Serie „Christine. Perfekt war gestern!“

Rainer Tittelbach
„Christine“ erz�hlt im 23-Minuten-Sitcom-Format Episoden aus dem Leben einer Vorzeige-Single-Mami, die gern ein bisschen lockerer und weniger ernsthaft drauf w�re. L�gen und Small-Talk gelingen ihr nicht, Erkl�rungen, Ausfl�chte, Selbstzweifel sind ihre Welt, Fettn�pfchen ihre Spezialit�t – und notfalls versteckt sie sich eben wieder hinter ihrer Mutti-Rolle. Diana Amft ist gewohnt hinrei�end als etwas erwachsener gewordene Stadtneurotikerin mit Sinn f�rs Selbstironische. Top auch der Rest-Cast. K�stliche Comedy-H�ppchen!

Foto: RTL / Christiane Pausch

Wie geht das doch gleich – Party machen?! Diana Amft und Axel Schreiber

„Unsere Scheidung l�uft besser als manche Ehe.“ Das Witzeln wird Christine, Mitte 30, geschieden, ein Kind, noch vergehen. Ausgerechnet am Tag der Einschulung ihres gemeinsamen Sohns erwischt sie ihren Traum-Ex leidenschaftlich knutschend – ausgerechnet vor der Schule. Und schlimmer noch: es ist was Ernstes, auch sie hei�t Christine, ist sexy und was das Alter der Neuen angeht – dazu f�llt der „alten Christine“ nur das W�rtchen „Einschulung“ ein. Die neue Beziehung „ihres“ Stefans wird f�r Christine zum Schl�ssel-Erlebnis, das sie j�h aus ihrem Dornr�schenschlaf der alleinerziehenden Mutter rei�t. Wie ging das doch gleich – dieses Daten? Christine ist emotional ziemlich verpeilt und steckt Lifestyle-m��ig in den Achtzigern fest. Gut, dass ihr Bruder bei ihr wohnt, antriebsschwach, aber beim Feiern hellwach. Auf der ersten Party macht sie sich l�cherlich, bei der Kontaktb�rse Supermarkt klappt es besser – aber musste es ausgerechnet der schulbekannte „Klammer-Papa“ sein?! Auch ein Blind Date geht nach hinten los. Eine Verwechslung. Dabei schien doch dieser Typ ausnahmsweise mal genau der Richtige zu sein f�r Christine.

Foto: RTL / Christiane Pausch

Die "alte" und die "neue" Christine. Diana Amft und Anna Julia Kapfelsperger

Soundtrack:
KT Tunstall ("Suddenly I see"), Kaoma ("Lambada"), Djang Django ("Default"), Salt 'n' Pepa ("Let's talk about Sex"), Annie Lennox ("Walking on broken glass")

Foto: RTL / Christiane Pausch

Darf ich vorstellen: Christine, meine neue Freundin (Anna Julia Kapfelsperger), und Christine, meine Ex-Ehefrau. Ein Ex-Gatte zum Knuddeln: Janek Rieke. Immer happy!

Nach diversen TV-Kom�dien darf „Doctor’s-Diary“- Hauptdarstellerin Diana Amft wieder in einer Serie ihr kom�diantisches Ausnahmetalent zeigen. „Christine“, frei nach einer amerikanischen Vorlage, erz�hlt im klassischen 23-Minuten-Sitcom-Format Episoden aus dem Leben einer Vorzeige-Single-Mami, die gern ein bisschen anders w�re, als sie ist: nicht so ernsthaft, sondern schon ein bisschen lockerer – „einfach nur mal Spa� haben“, r�t ihr eine Freundin. Sie versucht’s – Scheitern inbegriffen. L�gen und Small-Talk gelingen ihr nicht, Erkl�rungen, Ausfl�chte, Selbstzweifel sind ihre Welt, Fettn�pfchen ihre Spezialit�t – und notfalls versteckt sie sich eben wieder hinter ihrer Mutti-Rolle. Das Timing dieser neuen RTL-Serie ist vorz�glich. Mal geht es hop-hop-hop, �fters aber bestechen die Szenen gerade durch ihre kom�diantische Entschleunigungstechnik. Die Kommunikation wird ausgespielt, peinliche Situationen werden systematisch zerlegt, S�tze durch Pausen zerdehnt, Worte stolpern durch den Mund – und dann knallt wieder eine verbale Pointe. Und oft wird zuerst geredet und dann erst gedacht. Dieses Witzpotenzial, das in „Doctor’s Diary“ zu Gretchens Kernkompetenz geh�rte, wird in „Christine. Perfekt war gestern“ aufgespalten auf die junge und die „alte Christine“. Stefans Neue, deren Sch�del vor keiner Glast�r Halt macht, ist auch verbal deutlich ungeschickter als die Heldin: „Du erinnerst mich an meine Mutter… nicht dass du so alt w�rst wie sie… meine Mutter ist nat�rlich noch �lter, viel �lter als du.“ Weniger� Lacher, daf�r eine leicht komische Frauenversteher-Haltung bringt Christines Ex (ideal besetzt: Janek Rieke) ins lockere Spiel. Und die kraftvolle Diana Amft ist einfach hinrei�end als etwas erwachsener gewordene Stadtneurotikerin mit Sinn f�rs Selbstironische. Fazit: kurzweiliges Zwischendurch-Comedy-H�ppchen mit leichtem Suchtfaktor.

Foto: RTL / Christiane Pausch

Das Daten noch nicht verlernt – aber musste es ausgerechnet "Klammer-Papa" sein!

Rainer Tittelbach arbeitet als TV-Kritiker & Medienjournalist. Er war 25 Jahre Grimme-Juror, ist FSF-Pr�fer und betreibt seit 2009 tittelbach.tv. Mehr

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