Wie wohnt man, wenn man gerade dabei ist, sein Hobby zum Beruf zu machen, aber für den Anfang nicht extra ein Atelier mieten will? Nun, Inken Beumer schafft es ganz gut, beides zumindest räumlich zu trennen und dennoch ganz nah an ihrer kreativen Arbeit zu sein. Wie das aussieht, erfahrt ihr in Interview und Homestory mit Inken aus Mannheim.
Interview und Homestory mit Inken von @altbauimquadrat
Die Mannheimer Quadratestadt ist schon ein besonderer Ort. Die Innenstadt Mannheims ist eine Planstadt und in Häuserblocks statt Straßenzügen angeordnet. Hier tragen die Straßen auch keine typischen Namen, sondern sind wie die Felder auf einem Schachbrett nummeriert. Und mitten in dieser abgerundeten Quadratur wohnt Inken. In einem Altbau aus dem frühen 20. Jahrhundert hat sie ihr Zuhause gefunden, in welches sie ihren Instagram Followern @altbauimquadrat als regelmäßig Einblicke gewährt. Dort haben wir sie auch gefunden. In der Homestory mit Interview verrät sie uns, seit wann sie ihren Altbautraum lebt, warum bei ihr eine Drehscheibe zum Töpfern in der Wohnung steht und vieles mehr.
DBS: Hallo Inken, schön, dass du uns bei dir zuhause willkommen heißt. Fangen wir zunächst mit den Basics an. Wer bist du, was machst du?
Inken: Hi ihr Lieben, ich freue mich auch euch kennenzulernen! Ich heiße Inken Beumer, bin 36 und bin normalerweise Grundschullehrerin. Außerdem habe ich 2021 mein eigenes Label Dripdropceramics gegründet. Nach fast 10 Jahren Tätigkeit in der Schule und einem Schicksalsschlag in meiner Familie habe ich sehr viel in meinem Leben hinterfragt und eine Auszeit gebraucht. 2023 habe ich mir dann ein Sabbatical genommen, um den Fokus auf meine Selbstständigkeit zu legen und dem klassischen Hamsterrad zu entkommen. Ich möchte vor allem wieder mehr Zeit für mich selbst und aber auch Zeit für meine Leidenschaft, das Töpfern und mein kleines Business Dripdropceramics haben.
Seit wann wohnst du in deiner tollen Altbauwohnung?
In der Wohnung wohne ich seit November 2023, also tatsächlich noch nicht allzu lange. Ich war aber von Anfang an verliebt in die über 4 Meter hohen Decken und vor allem den Schachbrett-Dielenboden im Wohnzimmer.
Du bist Keramikerin und hast tatsächlich in deiner Wohnung einen Arbeitsplatz mit Drehscheibe etc. eingerichtet, was ein eher ungewöhnlicher Anblick für Außenstehende ist. Wie kamst du auf die Idee? Und wie arbeitest du?
Ausschlaggebend dafür, dass ich mit dem Töpfern angefangen habe, war 2020 der Tod von meinem Vater. Nachdem er nicht mehr da war, habe ich nach einem Ausgleich für mich selbst gesucht. Da zu dieser Zeit immer noch strenge Coronaregeln galten, habe ich mir in Heidelberg in einer Werkstatt eine Töpferscheibe gekauft und sie kurzerhand in meiner damaligen Wohnung in eine freie Ecke gestellt. Warum auch nicht?
Der Anblick mag auf Außenstehende komisch wirken, aber damals habe ich die ganze Ecke mit Folie und Leinentüchern verkleidet und hatte somit jeden Tag Zeit an der Töpferscheibe zu üben. Letztendlich habe ich tatsächlich fast jeden Tag an der Scheibe gesessen und geübt, da dieser Moment immer etwas Meditatives hatte. Klar, ich wollte die Töpferscheibe auch öfter mal aus dem Fenster werfen, weil an manchen Tagen gar nichts geklappt hat. Aber auch das war ein super Learning für mich, weil ich irgendwann verstanden habe, dass man an solchen Tagen nichts erzwingen kann. Also ging es einfach am nächsten Tag mit neuer Energie weiter.
Irgendwann kam dann auch noch ein Brennofen dazu und dabei ging mir anfangs schon ein bisschen die Flatter 😉 Ein Brennofen in der Wohnung, in der man lebt? Aber ja why not und am Ende war es auch gar kein Thema. Die Töpferecke ist dann natürlich mit in meine neue Wohnung gezogen und ich verbringe nach wie vor viel Zeit dort.
