Vom Kreuzfahrtschiff in die Selbstständigkeit: DHfPG-Absolvent Zurab gründet Shapes

Vom Kreuzfahrtschiff in die Selbstständigkeit: DHfPG-Absolvent Zurab gründet Shapes

Zurab Bigvava war schon immer sportbegeistert und ihm war schnell bewusst, dass er nach dem Abitur eine Karriere im Gesundheitsbereich anstreben möchte. Gesagt, getan – er studierte Gesundheitsmanagement und ist mittlerweile mit seinem eigenen Unternehmen selbstständig. Der Weg dorthin führte durch über 100 Länder: Wie es dazu gekommen ist, hat uns der Saarländer im Interview verraten!

 

Zurab (rechts) und Sascha bei den Innovation Days

War für dich von vornherein klar, was du nach dem Abitur studieren willst? 

Nach meinem Abitur war mir schnell bewusst, dass ich eine Karriere im Gesundheitsbereich anstreben möchte, da ich bereits eine starke Affinität zum Sport hatte. Meine Begeisterung für Gesundheitsthemen wurde durch meine aktive Beteiligung an Sportarten wie Krafttraining, Fußball und Ausdauersport weiter gefestigt.

 

Wie bist du auf das Studium an der DHfPG aufmerksam geworden? Warum hast du die Studienrichtung Gesundheitsmanagement gewählt?

2012 begann ich mein Studium an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement. Aufmerksam auf sie wurde ich, weil sie einen Standort in Saarbrücken, also in der Nähe meines Heimatorts hat. Die Wahl fiel auf Gesundheitsmanagement, nachdem ich zwischen diesem Studiengang und dem B. A. Ernährungsberatung schwankte. Entscheidend war der Wunsch, neben Gesundheitsthemen auch Managementkenntnisse zu erwerben. Die Kombination aus beidem schien ideal für meine beruflichen Ziele.

 

Was schätzt du an dem dualen Studiensystem (Fernstudium, Präsenzphasen, betriebliche Ausbildung)?

Die Möglichkeit, während des Studiums praktische Erfahrungen zu sammeln, ist meiner Meinung nach von unschätzbarem Wert. Diese Erfahrungen sind besonders relevant, da man später in genau diesem praktischen Umfeld arbeitet. Ein solches System steht im Kontrast zu traditionellen Studiengängen, die hauptsächlich auf Theorie basieren. In diesen Fällen erlangen Studierende zwar ein umfangreiches theoretisches Wissen, stehen jedoch beim Übergang in die Praxis oft vor Herausforderungen, da die Realität des Berufslebens oft anders ist als die Theorie. Besonders im Bereich Fitness und Gesundheit halte ich praxisnahe Erfahrungen bereits während der Studienzeit für noch wichtiger als in anderen Feldern. Der Grund dafür ist die direkte Arbeit mit Menschen.

In einem Bereich, der so stark auf menschlicher Interaktion basiert wie Sport und Gesundheit, ist die Kombination von Theorie und Praxis im Rahmen eines dualen Studienmodells meiner Ansicht nach unerlässlich.

 

Welche Vorteile siehst du darin, dass die DHfPG bundesweite Studienzentren hat?

Die bundesweiten Studienzentren der DHfPG eröffnen Studierenden, insbesondere jenen aus kleineren Ortschaften, wertvolle Möglichkeiten. Ein entscheidender Vorteil ist die Chance, während des Studiums Großstadterfahrungen zu sammeln. Da die Zentren in den größten Städten Deutschlands etabliert sind, bietet sich die einzigartige Gelegenheit, für zwei bis drei Jahre das Umfeld zu wechseln. Dies kann im Rahmen eines dualen Studiums besonders vorteilhaft sein, da Großstädte eine Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten in diversen Gesundheitsbereichen bieten. Solch ein Wechsel fördert nicht nur die berufliche, sondern auch die persönliche Entwicklung enorm.

 

Wie hast du deinen Ausbildungsbetrieb gefunden? In welchen Bereichen warst du dort eingesetzt?

Meinen Ausbildungsbetrieb, Bodystreet, habe ich über eine Stellenausschreibung auf der Jobplattform der DHfPG entdeckt. Ich habe mich bei mehreren Betrieben beworben, sowohl in meiner unmittelbaren Umgebung als auch in weiter entfernten Orten. Bodystreet reagierte besonders schnell auf meine Bewerbung. Nach einem effizienten Bewerbungsverfahren folgte rasch ein erstes persönliches Treffen. Die Entscheidung für diesen Ausbildungsbetrieb traf ich zügig, innerhalb von 24 Stunden nach unserem ersten Gespräch. Nachdem ich meine Zusage erteilt hatte, erhielt ich umgehend eine positive Rückmeldung von Bodystreet, und so begann meine Ausbildung dort.

