Die Glasglocke von Sylvia Plath bei LovelyBooks (Literatur)

Die Glasglocke

4,2 Sterne bei

Neue Kurzmeinungen

Positiv (323):
leyaxs avatar
leyax
vor 3 Monaten

Sehr nachvollziehbare Darstellung von Depression (und Schizophrenie?). Anfangs etwas chaotisch, aber dann fesselnd und verstörend zugleich

Kritisch (14):
sahnis avatar
sahni
vor 2 Jahren

Sehr konfus, springt von einer Szene zur nächsten, scheinbar ohne Zusammenhang. Esther ist unglaublich unsympathisch. Verstörende Story

Auf der Suche nach deinem neuen Lieblingsbuch? Melde dich bei LovelyBooks an, entdecke neuen Lesestoff und aufregende Buchaktionen.

Inhaltsangabe

Vor 50 Jahren erschien die amerikanische Erstausgabe der Glasglocke, Sylvia Plaths einzigem Roman – vier Wochen später nahm Plath sich das Leben. Ihr Roman avancierte bald zum Kult, beschrieb er doch wie kein Buch zuvor die Stimmungslage junger Frauen, ihre Zerrissenheit angesichts gesellschaftlicher Anforderungen.
'Es war ein verrückter, schwüler Sommer, dieser Sommer, in dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wusste, was ich in New York eigentlich wollte': Die neunzehnjährige Esther gewinnt eine vierwöchige Hospitanz bei einem Modemagazin in New York, garniert mit Partyeinladungen und Werbegeschenken. Doch Esther, bisher strebsame Studentin, kann sich weder in den Arbeitsalltag so recht einfinden noch die Verlockungen der Stadt genießen. Sie fühlt sich, als lebte sie unter einer Glasglocke, die sie mehr und mehr von allem trennt …

Buchdetails

Aktuelle Ausgabe
ISBN:9783518423653
Sprache:Deutsch
Ausgabe:Gebundenes Buch
Umfang:262 Seiten
Verlag:Suhrkamp
Erscheinungsdatum:21.01.2013
Das aktuelle Hörbuch ist am 01.01.2003 bei DHV Der HörVerlag erschienen.

Videos zum Buch

Rezensionen und Bewertungen

4,2 Sterne
Filtern:
  • 5 Sterne177
  • 4 Sterne146
  • 3 Sterne54
  • 2 Sterne11
  • 1 Stern3
Sortieren:
Lea_Gajics avatar
Lea_Gajicvor 2 Monaten
Kurzmeinung: Ich glaube, ich habe mehr von diesem Buch erwartet. Trotzdem hat es mir gefallen.
Ein ambivalentes Leseerlebnis

3,5/5 Sternen

Esther Greenwood, eine Collegestudentin, ist Erfolge gewohnt und hat ein Stipendium für eine renommierte Universität an der Ostküste sicher. Doch sie bemerkt, dass sie seit ihrem neunten Lebensjahr nicht mehr wirklich glücklich ist, obwohl sie mit Preisen und Stipendien überschüttet wird. Im "Schwarzen Sommer" von 1953 arbeitet sie einen Monat lang als Volontärin bei einer Modezeitschrift in New York. Eigentlich sollte sie, wie die anderen Stipendiatinnen, mit denen sie ihre Zeit verbringt, das Abenteuer und das pulsierende Leben der Großstadt genießen. Stattdessen versinkt sie jedoch allmählich in einer Depression und hält ihre existenzielle Krise schonungslos fest.