Was macht für dich den Reiz von Ton aus? Und was fertigst du daraus?
Ich liebe es das kühle und weiche Material in den Händen zu halten, das hat eine beruhigende Wirkung auf mich. Vor allem aber finde ich es so spannend, wie aus einem Klumpen Ton so viel entstehen kann. Was mir besonders gut gefällt – jedes Werkstück ist individuell und vielfältig und nie 100%-ig planbar.
Als ich in Frankfurt Kunst (auf Lehramt) studiert habe, habe ich erstmalig meine Leidenschaft für experimentelle Verfahren entdeckt. Das findet man auch in der Arbeit im Ton wieder: Es ist jedes Mal auch ein klein wenig Zufall, wie das Werkstück letztendlich aus dem Ofen kommt und es gibt immer wieder neue Dinge zu entdecken. Hauptsächlich entwerfe und fertige ich Tassen für Dripdropceramics an. Privat stelle ich aber auch gerne Vasen und Objekte für mein zu Hause her.
Was inspiriert dich?
Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich schätze, dass viele Faktoren dazu beitragen, sich inspirieren zu lassen. Das Wichtigste für mich selbst ist, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und offen für Menschen und deren Geschichten zu sein.
Neben schönen Dingen, die du mit den Händen schaffst, hast du ganz offensichtlich auch ein Händchen für schönes Design. Wie würdest du deinen Einrichtungsstil beschreiben?
Vielen lieben Dank. Meinen Einrichtungsstil würde ich als einen Mix aus Designklassikern, Vintage Möbeln und ganz wichtig, Lieblingsstücken von meinem verstorbenen Papa, beschreiben. Ein Faible habe ich vor allem für die 70ies! Ich mag es Alt und Modern zu kombinieren und liebe farbenfrohe Elemente in jedem meiner Zimmer. Außerdem male ich sehr gerne und statte meine Räume gerne mit Kunst aus. Ich freue mich einfach immer, wenn ich in ein Zimmer komme und gleich gute Laune bekomme!
Hast du Lieblingsstücke in deiner Wohnung? Und gibt es ein Designermöbel, das ganz oben auf deiner Wunschliste steht?
Oh ja! Da gibt es mehrere. Mein liebstes Stück und fast auf jedem Foto zu finden, ist der grüne Zottel-Pouf im Wohnzimmer. Mein Papa hat den Pouf geliebt und saß oft auf ihm, wenn er den Kamin angefeuert hat. Da schwingen einfach so viele Erinnerungen und Nostalgie mit, dass ich dieses Möbelstück besonders liebe. Außerdem habe ich jahrelang nach den Togo Elementen von Ligne Roset gesucht und sie irgendwann endlich bei Ebay Kleinanzeigen gefunden. Mein Bruder ist dann mit mir in den Schwarzwald getuckert um die Teile abzuholen. Ich freue mich jeden Tag, dass sie in meiner Wohnung stehen.
Hast du einen Lieblingsort in deiner Wohnung?
Ganz klar: die Töpferecke! Hier kann ich entspannen und kreativ sein.
In dein zuhause ist erst vor kurzem ein Japanbett von Karup Design eingezogen. Wie schläfst du darauf? Und warum hast du dir ausgerechnet dieses Modell ausgesucht?
Das Japan Bett von Karup wird vorrangig als Gästebett genutzt. Ich habe aber auch schon mehrmals darin geschlafen und schlafe super gut auf der Futon-Matratze. Gewählt habe ich es deswegen, weil ich die Kombination aus Schlichtheit, natürlichen Materialien und Funktionalität sehr gerne mag. Ich finde, dass dieses Bett wirklich in jeden Raum passt.
Was braucht es für dich noch, um das Schlafzimmer in einen Ort der Ruhe zu verwandeln?
Definitiv Pflanzen und ein Bücherregal.
Wenn du etwas empfehlen würdest, es könnte alles Mögliche sein, was wäre das?
Ich glaube, ich würde ganz spontan nichts Materielles empfehlen, sondern eine (kreative) Auszeit für jeden da draußen. Es ist so wichtig, sich im stressigen Alltag Zeit für sich selbst zu nehmen, um anderen Menschen und Situationen entspannt und offen entgegnen zu können. Erinnert euch jeden Tag daran, dass nichts selbstverständlich ist, und nehmt euch Zeit das Leben zu genießen.
Vielen Dank liebe Inken, dass du uns mit in dein Zuhause genommen hast. Wer mehr von Inkens zuhause sehen will, findet sie als @altbauimquadrat auf Instagram und ihre hübschen Keramikobjekte hier.
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