 

Wie konntest du die Studieninhalte in der Praxis umsetzen?

Die Studieninhalte ließen sich sehr gut in die Praxis umsetzen. Hier profitierte ich von den Kenntnissen, die mir von kompetenten Dozenten vermittelt wurden. Ihre anschauliche und verständliche Lehre ermöglichte es mir, diese Fähigkeiten erfolgreich im Betrieb anzuwenden. Der Bereich Ernährung, der mich schon immer interessierte, war eine wertvolle Ergänzung für meine Arbeit bei Bodystreet.

 

Welche Erfahrungen hast du gemacht?

Meine Zeit bei Bodystreet in Mannheim begann mit der Eröffnung eines neuen Standorts im März 2012, kurz nachdem ich meine Zusage erhalten hatte. Diese Phase war besonders prägend für mich, da ich von Anfang an in einem Umfeld mit viel Freiraum und Eigenverantwortung arbeiten durfte.

Meine Vorgesetzten gewährten mir die Möglichkeit, mich selbst zu entfalten, und warfen mich quasi ins kalte Wasser – eine Herausforderung, die ich sehr positiv empfand.

Durch diese direkte Konfrontation mit vielfältigen Aufgaben konnte ich schnell lernen und unterschiedliche Prozesse verstehen. Meine Tätigkeiten waren abwechslungsreich und umfassten Bereiche wie Personal Training, Vertragsabschlüsse, Telefonate, Cold Calls sowie das Führen von Gesprächen mit potenziellen Kooperationspartnern. Diese Vielfalt ermöglichte es mir, von der Kundenakquise bis hin zum Training eine breite Palette an Erfahrungen zu sammeln. Besonders wertvoll war für mich, in diesem jungen Alter von etwa 20 Jahren eine solche Verantwortung zu übernehmen. Diese Erfahrungen haben mich nachhaltig geprägt und dafür bin ich sehr dankbar.

 

Wie bist du zu deinem aktuellen Job gekommen?

Hier muss ich ein wenig ausholen. Mein Weg zu meiner aktuellen Position begann nach meinem Studium. Ursprünglich aus dem Saarland stammend, entdeckte ich nach meiner Zeit in Mannheim über die Hochschule eine Stellenausschreibung, die Personal Trainer für Kreuzfahrtschiffe suchte. Diese Gelegenheit zog mich sofort an, da sie mich nicht nur aus meiner Komfortzone herausführte, sondern auch meinem Wunsch entsprach, die Welt zu erkunden. Der Bewerbungsprozess war langwierig und kulminierte in einer Einladung zu einem mehrwöchigen Bootcamp in London. Trotz meiner damals durchschnittlichen Englischkenntnisse absolvierte ich diese intensive Ausbildung erfolgreich. Schließlich arbeitete ich für Steiner, das später zu OneSpaWorld wurde, dem größten Spa-Unternehmen auf Kreuzfahrtschiffen weltweit. Die sechs Wochen in London waren eine Herausforderung, geprägt von Sprachbarrieren und einem anspruchsvollen Lernumfeld. Nach Abschluss dieses Trainings stieg ich in die Welt der Kreuzfahrtschiffe ein.

In zwei Jahren war ich auf elf verschiedenen Schiffen tätig, unternahm zwei Weltreisen, besuchte über 100 Länder, gab über 5.000 Personal Trainings, hielt Vorträge vor großem Publikum und erweiterte mein Netzwerk erheblich. Diese drei Jahre waren von unschätzbarem Wert und legten den Grundstein für meine heutige Karriere.

Die harte Arbeit an Bord, gepaart mit der Möglichkeit, einige der schönsten Orte der Welt zu erleben, hat mich sowohl beruflich als auch persönlich enorm bereichert. Diese Zeit war entscheidend für die Entwicklung meiner heutigen Position und ich bin ihr zutiefst dankbar. Im Jahr 2018 traf ich die Entscheidung, meine Karriere auf den Kreuzfahrtschiffen zu beenden, obwohl mir mehrere attraktive Angebote vorlagen, einschließlich einer Position im Management sowie eine Stelle als Personal Trainer auf dem damals größten Schiff der Welt, der Harmony of the Seas. Trotz des Unverständnisses vieler entschied ich mich gegen diese Optionen, da ich das Gefühl hatte, an Bord alles erreicht zu haben. Nachdem ich die Welt mehrfach bereist und bedeutende Umsatzerfolge erzielt hatte, war es Zeit für einen neuen Abschnitt in meinem Leben. Nach meiner Rückkehr nahm ich mir zunächst ein Jahr Auszeit, um an einem anderen Projekt in Deutschland zu arbeiten und ausgiebig privat zu reisen.

