Klein-Davos mit Wagenknecht auf Mallorca – Geheimtreffen mit „vertraulichen Gesprächen“

Die Hummer-Connection mit Wirtschaftsprominenz und meterlangem Austernbuffet

Klein-Davos mit Wagenknecht auf Mallorca – Geheimtreffen mit „vertraulichen Gesprächen“

von Alexander Wallasch (Kommentare: 29)

Geheimtreffen zur Sonne empor© Quelle: Youtube / WDR, Screenshot

Ist das nur dreist oder schon tollkühn? Sahra Wagenknecht will Stimme der Abgehängten des Systems, der Verfolgten und Verarmten sein und fliegt jetzt zu einem opulenten Wirtschaftsforum nach Mallorca, um dort in einem Luxusressort mit Joe Kaeser und Co beim meterlangen Austernbuffet über die Geschicke des Landes zu plaudern.

Kurz vor Weihnachten 2007 motzte der „Spiegel“ über die damalige linke EU-Abgeordnete Sahra Wagenknecht, sie sei „bei einem opulenten Hummer-Essen in Straßburg fotografiert“ worden. Wagenknecht als Salon-Kommunistin? Die Politikerin habe die Fotos, so das Magazin, zudem noch ungefragt unter einem Vorwand vom Handy einer anderen Person gelöscht, was wiederum bei der Fotografin für Empörung sorgte.

Heute, fast zwanzig Jahre später, ist Sahra Wagenknecht Chefin einer Partei, die ihren Namen trägt, sie ist der Liebling der Systemmedien. Und die etablierte Politik erhofft sich von ihr, dass sie der AfD eine empfindliche Schlappe bei Land- und Bundestagswahlen verpasst. Der mediale Hype um das Bündnis Sahra Wagenknecht ist vergleichbar mit der Aufmunitionierung von Annalena Baerbock vor der Bundestagswahl hin zur Kanzlerkandidatin der Herzen.

Beachtlich ist dabei der Spagat von Wagenknecht zwischen jenen Wählergruppen, die sich unter dem Druck der illegalen Zuwanderung um Deutschland sorgen, und solchen, die fürchten, als Rentner, Aufstocker und Hilfeempfänger unter die Räder zu kommen. Aber gerade letztere klassisch linke Klientel bekommt von Wagenknechts Terminkalender offenbar gerade eine Breitseite serviert, die das Potenzial hat, ein opulentes lauwarmes Hummergeschmatze noch locker in den Schatten zu stellen.

Bekannt geworden ist jetzt, dass Wagenknecht eine der Referenten auf einer Dekadenz-Veranstaltung ist, die schon alleine von den Eintrittspreisen bzw. Teilnehmergebühren her eine schallende Ohrfeige für das Gros der potentiellen Wähler des BSW darstellen dürfte.

Eine Veranstaltung für die Reichen und Wichtigen. Ein kleines Davos auf Mallorca:

„Gesamtveranstaltung: 2.650,00 € zzgl. IVA, Social Paket für Begleitpersonen: 600,00 € zzgl. IVA, beinhaltet die Teilnahme am Eröffnungsabend, beim Mittag- und Abendessen am Freitag sowie zum Abschlussessen am Samstagmittag.“

Ob wieder Hummer auf der Speisekarte steht? Veranstaltungsort ist das „Castillo Hotel Son Vida“. Die Zimmerpreise dort staffeln sich von 400 bis 2500 Euro und noch darüber hinaus.

In welcher Kategorie schläft eine Parteichefin? Der Webseite ist übrigens zu entnehmen, dass die Unterbringung für zahlende Teilnehmer noch nicht einmal im Preis inbegriffen ist. Aber Wagenknecht muss nichts bezahlen, sie wird mutmaßlich eingeflogen und bezahlt, wenn sie es nicht pro bono macht. Hier muss Wagenknecht offenlegen.

Oder geht es hier am Ende darum, am Strand im goldenen Badetuch ein paar Spendengelder einzufangen? Wer nun denkt, es ginge hier um Sozialneid, der hat die Liste der Referenten noch nicht gesehen, die da auf Mallorca die Welt retten und nebenbei Klein-Davos spielen wollen. Sind auch Plätze auf dem das Hotel umgebenen Golfplatz reserviert?

Neben Wagenknecht sind 2024 mit dabei beispielsweise Joe Kaeser, Vorsitzender AR Daimler Truck Holding AG und Siemens Energy, Prinz Maximilian von und zu Liechtenstein, CEO LGT Group, Jean Asselborn, Luxemburgischer Außenminister (bis 2023), Wolfgang Kubicki, Vizepräsident des Deutschen Bundestags, Wolfgang Ischinger,
Ex-Vorsitzender Münchner Sicherheitskonferenz, Thomas Isermann Gründer und CEO Greenforce H.E., Ahmed Alattar, Botschafter der Vereinigten Arabischen Emirate, Mr. Zhang, Vice President NIO EUROPE, Vice President The Chinese Chamber of Commerce in Germany, Dr. Feiyu Xu, AI-Expertin, CIO Nyonic bis 2024, Ex-Head of AI-SAP und weitere Gäste mehr.

Dieses Treffen der Wirtschafts- und NGO-Führer mit chinesischer Beteiligung dürfte jede als „Geheimtreffen“ deklarierte Zusammenkunft aus der Vergangenheit weit in den Schatten stellen. Wird Correctiv auch vor Ort sein? Als Gast oder investigativ? Moderiert wird diese Konferenz übrigens von einer alten Bekannten, der ehemaligen ÖR-Moderatorin Sabine Christiansen. Initiator ist Willi Plattes, er ist der Boss der dieses Treffen veranstaltenden „PlattesGroup“.