Aufgrund seiner zeitgenössischen Thematik liest sich das Buch nicht wie ein typischer Klassiker. Die Autorin zielt nicht darauf ab, zu belehren oder die Gesellschaft direkt zu kritisieren, sondern sie schildert lediglich persönliche Erfahrungen. In Anbetracht dessen, dass Sylvia Plath selbst aufgrund ihrer Depressionen in einem sehr jungen Alter verstarb, hat das Buch natürlich einen bitteren Nachgeschmack. So hat man jede Seite mit dem Gedanken im Hinterkopf gelesen, dass diese Worte von einer Frau stammen, die in der Wohnung, in der ihre beiden Kinder schliefen, den Kopf in den Ofen gesteckt hat. Kritiker haben "Die Glasglocke" für seine beeindruckende Gesellschaftskritik gelobt und es als weiteren Meilenstein der Emanzipation von Frauen weltweit gefeiert. Obwohl die Geschichte durchaus deutliche Kritik an der amerikanischen Spießbürgerlichkeit übt und den Konflikt zwischen Karriere und Familie, den viele Frauen auch heute noch erleben, thematisiert, steht im Zentrum des Buches etwas anderes: die Depressionen. Die Fragen nach dem Warum oder Wie der Entstehung dieser psychischen Erkrankungen stehen nicht im Fokus.
Es ist vielmehr ihre eigene Geschichte, die sie erschreckend detailliert darlegt. Wie fühlt es sich an, depressiv zu sein? Sich unverstanden zu fühlen und zu glauben, dass es keinen Ausweg mehr gibt? Wie ist es, unter den Möglichkeiten des Lebens zu leiden?
Manchmal trotzig, manchmal sarkastisch, beschreibt Plath ihre eigene innere Zerrissenheit, die sich im Laufe der Zeit in eine tiefe emotionale Starre verwandelt.

Das Bild der Glasglocke, die über Esther gestülpt ist, hat die Autorin sehr treffend gewählt. Die Menschen um Esther herum können frei in ihr Inneres blicken und es analysieren, während sie sich selbst in dieser Gefangenschaft eingeengt und machtlos fühlt. Gegen Ende des Buches, nachdem die Glasglocke erstmals angehoben wurde, fragt sich Esther, ob die Glocke jemals wieder über sie kommen wird. Tatsächlich handelt es sich dabei um eine Frage, die nicht definitiv beantwortet werden kann. Jeder Mensch kann sein Leben nur bis zu einem gewissen Grad steuern. Was darüber hinausgeht, lässt sich nicht vorhersagen. Das Vertrauen ins Leben ist daher entscheidend, um sich nicht von den bestimmenden Umständen einschränken zu lassen und neuen Erfahrungen offen gegenüberzustehen.

Ich habe gemischte Gefühle gegenüber dem Buch. Beim Lesen fand ich es oft ziemlich verwirrend und manchmal war es sogar ein wenig nervenaufreibend. Es ist nicht leicht, eine Verbindung zu Esther herzustellen, und ich würde nicht behaupten, dass mir das vollständig gelungen ist. Dennoch gelang es der Autorin, mich immer wieder zu fesseln. Trotz aller Unruhe in diesem Buch enthält es auch viel Wahrheit; sie trifft den Kern der Sache. Man kann sich darin wiederfinden, und das liegt am zentralen Thema.

Trotz alledem konnte mich Sylvia Plaths "Die Glasglocke" nicht wirklich emotional fesseln. Das könnte an der eher distanzierten Sprache liegen, die den emotionalen Zustand der Hauptfigur genau wiedergibt. Stattdessen war ich beeindruckt von diesem Roman, der die Auseinandersetzung einer Frau mit ihrer Geschlechterrolle zeigt und wie sie daran scheitert: an den Erwartungen, dem Leben und einer ungewissen Zukunft.

Ich glaube, ich habe mehr von diesem Buch erwartet. Trotzdem hat es mir gefallen.

Aurora-Cs avatar
Aurora-Cvor 7 Monaten
Kurzmeinung: Beeindruckend, wird mir auf jeden Fall im Gedächtnis bleiben. Ein Buch für alle, die sich nach poetischer Literatur sehnen.
Esther Greenwood und der schwarze Sommer

Das Buch stand schon etwas länger in meinem Bücherregal herum, ich kam nicht wirklich dazu es zu lesen. Auch, weil ich Angst davor hatte. Ich hatte bereits mitbekommen wie tiefsinnig und zum Teil depressiv es wäre.

