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Brosnans Tochter und die „elendige Krankheit“

Die Tochter von Schauspieler Pierce Brosnan, Charlotte Harris, ist im Alter von 42 Jahren gestorben. Die einst glückliche Patchworkfamilie hatte schon früh mit Verlusten und Krankheiten zu kämpfen.

Pierce Brosnan war gerade dabei, mit beiden Händen im Kühlschrank zu wühlen und sich gierig große Stücke kaltes Hähnchen in die Backen zu stopfen, als sich im nächsten Moment sein Leben von Grund auf veränderte. Brosnan, Mitte zwanzig damals, war mit ein paar Kumpels beim Pokerspielen.

Sein Freund David Harris, Schauspielschüler wie er selbst, hatte ihn zu sich nach Hause eingeladen – wobei zu sich nach Hause eher bedeutete: in das Haus seiner Tante Cassandra Harris, die ihn bei sich wohnen ließ, solange er die Schule besuchte. Dann kam die Hausherrin mit ihrem Rendezvous nach Hause – „irgendein blöder Banker“, so Brosnan später – und sagte: „Sie futtern da gerade meinen Kindern das Essen weg.“ Und Brosnan dachte: „Ich habe noch nie etwas so Schönes gesehen wie diese Frau.“

Brosnan sollte für die Kinder, denen er damals das Hähnchen wegaß, wie ein Vater werden. Als wären sie seine leiblichen Kinder, blieb er Christopher und Charlotte immer verbunden. Ausgerechnet an ihrem letzten Tag aber konnte Brosnan nicht bei seiner Tochter sein: Charlotte Harris ist mit nur 42 Jahren in London gestorben. Sie war ein Jahr jünger als ihre Mutter Cassandra, Pierce Brosnans großer Liebe, die 1991 an derselben Krankheit verstarb.

Diese „elendige Krankheit“

Pierce Brosnan, 60, der gerade in Osteuropa für den Agententhriller „November Man“ vor der Kamera stehen muss, hat es nicht mehr rechtzeitig zu Charlotte geschafft. Am Dienstag gab er ihren Tod bekannt: „Am 28. Juni ist meine geliebte Tochter Charlotte Emily für immer von uns gegangen“, schrieb Brosnan. „Sie war umgeben von ihrem Mann Alex, ihren Kindern Isabella und Lucas und ihren Brüdern Christopher und Sean.“ Die Familie sei in tiefer Trauer und bete für ihr „schönes, liebes Mädchen“ – und sie bete dafür, dass bald ein Heilmittel gefunden werde „für diese elendige Krankheit“.

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Die elendige Krankheit, an der erst seine Frau Cassandra und nun auch noch seine Tochter Charlotte starben, ist Eierstockkrebs. Bei einer genetischen Vorbelastung, wie sie bei Charlotte Harris vorlag, liegt das Risiko für Frauen, an einem Ovarialkarzinom zu erkranken, bei 60 Prozent. Wie beim Brustkrebs spielen auch hier die beiden Gene BRC1 und BRC2 eine entscheidende Rolle.

Angelina Jolie, 38, hatte im Mai öffentlich darüber gesprochen, dass auch bei ihr eine erhöhte Anfälligkeit für die Krankheit festgestellt wurde – ein Brustkrebsrisiko von 87 Prozent und ein Eierstockkrebsrisiko von 50 Prozent. Vor einigen Jahren war ihre Mutter Marcheline an der Krankheit gestorben, vor wenigen Wochen dann auch deren Schwester, Jolies Tante Debbie. Aus Angst vor Brustkrebs ließ sich Jolie beide Brüste entfernen und senkte damit ihr Krebsrisiko auf etwa fünf Prozent.

Brosnan und Charlottes Mutter

Als Charlotte Harris vor drei Jahren den Kampf gegen den Krebs aufnahm, war es schon zu spät. Und es war nicht der erste schwere Kampf in ihrem Leben.

Als die junge schöne Schauspielerin Cassandra Harris, bereits von Produzent Dermot Harris getrennt, an jenem Abend nach Hause kam und in ihrer Küche diesen jungen Iren an ihrem Kühlschrank stehen sah, da war sie erst mal alles andere als angetan. „Ich hatte überhaupt kein Interesse an ihm“, erinnerte sie sich später. „So ein komisch aussehender Typ mit zu kurzen Haaren und Übergewicht“ – von dem allerdings schon bald nichts mehr zu sehen war. Pierce Brosnan jedenfalls war sofort verliebt.

Cassandra aber wollte nichts von ihm wissen. „Ich wusste ja nicht, was für ein wundervoller Mensch in ihm stecken würde“, sagte sie später. Und was für ein attraktiver Mann er noch werden sollte. Später spielte sie mehrmals in der Serie „Remington Steele“ mit, in der Pierce Brosnan den charmanten Privatdetektiv gab. An der Seite von Roger Moore war sie 1981 als Bondgirl Lisl von Schlaf in dem Film „In tödlicher Mission“ zu sehen – 13 Jahre, bevor ihr Mann selbst den Geheimagenten 007 verkörpern sollte.

Kokainsucht nach dem Tod der Mutter

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Cassandra Harris hatte also den fünf Jahre jüngeren Schauspieler erhört. Als sie 1980 heirateten, war ihr Sohn Christopher sieben Jahre alt, ihre Tochter Charlotte neun. Drei Jahre später kam der gemeinsame Sohn Sean auf die Welt. Eine glückliche Patchworkfamilie. „Von Anfang an war Pierce einfach ‚Papa’“, sagte Charlotte später. Doch die Familie hatte immer auch schwere Verluste zu verkraften. Dermot Harris, der Vater von Christopher und Charlotte, war keine 50, als er 1986 starb. Brosnan wurde nun auch juristisch ihr Vater, indem er die beiden Kinder adoptierte. Fünf Jahre später starb ihre Mutter mit nur 43 Jahren.

Brosnan sollte es nicht leicht haben als Witwer mit drei Kindern. Christopher trank, nahm Drogen, ging in Entzug, wurde wieder rückfällig. Sean hatte einen schweren Autounfall und musste monatelang im Krankenhaus bleiben. Charlotte litt unter Depressionen, die sie mit Kokain und Alkohol bekämpfte.

Ihr Vater schaffte den Neuanfang. Seit 2001 ist Brosnan mit der Journalistin Keely Shaye Smith, 49, verheiratet und hat mit ihr zwei gemeinsame Kinder. Seiner ersten Familie blieb er immer verbunden – ob in Sorge oder Liebe. Zu den Kindern und zu der Frau, die an jenem Abend „mit langem blonden Haar und gebräunter Haut“ vor ihm stand, und die den „Iren mit der komischen Frisur“ tatsächlich erhörte.

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