Gletscherfreundlich Reisen - Der Gornergletscher und das Ötztal

Gletscherschwund – Ein Blick auf den Gornergletscher, Feegletscher und das Ötztal

Gletscherschwund – Ein Blick auf den Gornergletscher, Feegletscher und das Ötztal
© Hotel Bella Vista Zermatt

Gletscher gelten als die “Botschafter der Klimakrise” und wie neueste Untersuchungen zeigen, schwinden sie (noch) schneller als gedacht. Im schweizerischen Urlaubsort Zermatt am Matterhorn kannst du diese Entwicklung mit eigenen Augen sehen. Darum möchten wir uns heute ein wenig mit Grundlagenwissen beschäftigen, damit du erkennst, was Gletscherschwund eigentlich bedeutet. Im österreichischen Ötztal erwartet man außerdem, dass nach dem berühmten Ötzi auch weitere Eismumien auftauchen werden.

 

Die Klimaerwärmung treibt den Gletscherschwund voran

Im April gilt der Winter eigentlich als beendet. Nicht so in den Hochalpen auf über 3.000 Metern Höhe: Hier kann es noch bis Mai schneien und das “ewige Eis” der Gletscher wird sogar den Sommer über bleiben. Doch ganz so “ewig” sind die Gletscher gar nicht. Alktuell gibt es einen Gletscherschwund. Das heißt, die aus vereistem Schnee-Schmelzwasser entstandenen Eisfelder werden immer weniger.

 

Schmelzende Gletscher - über 8000 Jahre altes Holz
Fabienne Anthamatten hat diese über 8.000 Jahre alte Lärche im Gletscherfeld gefunden. © Hotel Bella Vista Zermatt

Über 8000 Jahre alte Lärche im Gletschervorfeld gefunden

Schon vor einigen Jahren (2015) hat Fabienne Anthamatten von unserem Green PearlsⓇ Partner, dem Hotel Bella Vista Zermatt, eine interessante Entdeckung gemacht. Sie fand den Baumstamm einer Lärche. Da sich die Hotelbesitzerin schon lange für altes Holz interessiert, sah sie sofort, dass dieser Stamm sehr alt sein musste. Zudem gibt es momentan beim Fundort auf der Gletscherzunge vom Gornergletscher weit und breit keine Bäume. Dies brachte sie dazu, das Alter der Lärche von der ETH Zürich bestimmen zu lassen.

Und siehe da: Der Baum wuchs hier vor etwa 8.370 Jahren! Dass er erst jetzt gefunden wurde, liegt daran, dass das Holz im Eis des Gornergletschers konserviert worden war – bis sich dieser immer weiter verkleinerte und immer wieder Dinge freigibt, die über Tausende von Jahren verborgen wahren. Der Gornergletscher hatte seinen Höchststand übrigens im 19. Jahrhundert. Seitdem schrumpft er kontinuierlich.

 

Kleiner Exkurs zur Erderwärmung

Seit etwa 10.000 Jahren befindet sich unsere Erde in einer Warmzeit, nachdem es hier etwa 100.000 Jahre lang eine Eiszeit gegeben hatte. In dieser Zeit war insbesondere die Nordhalbkugel überwiegend vergletschert. Die Gletscher, die du heute (noch) sehen kannst, sind die letzten Überbleibsel davon.

Bis heute spekulieren Wissenschaftler darüber, was genau den damaligen Klimawandel ausgelöst hat. Laut Welt der Physik vom Bundesministerium für Bildung und Forschung könnte eine Erwärmung der Gewässer auf der Südhalbkugel dafür verantwortlich gewesen sein. Durch die Erwärmung wurde mehr und mehr Kohlenstoffdioxid freigesetzt, das sich in der Atmosphäre anreicherte und so für eine weitere Erwärmung sorgte, die dann zum Rückgang der Gletscher führte. Das Klimagas Kohlenstoffdioxid spielte demnach schon damals eine entscheidende Rolle bei der Erderwärmung

 

Menschengemachter Treibhauseffekt

Mit der Industrialisierung, die um 1800/1850 begann (das musst du dir mal vorstellen – erst vor rund 200 Jahren!) hat der Ausstoß von Treibhausgasen enorm zugenommen. Verantwortlich sind laut dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung vor allem:

  • die Abholzung von Wäldern
  • die Verbrennung von Kohle, Gas und Öl zur Energiegewinnung
  • Massentierhaltung

 

Das Pariser Klimaabkommen kann den Gletscherschwund nicht stoppen 

Zermatt, Switzerland. Gorner Glacier and Monte Rosa from Gornergrat.
Gornergletscher bei Zermatt. Die freien Flächen waren früher auch von Eis bedeckt. ©SCStock | Stock.Adobe.com

 

Nach Berechnungen des Bundesumweltamts hat sich die Oberflächentemperatur der Erde zwischen 1880 und 2023 (also von der Industrialisierung bis heute) um 1,3 °C erwärmt. 2015 wurde bei der Klimakonferenz in Paris ein Abkommen geschlossen, das alle Staaten zu einer Reduktion ihrer Treibhausgasemissionen verpflichtet. Ziel ist es, die Erderwärmung bei unter 2 °C zu halten und nach Möglichkeit bei 1,5° aufzuhalten.