Sylvia Plath hat ihre eigene Biografie mit einfließen lassen, oft hatte ich das Gefühl etwas über sie und nicht über Esther zu lesen. Am Anfang fiel es mir zwar noch schwer, mich in der Story zurechtzufinden, aber mit der Zeit sog ich immer mehr von ihr in mir auf. Die Handlung war interessant und ich fühlte eine Verbundenheit zur Protagonistin.
Trotzdem ist es ein Buch, das mir wohl länger im Gedächtnis bleiben wird. Vor allem wegen der Emotionen und doch der ausweglosen Situation, die brillant beschrieben wurde. Menschen, die an sich an Depressionen leiden oder schnell von so etwas beeinflusst werden, sollten den Roman jedoch mit Vorsicht lesen.

Sylvia Plath ist eine der bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit und dieses Werk beweist es!

J
Jensen23vor 9 Monaten
Parallelen zu Tove Ditlevsen

Bin extrem beeindruckt von Plaths Bildern.

Schon allein diese sich auftuende Parallele zwischen der Todesstrafe, elektrischer Stuhl, mit der der Roman beginnt und den Elektroschocks, die sie später in der Klinik bekommt.

Die Parallelen zu Tove Ditlevsens Roman "Abhängigkeit" sind zum Teil verblüffend, das geht bis hin zum Insulin, das diese Esther nach ihrem Suizid-Versuch in der -Klinik bekommt (so wie Tove nach ihrem suizidalen Drogenkonsum im Krankenhaus). Und beide Frauen erkennen sich im Spiegel nicht mehr wieder. Beide Autorinnen sind mit der Last des Kinderkriegens, das die Karriere bedroht, existentiell beschwert. Beide Autorinnen wählten den Freitod. Plaths Prosa merkt man die Lyrikerin noch stärker an. Immer wieder unfassbar genaue, schöne Bildmetaphern, die mich auch übrigens an Adelheid Duvanels "Fern von hier" denken ließen) Was für verletzliche Menschen!

Ich denke, dass ich noch fast kein Buch gelesen habe, das tiefer ging. Hinter diese poetische, ehrliche, traurige Wahrheit darf man seit dem Erscheinen dieses Romans eigentlich nicht mehr zurückfallen.

Julesreadss avatar
Julesreadsvor einem Jahr
Kurzmeinung: Ich habe es geliebt, es hat mich auseinandergenommen und ich werde es definitiv nicht das letzte Mal gelesen haben! Ein Meisterwerk!
Ein Meisterwerk

Als ich fertig mit dem Buch war, wollte ich es direkt nochmal lesen. Diese Geschichte lässt mich unglaublich viel fühlen und ist noch dazu sehr poetisch geschrieben. Obwohl ich das Buch wirklich aufmerksam gelesen & mir auch einige Stellen markiert habe, habe ich das Bedürfnis es unbedingt nochmal lesen zu wollen, weil ich weiß, dass darin noch so viel mehr steckt, als sich beim ersten Lesen begreifen lässt. Ein Meisterwerk, welches ich nie mehr in meinem Bücherregal missen möchte!

Ella_Nothings avatar
Ella_Nothingvor einem Jahr
Kurzmeinung: Die Protagonistin durchlebt ihr junges Leben mit ihren Hochs(ihr Leben in New York) und Tiefs(Betrug durch ihren Freund nach ihrer Ansicht).
Ein ganz besonderes Buch

Die Protagonistin durchlebt ihr junges Leben mit ihren Hochs (ihr Leben in New York) und Tiefs (Betrug durch ihren Freund nach ihrer Ansicht). Sie erlebt plötzlich eine schwere Depression ... sie hat das Gefühl unter einer "Glasglocke" zu leben mit einem Nebel um sie herum. Esther überlebt dies, nach einem versuchten Suizid mithilfe einer guten Ärztin und einer netten Samariterin , die alle Kosten ihrer Therapie übernimmt. Traurigerweise begang die Autorin wenige Wochen nach der Veröffentlichung des Buches Selbstmord. Das Buch war gut und leicht zu lesen. Gerade weil man weiß, dass es das einzige Buch ist, macht es so besonders.

