Katha rina Focke - 11 May 2024 - 7 Tage - Readly

Katha rina Focke

3 min lesen

Diese Frauen wollten die Welt verändern

1984: Katharina Focke mit ihrem Idol Willi Brandt, der bis 1974 Bundeskanzler war
Fotos: ddp images, dpa/pa (5)

Die Frau ist verpflichtet, das gemeinschaftliche Hauswesen zu leiten“, hat es noch in der Ausfertigung des BGB von 1896 geheißen. Doch wie man es auch wendet, trotz jahrelangem Ringen liegen die Pflichten in Ehe und Familie immer noch allein bei der Frau.

Während man in der DDR in Sachen Frauenrechte schon ein ganzes Stück weiter ist, verändert sich nun aber auch der westliche Teil Deutschlands. Es gibt Jugendproteste, rebellierenden Studenten und eine gestärkte Frauenbewegung, die die konservative Nachkriegswelt, einschließlich ihres antiquierten Familienbildes, aus den Angeln zu heben beginnt. Und es gibt Männer, die versuchen, die Frauen im Zaum zu halten – wie Bundestagsvizepräsident Richard Jaeger. Wegen seines unermüdlichen Einsatzes für die Todesstrafe auch „Kopf-ab-Jaeger“ genannt, erklärt er vollmundig: „Niemals würde ich es einer Frau erlauben, das Plenum in Hosen zu betreten.“

„Nun erst recht“, denkt sich die Damenwelt im Bonner Bundeshaus. Am 15. April 1970 tritt die Abgeordnete Lenelotte von Bothmer an das Rednerpult im Bundestag – in einem beigen Hosenanzug. Die Herren zeigen sich entsetzt. Die einen sehen die Würde des Hauses verletzt, die anderen die Würde der Frau, beschimpfen Lenelotte als „rotes Parteiweib“ und als „Sau“, schauen grimmig drein, sind aber machtlos. Auch wenn die Geschichte eher banal ist – es ist ein Fest für die Frauen, parteiübergreifend.

Kathrina wächst in Amerika auf

Zwei Jahre später wird Katharina Focke, nach Aenne Brauksiepe und Käte Strobel, die unlängst erklärt hat: „Politik ist eine viel zu ernste Sache, als dass man sie allein den Männern überlassen kann“, zur dritten Familienministerin ernannt. Sie ist 1922 in Bonn geboren und sieben Jahre alt, als ihr Vater, der Publizist Ernst Friedlaender, aus beruflichen Gründen mit seiner Familie in die USA geht. 1933 kehren sie nach Europa zurück, ziehen aber zunächst in die Schweiz und dann nach Liechtenstein. Solange die Nationalsozialisten an der Macht sind, wollen sie Deutschland meiden. Katharina hat inzwischen ihr Abitur gemacht und ein Semester Nationalökonomie in Zürich studiert. Nach Kriegsende kehrt die Familie dann endlich in die Heimat zurück, und Katharina studiert ab 1946 in Hamburg auf Lehramt. Ein Studium der Politikwissenschaft folgt, das sie 1954 mit der Promotion abschließt. Im gleichen Jahr heiratet sie den Politiker Ernst Günter Focke. Als dieser jedoch bereits sieben Jahre später stirbt, beginnt Katharina als Journalistin zu arbeiten. Sie ist politisch interessiert und hat zwei Vorbilder: John F. Kennedy und Willy Brandt. Da ist es nur folgerichtig, dass sie 1964 in die SPD eintritt. Zwei Jahre später wird sie in den

Dieser Artikel ist erschienen in...

Ähnliche Artikel

Ähnliche Artikel