Aber um was geht es konkret bei diesem „Geheimtreffen“, das mit „ideologiefreien und vertraulichen Gesprächen“ wirbt? Auf der Webseite des Wirtschaftsforums heißt es werblich und gleichsam nebulös:

„Wir verstehen uns als Ideenkraftwerk, das disziplinübergreifend eine gemeinsame Strategie entwickeln möchte.“

Die Zusammenkunft mit Sahra Wagenknecht und Co dauert von Donnerstag, 23. Mai 2024, 18:00 Uhr bis Samstag, 25. Mai 2024 ca. 16:00 Uhr. Die Teilnehmerzahl ist limitiert. Und über Christiansen heißt es, sie stehe „seit Jahren für die nationale und internationale Vernetzung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft“.

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Dass Partys mit der veranstaltenden PlattesGroup gerne mal opulent werden, berichtete vor zwei Jahren die Mallorcazeitung und präsentierte dazu Fotos von meterlangen Austernbuffets, eingeflogenen Musikstars und zur Unterhaltung aufgebauten Roulette-Tischen. Die Urlauberzeitung schrieb damals begeistert:

„Für die Organisation des rundum gelungenen Abends war der Eventveranstalter Lifexperiences aus Palma zuständig. Das gediegene Fest mit reichlich Livemusik, Tanz, lukullischen Genüssen und einem eigens installierten Casino war eines der größten gesellschaftlichen Anlässe der deutschen Community des Jahres auf Mallorca. Mitgefeiert haben unter anderem die TV-Journalistin Sabine Christiansen ...“

Sahra Wagenknecht sollte jetzt dringend offenlegen, was sie mit dieser Teilnahme bezweckt, was sie dafür bekommt, welche ähnlich gearteten „Geheimtreffen“ noch so auf ihrer Tanzkarte stehen und welcher gemeinnützigen Organisation sie anschließend ihr Honorar spenden will. Auch das darf man Wagenknecht nicht ersparen.

Der gebeutelte deutsche Steuerzahler zahlt der Abgeordneten Diäten in fünftstelliger Höhe und das, obwohl sie die Linkspartei längst verlassen hat und nur noch im Bundestag präsent ist – wenn sie überhaupt einmal vor Ort ist – um für ihr neues Bündnis zu werben. Mit Gruppenstatus ist sie übrigens auch bei den üblichen Wahlumfragen dabei, was als Werbung für eine neue Partei praktisch unbezahlbar ist.

Es wird Zeit, am besten noch vor der EU-Wahl, einmal genauer zu durchleuchten, was sich da rund um Wagenknechts Partei zusammenbraut und wer da alles im Hintergrund den Hummer fängt und frisch zubereitet.

Sahra Wagenknecht geht so weit, dass sie im Vorfeld nicht nur der EU-Wahl, sondern eben auch dieser Veranstaltung, der PlatteGroup bereitwillig für deren Webseite ein umfangreiches Interview gibt, was wiederum einer der sonnenverwöhnten Journalisten der Mallorca-Zeitung mit ihr führt. Offenbar gehörte dieses Gespräch zum Gesamtpaket, das Platte mit der Parteichefin für seine Mallorca-Sause verhandelt hat.

Wagenknecht im Originalton: „Ich bin leidenschaftliche Radfahrerin. Dafür gibt es in Mallorca beste Bedingungen. Deshalb komme ich immer gern wieder und genieße die Sonne, das Meer und die gute mallorquinische Küche.“

Wagenknecht wird auch gefragt, warum sie die Einladung angenommen habe:

„Ich nehme solche Einladungen gern an, weil ich dadurch andere Perspektiven kennenlerne. Eine starke Wirtschaft braucht gute und couragierte Unternehmer.“

Und als wäre es eine Art Morphium-Bonbon für ihre potentielle Wähler-Klientel, hängt sie noch pflichtschuldig hinten an:

„Ich spreche mit allen Seiten, auch mit vielen Menschen, die abhängig beschäftigt sind, die mit ihren Löhnen nicht über die Runde kommen und sich Sorgen machen, wovon sie im Alter leben, weil die Renten in Deutschland besonders niedrig sind.“

Viele Politiker im Bundestag hätten mit normalen Menschen kaum noch Kontakt, sagt Wagenknecht weiter, die bewegten sich nur noch in ihrer Blase. Ist das Grund genug, sich für tausende Euro in einem Luxus-Hotel in Mallorca einzuquartieren und mit so „normalen Menschen“ wie Joe Kaeser darüber zu reden, was man den Deutschen als nächstes von oben herab zumutet?

Abschließend erzählt Sahra Wagenknecht dem eifrigen Mallorca-Journalisten dann noch, wie sie es mit der AfD hält und warum die AfD als Koalitionspartner nicht in Frage kommt:

„Das Problem der AfD ist ja, dass sie zunächst von Leuten gegründet wurde, die keine Rechtsextremen waren, über die Jahre der rechtsextreme Flügel aber immer stärker geworden ist. Deren Protagonisten vertreten völkische Thesen, Nationalität ist für sie eine Frage des Bluts und nicht der gemeinsamen Kultur. Integration ist danach gar nicht möglich. Nach dieser Logik ist die Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht deutsch, weil Sie bei den meisten irgendwo einen Urahnen finden, der kein Deutscher war. Mit Leuten, die solche Thesen vertreten und den Nationalsozialismus verharmlosen, kann man nicht kooperieren.“

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