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Ausstellung im Humboldt Forum

Palast der Republik: Auferstanden aus Ruinen

1976 wurde der Palast der Republik fertiggestellt, zwischen 2006 und 2008 dann wieder abgerissen
1976 wurde der Palast der Republik fertiggestellt, zwischen 2006 und 2008 dann wieder abgerissen Foto: Humbolft-Forum

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Von den Kugelleuchten bis zu Theaterkarten und Palast-Geschirr erinnert das Humboldt Forum jetzt an den einstigen DDR-Kultur- und Parlamentsbau. Dabei wird deutlich, wie viele verschiedene Blicke es auf den Republikpalast gibt.

Die Frau, die das letzte Staatsoberhaupt der DDR war, hatte einen großen Traum. „Ich wollte meiner Enkelin zeigen, wo die deutsche Wiedervereinigung beschlossen wurde“, sagt Sabine Bergmann-Pohl (78).

Heute ist das Mädchen 13 Jahre alt, aber Bergmann-Pohls alter Arbeitsplatz im Palast der Republik schon seit 18 Jahren verschwunden. Die Ausstellung „Hin und Weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ im Humboldt Forum lässt das DDR-Universalgebäude für Parlament, Gastronomie und Kultur jetzt mit 300 Originalobjekten am alten Standort wieder aufleben.

Wurde gerne geklaut: Geschirr mit dem Palast-Monogramm
Wurde gerne geklaut: Geschirr mit dem Palast-Monogramm Foto: Ralf Günther

Inklusive Bergmann-Pohls Rednerpult aus dem Volkskammersaal. Dort wurde einst der parlamentarische Weg zur Wiedervereinigung eingeschlagen. Und das Volk verfolgte alles am Fernseher. Wir hatten eine höhere Einschaltquote als die ‘Lindenstraße‘“, so die einstige Politikerin.

Auferstanden aus Ruinen! Doch Humboldt-Forum-Generalintendant Hartmut Dorgerloh (61) verspricht für die Schau: „Wir wollen weder verklären noch dämonisieren, sondern reflektieren.“ Der Kunsthistoriker spricht vom Schloßplatz als „Ort, der seit 600 Jahren von Macht und Ohnmacht besetzt ist“, und sagt: „Der Palast der Republik steckt uns buchstäblich in den Knochen.“

So hätte er aussehen können: Alternativer Entwurf für den Palast der Republik
So hätte er aussehen können: Alternativer Entwurf für den Palast der Republik Foto: Ralf Günther

In einem Raum, in dem kupferfarbene Spiegelfolien an die Palast-Fassade erinnern, kommt das Gefühl von damals tatsächlich ein Stück weit wieder. Zu sehen sind natürlich die Kugelleuchten aus Erichs Lampenladen. Geschirr, Theater-Eintrittskarten oder ein Puzzle mit Gebäude-Motiv illustrieren die Vielseitigkeit des Hauses, in dem die DDR-Volkskammer tagte, Kunstfans Theateraufführungen genossen und Liebespaare Cocktails schlürften.

Sogar die berühmte Glasblume aus dem einstigen Foyer ist in Einzelteilen zu sehen. Künstler Reginald Richter (92) erinnert sich, wie schwierig das damals gewesen sei, das Werk ohne das richtige Sicherheitsglas herzustellen. Man hatte ja nichts. Auch das gehört zu Geschichte.

So hat sich das Team des Humboldt Forums tatsächlich viel Mühe gegeben, zahlreiche Zeitzeugenstimmen zu Wort kommen zu lassen. Ehemalige Palast-Besucher berichten mit Erinnerungsstücken und Interviews von Liebe oder Hass beim Gedanken an den Repräsentationsbau.

Die Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ im Humboldt Forum
Die Ausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ im Humboldt Forum Foto: Ralf Günther

Doch viele Zeitzeugen-Köche verderben manchmal den Brei. Die Ausstellung will zu viel, die recht wahllos im Raum verteilten Schaustücke erschweren die Orientierung und lassen die Geschichte nicht atmen.

Ein Besuch lohnt aber dennoch: Für die vielen Details, für das reichhaltige Rahmenprogramm mit Musik, Thementagen oder dem Theaterstück „Bau auf! Bau ab!“, das Freitag Premiere feiert. Das Begleitbuch zur Ausstellung ist ein großer Erinnerungsschatz.

Bis 16.2.25, Schloßplatz, 12/6 Euro

Themen: Berliner Kultur DDR Humboldt Forum Museum Palast der Republik