 

Dieses Ziel scheint allerdings schon unwahrscheinlich, beinahe unmöglich. Und selbst wenn es “nur” eine Erderwärmung um 1,5 °C gibt, so bedeutet das laut dem Leiter des Schweizer Gletschermesswerks, Matthias Huss, dass von aktuell 1.400 Gletscherfeldern im Jahr 2100 (deine Kinder werden das vielleicht noch erleben) nur noch 200 bis 300 Gletscher übrig bleiben. (1973 hatte die Schweiz noch 2150 Gletscher. Über die Hälfte der Fläche ist seit 1930 verschwunden.)

Die Bedeutung von Gletschern zeigt sich darin, dass sie vom IPCC (Intergovernmental Panel on Climatic Change) mit der höchsten Signifikanz bei den Klimaindikatoren eingestuft wurden.

 

Welche Auswirkungen hat der Gletscherschwund?

  • Wasserknappheit: Gletscher sind die größten Süßwasserspeicher der Erde. Aktuell speichern sie etwa 70 % des gesamten Süßwassers und aus ihnen speisen sich viele Seen und Flüsse, aus denen wir unser Trinkwasser gewinnen.
  • Anstieg des Meeresspiegels: Das durch den Gletscherschwund geschmolzene Wasser gelangt in die Meere. Dadurch wird es nicht nur 1.) salzig (und damit als Trinkwasser unbrauchbar), sondern führt auch 2.) zu einem Anstieg des Meeresspiegels und damit 3.) zum Verschwinden von Inseln und Küstengebieten

 

Gletscherfreundlich Reisen

Umweltfreundlich reisen mit dem Zug. Mit der Gronergrad Bergbahn durch den Schnee in der Schweiz.
Mit der Gronergrad Bergbahn geht es hinauf zum Gletscher. ©immatterhorn | Stock.Adobe.com

 

Nachdem wir nun unser Fachwissen etwas aufgefrischt haben, hast du vielleicht gleich Sehnsucht verspürt, diese besonderen Eisflächen zu besichtigen – bevor sie ganz verschwunden sind … Und dies natürlich möglichst klimafreundlich (was, wie wir jetzt gelernt haben, gleichbedeutend ist mit gletscherfreundlich).

Die beste Möglichkeit Kohlenstoffdioxid bei deinem Urlaub einzusparen ist eine Anreise mit dem Zug oder Fernbus. Mit beiden kannst du das autofreie Dorf Zermatt entspannt erreichen.

 

Ausflug zum Gornergletscher bei Zermatt

Der Gornergletscher ist der zweitgrößte Gletscher der Alpen und hat (aktuell noch) eine Länge von 12,9 Kilometern. Das Besondere an ihm ist, dass er inmitten bekannter Viertausender im Monte-Rosa-Massiv liegt.

Von Zermatt aus fährst du mit der Gornergrat-Bahn 35 Minuten und hast ein atemberaubendes 360 Grad Panorama mit dem Matterhorn, Liskamm und der Monte-Rosa-Gruppe. Zudem erkennst du, wie sich der Gornergletscher und der Grenzgletscher zu einer gemeinsamen Eisfläche vereinen.

Gemeinsam mit einem Bergführer kannst du den Gornergletscher auf dem Weg zur Monte-Rosa-Hütte queren. Die Gornergrat-Bahn empfiehlt zudem einen Wanderweg von Hohtälligrat hinunter bis zum Gletscher.

 

Gletscher-Palast

Gletscher Palast in Zermatt - Thema Globale Erwärmung
Im Gletscherpalast erwartet dich im Inneren des Gletschers eine Märchenwelt mit Eisfiguren. ©Zermatt Bergbahnen

 

Ein Erlebnis ist der Gletscher-Palast. Hier geht es 15 Meter tief in den Gletscher hinein und du befindest dich inmitten einer wundersamen Eiswelt mit Eisbänken und Eisskulpturen, welche regelmäßig von Eiskünstlern gestaltet und erneuert werden. Für Kinder gibt es zudem eine Eisrutschbahn.