Kazutos avatar
Kazutovor 2 Jahren
Absolut empfehlenswert.

Erfrischend, nachdenklich und abwechslungsreich!

buecherblondine_blondie4bookss avatar
buecherblondine_blondie4booksvor 2 Jahren
Kurzmeinung: Schockierend, deprimierend, irritierend - muss man gelesen haben! Schocking, depressing, irritating - a must read!
Die Welt, ein böser Traum... - The world, a bad dream...

German version/English version below:

 

Ich habe das Buch zum ersten Mal vor zirka 10 Jahren gelesen, als ich die englische Originalausgabe von einem amerikanischen Freund geschenkt bekam. Damals hörte ich zum ersten Mal von Sylvia Plath – dennoch las ich das Buch, ohne mich näher über die Autorin zu informieren. So wusste ich nicht, dass Sylvia sich tatsächlich 1963 das Leben genommen hat, nur zirka vier Wochen nach Erscheinen ihres ersten und einzigen Romans.  

Mittlerweile habe ich das Werk zum vierten Mal gelesen und bin überrascht darüber, dass mir jedes Mal andere Dinge auffallen, ich mich an andere Zitate erinnere, das Buch anders wahrnehme... Noch immer fasziniert mich der geradlinige, distanzierte Schreibstils Plaths, als handle es sich nicht um eine stark autobiografische Erzählung, als habe die Hauptfigur, Esther Greenwood, rein gar nichts mit ihr gemein.  

New York, Juni 1953:

Die Rosenbergs werden auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Die 19-jährige Esther Greenwood befindet sich zur gleichen Zeit in NY, genauer gesagt in New York City. Von ihr wird erwartet, die schönste Zeit ihres Lebens zu haben – doch die junge Frau empfindet sich als „still und leer“. Statt enthusiastisch Zeitungsartikel für die Modezeitschrift zu verfassen, deren Ausschreibung sie gewonnen hat, und dabei mindestens so gut gekleidet wie gelaunt von Party zu Party zu eilen, hadert Esther mit ihrem Dasein. Ihr wird plötzlich klar, dass sich die Zeit auf dem College dem Ende zu neigt und sie eine Entscheidung darüber treffen muss, was sie künftig mit ihrem Leben anfangen will. Hausfrau und Mutter werden? Oder doch lieber eine gefeierte Schriftstellerin, wie ihre Gönnerin, Philomena Guinea? Oder wie wäre es mit Maisfarmerin, irgendwo im Mittleren Western, wie eine ihrer Mitstreiterinnen? 

Kurze Zeit später, nach der Rückkehr in ihren Heimatort in Massachusetts, versucht der Teenager, sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen. Esther findet sich schließlich in einer Anstalt wieder, wo man ihr mit Insulin, Fruchtsaft und Elektroschocks zu helfen versucht. Doch für die junge Frau scheint es kein Entrinnen aus der Glasglocke zu geben, die Welt selbst ist für sie der böse Traum, aus dem es kein Erwachen gibt...


I read the book for the first time about 10 years ago, when I received an original English copy as a gift from an American friend. At that time, I heard about Sylvia Plath for the first time - but I read the book without knowing more about the author. So I was unaware that Sylvia actually took her own life in 1963, only about four weeks after the publication of her first and only novel. 

Having read her novel now for the fourth time, I am surprised that each time I notice different things, remember different quotes, perceive the book differently... I am still fascinated by Plath's straightforward, detached writing style, as if the story was not strongly autobiographical, as if the main character, Esther Greenwood, had nothing at all in common with her.