Ende 2019 gründete ich dann zusammen mit zwei Kollegen von den Kreuzfahrtschiffen unser Unternehmen, das heute als Shape Industries bekannt ist.

Anfangs hieß die Firma HealthLetic. Ein Jahr später kamen zwei weitere Partner hinzu, und wir gestalteten die Marke komplett neu und brachten unser Produkt im Frühjahr 2022 mit dem Namen Shapes final auf den Markt. Unser Produkt, Shapes, ist ein innovatives Trainingssystem für die Fußmuskulatur. Es simuliert unebenen Untergrund, wie Wiese, Sand oder Kies, in Schuhen, um die muskuläre Kette vom Fuß bis zum Kiefer zu stärken. Seit der Markteinführung ist Shapes zu meinem Vollzeitjob geworden, der mich sowohl national als auch international beschäftigt.

 

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Meinen typischen Arbeitstag zu beschreiben, ist herausfordernd, da jeder Tag anders ist. Im Jahr 2023 verbrachte ich beispielsweise über 80 Nächte in Hotels und legte monatlich mehr als 5.000 Kilometer zurück. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass wir deutschlandweit mit Fitnessclubs und Physiotherapieeinrichtungen zusammenarbeiten, die unser Produkt Shapes führen. Meine Tätigkeiten umfassten zahlreiche Produktvorstellungen, Vorträge, Demo-Days, Kick-off-Veranstaltungen und Mitarbeiterschulungen in Städten wie München, Hamburg und Berlin. Mittlerweile sind wir in den größten deutschen Städten vertreten und kooperieren mit führenden Einrichtungen. Aktuell bin ich beruflich sehr viel unterwegs. Wenn ich zu Hause bin, arbeite ich aus dem Homeoffice und habe zahlreiche Telefonkonferenzen und E-Mails zu bearbeiten. Auch während meiner Geschäftsreisen führe ich Geschäftsgespräche. Neben den Meetings mit bestehenden und potenziellen neuen Partnern stehen auch viele Messen und Netzwerkveranstaltungen auf dem Programm. Letztes Jahr war ich auf diversen Messen präsent und dieses Jahr sind noch mehr Events geplant. Im Februar waren wir auf der PGA-Show, der größten Golfmesse der Welt in Orlando, vertreten, wo wir mit unserer US-amerikanischen Tochterfirma den offiziellen Kick-off feierten. Zwei Tage später, nachdem ich aus den USA zurück war, ging es mit meinem Team gleich weiter nach Zürich auf die nächste Messe. Vor kurzem haben wir zudem als Teil einer Delegation aus Rheinland-Pfalz/Saarland am STEP-USA Programm in New York teilgenommen. Mein Arbeitsalltag ist also äußerst vielseitig und ereignisreich. 

 

Hast du einen Tipp für unsere Studierenden?

Mein Rat an Studierende, insbesondere im Gesundheitsbereich, ist, Mut zu zeigen und über den Tellerrand hinauszublicken. Es ist wichtig, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten, Risiken einzugehen und auch bereit zu sein, zu scheitern. Wichtig ist, daraus zu lernen, wieder aufzustehen und sowohl aus positiven als auch aus negativen Erfahrungen zu profitieren. Der Gesundheitsmarkt ist ein sich rasant entwickelnder Sektor. Zum Beispiel belief sich der Markt für Gewichtsreduktion in Europa im Jahr 2019 auf 330 Milliarden Euro, was zeigt, dass es hier auch finanzielle Möglichkeiten gibt. Um sich von der Masse abzuheben, reichen die Grundlagen des Studiums und der Ausbildung allein nicht aus. Es ist entscheidend, sich in Bereichen, die wirklich interessieren und Begeisterung auslösen, weiterzubilden und zu spezialisieren. Dies ist der Schlüssel, um von Unternehmen als Experte wahrgenommen zu werden. Expertise erlangt man nicht durch oberflächliches Wissen in vielen Bereichen, sondern durch tiefgehende Kenntnisse in einem speziellen Gebiet. Für diejenigen, die überdurchschnittliche Ziele verfolgen und die Welt erkunden möchten, ist der beste Rat, die eigene Leidenschaft zu finden und sich täglich in diesem Bereich zu vertiefen, um ein Experte auf einem Gebiet zu werden.