 

Nachhaltige Unterkünfte in Zermatt

Als Unterkunft empfehlen wir dir das Hotel Bella Vista Zermatt. Hier kannst du auch die über 8000 alte Lärche von Fabienne Anthamatten besichtigen, welche im Wellnessbereich ausgestellt ist. Das familiengeführte Hotel hat eine gemütliche Atmosphäre mit Kaminfeuer in der Lobby, einen Wellnessbereich mit Zirbenholz und eine Terrasse mit Blick auf das Matterhorn. Du erhältst Frühstück, Mittagssnack und Nachmittags-Kuchen und Abendessen komplett in Bio-Qualität. Anstatt exotischer Lebensmittel, die aus Übersee eingeflogen werden, findest du hier lokale Schweizer Produkte.

Übrigens: Wenn du mit der Bahn anreist, darfst du dich von Visp nach Zermatt auf Sitzplätze erster Klasse freuen 😉 Das Hotel übernimmt nämlich dein Upgrade von der zweiten auf die Erste Klasse, sodass du schon direkt im Zug entspannen kannst!

 

Ebenfalls empfehlen können wir das CERVO Mountain Resort. Das Resort umfasst mehrere Holzgebäude, 3 Restaurants, Pool, Wellnessanlage, Kletterwand und Fitnessraum. Alles hat einen natürlichen und einzigartigen Stil, welcher bereits mit mehreren Design-Preisen gekürt wurde. Wenn du möchtest, kannst du einen CO2-kompensierten Aufenthalt buchen. Der Betrag, den du dafür an MyClimate bezahlst, wird vom CERVO verdoppelt.

Nachhaltig reisen im autofreien Zermatt am Matterhorn
In der nachhaltigen Unterkunft wohnst du „gletscherfreundlich“ und klimaneutral. Auf dem Matterhorn liegt (bisher noch) auch im Sommer Schnee. © CERVO Mountain Resort

 

Gletscher-Erlebnistour im Sommer mit Steigeisen und Klettergurt

Falls du diesen Sommer noch eine richtige Erlebnistour im Eis wagen willst, so gibt es eine solche beim Schweizer Feegletscher oberhalb von Saasfee. Die Gletscher-Erlebnistour dauert etwa 3 bis 4 Stunden, und du kletterst gesichert, am Seil des Bergführers. In Saas Fee selbst erwartet dich als nachhaltige Unterkunft das Waldhotel Fletschhorn. Dieses ist für seine außergewöhnlich gute Küche bekannt.

 

Forscher warten auf Eismumien

Noch spektakulärer als altes Holz sind Eismumien. Der 1991 entdeckte Ötzi lebte vor über 5.000 Jahren und verrät uns Vieles über das Leben in dieser Zeit. Erst 2022 erschien eine neue Studie über den Ötzi, diesmal von Gletscherforschern der Österreichische Akademie der Wissenschaften (ÖAW). “1991 hat die Welt aus Sicht des Gletscherforschers ganz anders ausgesehen. Es gab nur ein Jahr mit extrem starker Schmelze bis in die Gipfelregionen. Mittlerweile ist das Normalzustand”, wird Studienautorin Andrea Fischer vom Kurier zitiert. Die Forscherin schätzt, dass durch den starken Gletscherschwund, bald weitere Eismumien entdeckt werden. Wichtig sei nur, dass diese dann rechtzeitig gefunden würden, weshalb bereits jetzt potenzielle Fundstellen überwacht würden.

 

Der originale Ötzi wird im Südtiroler Archäologiemuseum in Bozen aufbewahrt. Weiterhin kannst du die Ötzi-Fundstelle im Ötztal bei Sölden auf 3.200 Metern besuchen. Etwas oberhalb vom Söldener Ortskern gibt es die nachhaltigen LENI MOUNTAIN Appartements & Chalet, in denen du nach dem Ausflug zur Ruhe kommen kannst. Ebenfalls in Sölden bieten dir die Appartements im The Peak Sölden eine gemütliche Unterkunft direkt an Wanderwegen, Biketracks und Skipisten. Von Sölden aus ist es auch nicht weit zum Gletscher. Du musst einfach der Ötztaler Gletscherstraße folgen (es gibt auch einen Linienbus) und fährst etwa 20 Minuten bis zum Rettenbach- und Tiefenbachgletscher. Und hier kannst du dann die Augen aufhalten – wer weiß, was du findest …

 


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Gletscher und Reisen: So reist du gletscherfreundlich

Eishöhle im Zermatter Gletscher


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