New York, 1953:

The Rosenbergs are being executed on the electric chair. 19-year-old Esther Greenwood happens to be in NY at the same time, in New York City to be precise. She is expected to have the time of her life - but the young woman finds herself "silent and empty".  

Instead of enthusiastically writing newspaper articles for the fashion magazine whose writing completion she has won, rushing from party to party, her dresses at least as good as her spirits, Esther is at odds with her existence. She suddenly realizes that her time at college is coming to an end. She has to make decisions about her future life. What should she do?. Become a housewife and mother? Or rather a celebrated writer, like her patron, Philomena Guinea? How about becoming a corn farmer, somewhere in the Midwest, like one of her combatants? 

A short time later, after returning to her hometown in Massachusetts, the teenager tries to take her own life using sleeping pills. Esther eventually finds herself in a mental hospital where they try to help her with insulin, fruit juice and electric shocks. But for the young woman there seems to be no escape from the glass bell jar, the world itself, for her, is the bad dream from which there is no awakening...

wandablues avatar
wandabluevor 2 Jahren
Kurzmeinung: Die beste Krankheit taugt nichts - aber manche taugen noch weniger.
Frühe und intensive Schilderung einer Depression.

Sylvia Plath ist mir immer als bekannter Name im Kopf herumgeschwirrt, aber ich konnte sie, bzw. ihren Namen nicht richtig verorten. Als ich „Die Glasglocke“ in die Hand bekomme, ist es mit meinen Kenntnissen über ihre Person  nicht weit her. Entsprechend verwirrt bin ich bei Beginn der Lektüre. Wovon wird hier geschrieben? Vom sexuellen Erwachen der weiblichen Generation Anfang der 1950er Jahre, als das Frauenbild langsam in Bewegung kam, im allgemeinen aber noch ziemlich verstaubt war? So viel feuchte Küsse im Mondschein! 

Sylvia Plath schrieb ihren bekannten, ja berühmten Roman auf dem Hintergrund ihres eigenen tragischen Lebens. Ich muss „wiki“ bemühen, erfahre dann, dass der Autorin nur ein relativ kurzes Leben vergönnt war (1931 Boston, bis 1963, London). 

 "Die Glasglocke" verarbeitet sicherlich Teile der Lebenserfahrung der Autorin, es ist die Geschichte einer Depression, die aus heiterem Himmel einen jungen Menschen befällt und dem nicht geholfen werden kann, weil in den 1950ern Jahren (und lange danach) die Ärzte wenig über diese Krankheit wussten und weil die Allgemeinheit Depressionen unter „verrückt geworden“ abstempelte und die davon betroffenen Menschen mit Respektlosigkeit und Ächtung bestraften, was bekanntlich kaum zur Gesundung beiträgt. 

Der Roman „Die Glasglocke“ beschreibt die Erfahrung der jungen Esther Greenwood, die eine begabte junge Collegestudentin ist, die von einem Stipendium zum anderen buchstäblich fliegt, bis sie plötzlich von ihrer Krankheit getroffen und aus der Bahn geworfen wird. Sie weiß nichts über Depressionen und weiß nicht, wie ihr geschieht. Auch ihre Umwelt ist ratlos. Die einsetzende „Behandlung“ in einer psychiatrischen Klinik kann man kaum eine solche nennen, zum Glück ist ihre Mutter klug genug, sie wieder nach Hause zu nehmen. Es gelingt Esther irgendwie der Krankheit davonzulaufen, aber eine Weile später wird sie wieder davon eingeholt. 

Der Kommentar: 
Sylvia Plath schreibt gut, anschaulich und phrasenlos. Ihre Welt, die Welt der Schönen und Reichen oder die, die es sein wollen, ist jedoch nicht die meine und es fällt mir deshalb schwer, die Hohlheit dieser Gesellschaft zu ertragen. Davon abgesehen ist „Die Glasglocke“ ein hervorragendes Stück Zeitgeschichte, eine frühe eindrückliche und schnörkellose Schilderung einer Depression. Beeindruckend!

