Krebs: Arzt hält es für Essstörung – dabei ist Bellas (14) Körper voller Tumore - FOCUS online
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Fehldiagnose endete fast tödlich: Arzt hält es für Essstörung – dabei ist Bellas (14) Körper voller Tumore
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Female doctor examining patient through stethoscope in clinic
Getty Images Lange wird Bellas Krebserkrankung für eine Essstörung gehalten. (Symbolbild)

Nach rasantem Gewichtsverlust diagnostiziert ein Arzt der damals noch 14-jährigen Bella Johnston eine Essstörung. Dabei leidet die junge Frau an einer seltenen Krebsart, die sie durch die Fehldiagnose fast das Leben kostet.

Die Schilderungen der jungen Australierin Bella Johnston klingen besorgniserregend. Monatelang wird sie von Gewichtsverlust, Atemnot und Erbrechen geplagt, doch ihre Ärzte nehmen die junge Frau nicht ernst. Statt Untersuchungen anzustrengen, diagnostizieren sie Johnston eine Essstörung. „Sobald das aufgeschrieben war, hat mir niemand mehr geglaubt … Mir wurde nie ein Scan, ein CT, ein MRT oder so etwas angeboten“, sagt Johnston, heute 27 Jahre alt, gegenüber „ Mamamia “.

Langer Weg zur Diagnose lebensbedrohlich

Dabei verliert die damals Vierzehnjährige in wenigen Monaten 25 Kilogramm Körpergewicht. Zusätzlich leidet sie unter Schwindel, Erschöpfung und einem anhaltenden Husten, der sie zeitweise sogar ohnmächtig werden lässt.

Nach der vorschnellen Diagnose von Anorexie und Bulimie dauert es Jahre, bis die Australierin mit ihren Leiden ernst genommen wird. Verzweifelt begibt sie sich selbst auf die Suche, recherchiert online, stößt auf alternative Medizin. Ein Heilpraktiker rät ihr zu Bittersalzbädern und Knochenbrühe. Er führt ihre Symptome auf eine „verstopfte Drüse“ zurück. Die junge Frau ist bereit, seine Ratschläge zu befolgen, schließlich will sie herausfinden, was mit ihrem Körper nicht stimmt. „Ich habe so viel verdammte Suppe gekocht, so viele verdammte Bittersalzbäder genommen“, sagt sie heute.

Die erlösende Diagnose bekommt Johnston schließlich durch einen Zufall. Mit einer schlimmen Verbrennung spricht sie bei einem Arzt vor. „Der hat mich angeschaut und gefragt: ‚Was ist los mit dir?‘ Ich sah aus wie der Tod. Ich wog 43 Kilo, war blass und hatte einen sehr niedrigen Blutdruck“, sagt die 27-jährige. Zu dieser Zeit hat sie kaum noch Kraft, aufrecht zu stehen.

Paragangliom –  ein seltener Tumor im Nervensystem

Bei einer Operation finden die Ärzte schließlich einen bösartigen Tumor in ihrem Hals. Die Diagnose lautet: Paragangliom. Dabei handelt es sich um Stresshormon-produzierende, meist gutartige Tumore, die im Kopf-Hals-, Brust- oder Bauchbereich auftreten können.

Die Symptome variieren, je nachdem wo sich der Tumor im Körper ansiedelt. Laut Universitäts-Spital Zürich und dem Netzwerk Hypophysen- und Nebennierenerkrankungen e. V. können typische Symptome sein:

  • Kopfschmerzen
  • Schluckstörung oder Gesichtslähmungen
  • Hörbeschwerden wie Tinnitus oder Ohrensausen, bis hin zu Schwindel
  • Bluthochdruck
  • Hypertonie
  • episodische Schweißausbrüche

Die Beschwerden gehören oftmals zu typischen Stressreaktionen des Körpers, ausgelöst durch eine unkontrollierte Abgabe von Stresshormonen wie Adrenalin und Noadrenalin. Der Hormonhaushalt ist durch den Tumor am autonomen Nervensystem gestört. Eine Diagnose ist aufgrund der uneindeutigen Beschwerden oft nicht einfach.

Die Operation bringt Komplikationen

Weil Johnstons Symptome lange nicht ernst genommen wurden, hat sich der Krebs bereits über die gesamte obere Hälfte ihres Körpers ausgebreitet und große Teile ihres Nervensystems befallen. „Als der Chirurg mich öffnete, sagte er, es sähe aus wie faule Früchte. Es war überall.“

Durch die enorme Größe des Tumors ist die rettende Operation nicht leicht. Die Ärzte beschädigen ihre Nerven, ihr rechter Arm und ein Teil ihrer Zunge und Stimmbänder sind gelähmt. Lange hat Johnston mit den Folgen zu kämpfen, auch seelisch. Zuletzt auch, weil vermutet wird, der Krebs könne bereits ins Gehirn gestreut haben.

Ärzte nannten es „ein Wunder“

Nach weiteren Untersuchungen gibt es dann jedoch endlich die erlösende Nachricht: Das Gehirn ist gesund, es gibt Hoffnung. „Alle haben gefeiert“, erinnert sich Johnston. „Es war eine große Sache im Krankenhaus.“ Die Ärzte nannten es sogar „ein Wunder“.

Nach einer langen Strahlentherapie lebt die junge Frau heute endlich krebsfrei. Für sie ein Glück - nach dem langen Versagen des Gesundheitssystems. „Ich denke, es war einfach für die Ärzte, mir als junges Mädchen die Diagnose psychischer Probleme aufzudrängen. Und ich glaube nicht, dass sie das getan hätten, wäre ich ein Junge“, so das Fazit der 27-jährigen.

chkö
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