Musik, Natur und Landwirtschaft
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Musik, Natur und Landwirtschaft

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Klanginstallationen und Barockmusik präsentiert die Gruppe »Musikalisches Beikraut« beim Konzert Metamorphosis. © Christine Fauerbach

Bad Vilbel (cf). Ein perfekter Ort, um über Metamorphose zu sprechen, ist eine Saatguthalle. Auf dem Dottenfelderhof kamen die Besucherinnen und Besucher in den Genuss eines Konzertabends mit Gespräch über diesen Prozess der Verwandlung. Zum ersten von drei Konzerten mit dem Titel »Metamorphosis« hatte das »Musikalische Beikraut« eingeladen. Die Veranstaltungen befassen sich alle mit dem Thema »verWurzeln« aus pflanzlicher, historischer und gesellschaftlicher Perspektive.

Auf dem Programm standen an diesem Abend Klanginstallationen zum Auftakt und zum Ausklang. Dazwischen interpretierten die Musikerinnen Luisa Höfs und Eva Unterweger (Violine), Lisa Klotz und Caroline Luy (Viola), Anne Keckeis und Malena Pflock (Violoncello) und der Musiker Francis Maheux (Kontrabass) ausgewählte Werke verschiedener barocker Komponisten wie den Bass-Satz »Chiacona« von Tarquino Merula auf dem Oberstimmen erblühen. Von Henry Purcell spielte das Ensemble die »Fantazia: Three parts on a ground« und von Elisabeth Jacquet de la Guerre »Chaconnes L’Inconstante«. Im Laufe des Konzerts waren auch von Antoni Bertali die »Chiaccona in C-Dur« und von Richard Strauss die »Metamorphosen für Streichseptett« zu hören, in dem er den Prozess der Verwandlung musikalisch verarbeitete.

Wurzeln und Verwurzelung

Wie Malena Pflock informierte, kommen die sechs Musikerinnen und ihr Kollege seit 2021 regelmäßig zum Proben und für gemeinsame Konzerte auf dem Dottenfelderhof zusammen. »Unsere Konzertprogramme befassen sich mit Themen aus Natur und Landwirtschaft.« So werde der Hof zum einen zum Nährboden für neue künstlerische Ideen und zum anderen kämen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zusammen. »Damit wird der Dottenfelderhof in seiner Identität als kultureller Begegnungsort gestärkt.« Wie die Titel der Musikstücke bereits signalisierten, beschäftigen sich die Kompositionen einerseits mit pflanzlichen Wurzeln und andererseits mit der Frage nach Verwurzelung in Bezug auf den Menschen. Dabei kam durch die zu Beginn und zum Abschluss eingespielten Klanginstallationen des Projektes »Sounding Soil« die Lebenswelt unter der Erde selbst zu Gehör.

Zwischendurch sprach Biolandwirt und Landbauschulleiter Martin von Mackensen über die Metamorphose aus biologisch-dynamisch-landwirtschaftlicher Perspektive. Er berichtete vom Phänomen, dass sich, wenn der Samen in der Erde liegt, immer erst die Wurzel ausbilde und ihren Weg nach unten ins Erdreich finde bevor der Sprössling nach oben keime. Fruchtbar werde der Boden durch die Wurzeln der Vergangenheit.

»Bei der Saatzüchtung schauen wir auf die Wurzeln, auf das was unterirdisch geschieht. Denn das ist wichtig für das Saatgut der Zukunft.« Metamorphose bezeichne in der Botanik den Anpassungsprozess einer Pflanze an ihre jeweiligen Umweltbedingungen. Es gehe um die Frage, welchen Veränderungen Wurzeln durch den Klimawandel unterworfen sind und was es aus biologisch-dynamisch-landwirtschaftlicher Perspektive für eine gesunde Pflanzenwurzel brauche. »Unser Ziel ist es, tiefer und schneller wurzelnde Pflanzen zu entwickeln, die besser mit den heutigen Dürreperioden zurechtkommen.«

Metamorphose beschreibe eine Erscheinung, die sich verwandele. »Dies ist eine geheimnisvolle Sache für die es keine Innenwelt braucht. Metamorphose vollzieht sich in jeder Pflanze, was an den Blättern zu sehen ist.« Zu sehen sei dies durch ihre Form, die jedes Mal etwas anders sei. Die äußere Form, die Erscheinung, entstehe erst durch die innere. Oder um es im biodynamischen Vokabular zu sagen: Nichts bleibt wie es ist! Auf dem Dottenfelderhof hatten die Züchter und Landwirte vor 25 Jahren die Fruchtfolge umgestellt. »Seit zehn Jahren wissen wir, dass wir sie wieder umstellen müssen. Die Frage lautet: Was führt uns weiter?«

Ergänzend zur Thematik des Konzerts und den Gedanken des Landwirts darüber, was es für eine gesunde Pflanzenwurzel braucht, hatten die Veranstalter Plakate aufgehängt. Dort standen Fragen zu lesen wie »Fühlst du dich verwandelt? Wo? Wobei? Die Besucher des Gesprächskonzertes hatten Gelegenheit, ihre Antworten zu notieren und sich im Anschluss angeregt miteinander über das überlebenswichtige Thema auszutauschen.

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Martin von Mackensen, Leiter der Landbauschule Dottenfelderhof. © Christine Fauerbach

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