Was mir fehlt, ist eine sinnvolle Anbindung an den aufregenden ersten Satz: „Es war ein verrückter schwüler Sommer, an dem die Rosenbergs auf den elektrischen Stuhl kamen und ich nicht wusste, was ich in New York eigentlich sollte.“ Möglich, dass S. Plath die Empathielosigkeit ihrer Gesellschaftsschicht damit anprangern will, die weder Mitleid mit einer unmenschlichen Bestrafung hat, noch sich in jemanden einfühlen kann, der „anders“ ist, mit anderen Worten, sich nicht in Menschen mit Handicap einfühlen kann. Trotzdem hängt dieser intensive erste Satz letztlich ein wenig lose in der Luft. 

Fazit: Ein Klassiker. 

Erstveröffentlichung 1963, hier: 2005, Suhrkamp.
Kategorie: Klassiker 

 

Sophihannas avatar
Sophihannavor 2 Jahren
Kurzmeinung: Man kann nicht aufhören zu lesen und wünscht sich gleichzeitig, es wäre vorbei.
Erschütternd, demprimierend, lesenswert

Dieses Buch war für mich eine meiner intensivsten Leseerfahrungen der letzten Jahre. Es ist definitiv keine leichte Lektüre, aber trotzdem und gerade deshalb sehr lesenswert.

Die Protagonistin heißt Esther, ist eine junge College-Studentin und macht gerade ein prestigetrchtiges Praktikum bei einer Modezeitschrift in New York. Eigentlich ist sie ziemlich erfolgreich, erhält Stipendien, gewinnt Preise und verkehrt dank guter Kontakte in den höheren Kreisen New Yorks. Eine aufstrebende junge Frau also, wenn da nicht die Glasglocke wäre.

Denn die Glasglocke schwebt über Esther, sinkt immer tiefer und schneidet sie schließlich von der Welt ab. Das bemerken wir als LeserInnen aber erst, als auch Esther immer tiefer in ihre Innenwelt abruchtscht. Ihr innerer Zustand ist dabei nie explizit Thema, wird aber auf grausam eindrückliche Weise zwischen den Zeilen offengelegt. Esthers Verfall ist erschütternd, empörend deprimierend und zugleich faszinierend zu verfolgen. Man kann nicht aufhören zu lesen und wünscht sich gleichzeitig, es wäre vorbei.

Dass dieses Buch inzwischen fast 60 Jahre alt ist merkt man nur an einigen aus der Zeit gefallenen rassistischen Bemerkungen. In seiner Gänze ist es unfassbar aktuell und spielt trotz einiger zeitgeschichtlicher Bezüge in einem zeitlosen Raum.

Sollte man dieses Buch lesen, wenn man selbst Depressionen hat? Ich weiß es nicht. Ich denke dass sich viele mit Esther identifizieren können und sich durch dieses Buch vielleicht gesehen fühlen. Bevor man es liest, sollte man aber wissen, dass es sehr graphische Beschreibungen von Suizidgedanken und -versuchen enthält.

Ich würde dieses Buch meinen Freundinnen und Freunden weiterempfehlen. Es hat mich tief berührt und mein Verständnis für die Krankheit Depression verstärkt. Ich bin froh in einer Zeit zu leben, in der Elektroschock-Therapien nicht mehr zum State-of-the-Art gehören und auch froh über das Gute in meinem Leben. In diesem Sinne werde ich das Buch noch eine Weile in meinem Kopf wohnen lassen. Passt auf euch auf!

