt darum, gewissenhaft gegen den Strom zu schwimmen, wenn n�tig. Das h�tte auch gut ins Hier und Jetzt gepasst. Das Team um die Produzenten Ulrike Putz, Jakob Claussen und Regisseur Michael Schaerer verortet die Geschichte hingegen in einer unbestimmten Vergangenheit, deren Ausstattung und Kost�me sich zwar an der Wende zum 19. Jahrhundert orientieren, die man aber am ehesten als eine k�nstliche, �berzeitliche M�rchenepoche begreifen sollte.

Drehbuchautor Matthias Pracht bleibt nah an Preu�lers Vorlage und bearbeitet sie klug. Trotz einer stattlichen Laufzeit ist klar, dass nicht alle Figuren und Ereignisse des 127 Seiten starken Klassikers der Kinder- und Jugendliteratur Eingang in den Film finden k�nnen. Geliebte Kapitel wie etwa "Das leicht verhexte Sch�tzenfest" oder "Der Maronimann" fallen den K�rzungen zum Opfer. Wie Pracht das episodische Ausgangsmaterial zu einer durchg�ngig schl�ssigen Erz�hlung verkn�pft, einzelne Episoden geschickt durch Charaktere oder Orte zusammenf�hrt und so verdichtet, ist durchweg gegl�ckt. Bis zum feinen Finale h�ngt die Handlung an der einen oder anderen Stelle allerdings durch.

Was diesen Kinderfilm von vielen anderen deutschen Produktionen dar�ber hinaus positiv abhebt, sind seine Liebe zum Detail, die gelungenen Effekte und die ausgezeichneten Darsteller. F�r das H�uschen der kleinen Hexe griff Szenenbildnerin Eva Maria Stiebler nicht auf ein bereits vorhandenes zur�ck, sondern lie� eigens eines im Fichtelgebirge errichten. Das im Studio liebevoll ausgestattete Innere der Behausung samt der darin vorgef�hrten Zauberk�nste �berzeugt ebenso wie der Mitbewohner der Protagonistin, Rabe Abraxas, der nicht etwa aus dem Computer stammt, sondern als Puppe wie so vieles in diesem Film zum Anfassen ist. Karoline Herfurth, die die kleine Hexe mit ihrer charmant forschen Art mehr lebt als spielt, erg�nzt sich mit den Nachwuchstalenten Momo Beier und Luis Vorbach sowie Axel Prahl als Abraxas' Stimme ganz vortrefflich.

Fazit: "Die kleine Hexe" ist eine bis ins kleinste Detail liebevoll umgesetzte Kinderbuchverfilmung, die dem Geist der Vorlage gerecht wird. Karoline Herfurth ist die perfekte Wahl f�r die Hauptrolle. Mit ihrer ungenierten Art zeigt ihre Protagonistin, dass es nicht schlimm ist, f�r eine gute Sache gegen den Strom zu schwimmen.

FBW-Bewertung zu "Die kleine Hexe"Jurybegr�ndung anzeigen

Die FBW-Jury hat dem Film das Pr�dikat besonders wertvoll verliehen.Ihr neckisches Lachen ist ansteckend und nimmt nicht nur Kinder mit in die M�rchenwelt der kleinen Hexe. In dem Lachen steckt die gesamte Naivit�t und Fr�hlichkeit der kleinen Hexe, [...mehr]