Ich gebe diesem Buch 4,5/5 Sternen. Das heißt, es hat mir sehr gefallen und war eines meiner Lieblingsbücher.

katzenminzes avatar
katzenminzevor 3 Jahren
Kurzmeinung: Ein Buch mit Höhen und Tiefen. Zunehmend düster, mit interessanten Gedanken aber etwas wirr geschrieben.
Im eigenen Dunst

Für Esther Greenwood könnte es eigentlich nicht besser laufen. Sie hat ein Stipendium fürs College bekommen und zusätzlich einen Aufenthalt im mondänen New York inklusive begehrter Praktikantenstelle als Journalistin gewonnen. Esther träumt von einer Karriere als Dichterin oder Journalistin und vom ersten Sex. All das scheint in greifbarer Nähe aber immer mehr kommen ihr Zweifel ins Gehege. Will sie wirklich Dichterin werden? Oder lieber Sprachen lernen? Europa bereisen? Oder doch einen Mann und Kinder? – Was sie bisher immer kategorisch angelehnt hat. Jeder neue Traum scheint einen alten platzen zu lassen und plötzlich sieht Esther sich nicht mehr in der Lage so grundlegende Dinge zu tun, wie ihren Koffer zu packen, zu lesen oder zu duschen.

Ich wußte, dass ich Mrs. Guinea dankbar sein mußte, und trotzdem empfand ich nichts. Hätte sie mir eine Fahrkarte nach Europa oder eine Kreuzfahrt rund um die Welt geschenkt, so hätte sich für mich nicht das geringste verändert, denn egal, wo ich saß – ob auf dem Deck eines Schiffes oder in einem Straßencafé in Paris oder Bangkok -, immer saß ich unter der gleichen Glasglocke in meinem eigenen sauren Dunst.
Seite 200

Silvia Plaths Roman wird im Laufe der Geschichte immer düsterer. Auch wenn es eher leicht und durchaus witzig begann ist davon bald nicht mehr viel übrig. Esther ist gefangen in ihrer Depression, kennt sich selbst nicht mehr und kreist gedanklich ständig um Selbstmord. Nach außen hin versucht sie die Fassade der selbstbewussten, engagierten Studentin aufrecht zu erhalten, was ihr immer weniger gelingt.

Im Bezug auf die Depression ist der Roman äußerst gelungen. Plath wusste nur zu gut, worüber sie schreibt. Abgesehen davon, war mir der Aufbau teilweise etwas zu wirr. Esther gerät in manch seltsame Situation, die dann meines Erachtens einfach nicht richtig aufgelöst wird. Mehr als einmal hing ich etwas in der Luft und habe mich gefragt was denn nun genau los war. Auch, dass mehrfach das N-Wort zusammen mit rassistischen Figurenzeichnungen fällt hat mir nicht gefallen. Gegen die Figurenzeichnung kann man nun nichts tun aber in der 2020er Auflage hätte man zumindest das N-Wort entschärfen können. Dafür haben mir die Gedanken über die Doppelmoral im Bezug auf Mann und Frau, über Ehe und Sex ziemlich gut gefallen. Esthers Verzweiflung angesichts diverser Ungerechtigkeiten konnte ich allzu gut verstehen.

Und ich wußte, trotz aller Rosen und Küsse und Essen im Restaurant, mit denen der Mann die Frau überschüttete, bevor er sie heiratete, war er insgeheim darauf aus, daß sie sich nach der Hochzeit unter seinen Füßen flach machte wie Mrs. Willards Küchenmatte.
Seite 94

Insgesamt war die Glasglocke für mich ein Buch mit Höhen und Tiefen. Es war teils sehr düster, manchmal aber auch erstaunlich witzig. Die größten Probleme hatte ich mit dem Aufbau, dafür gab es viele interessante Gedanken und auch wenn ich Esther oft nicht verstanden habe, war sie eine lebendige Figur, der ich gerne gefolgt bin. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich mir aber mehr von diesem Roman versprochen.

Weitere Informationen zum Buch

Pressestimmen

»Plath war ihr eigener Chor, der surreaIe Chor einer griechischen Tragödie, der nach der Wahrheit schreit. Und in jeder … sanften Zeile hallt das Echo.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Community-Statistik

in 661 Bibliotheken

auf 141 Merkzettel

von 13 Leser*innen aktuell gelesen

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks