King Kong (2005)

Mit dem 2005er King Kong wird das erste Abenteuer des Riesenaffen nochmal neu verfilmt.

Ein Riesenfan wird Regisseur

Und erneut hieß es warten. Erneut sollten mehrere Jahre vergehen, bis King Kong wieder auf den Kinoleinwänden unterwegs sein sollte. Wobei die Pause, die nach dem 1986er Desaster King Kong lebt ursprünglich nicht so lang dauern sollte.

Denn bereits 1996 gab es einen Versuch, den Riesenaffen wiederzubeleben. Universal Pictures war von der damaligen Arbeit Peter Jacksons so begeistert, dass sie ihm während seiner Arbeiten an seinem Horrorfilm The Frighteners anboten, dass er einen King Kong-Film drehen könnte. Womit sie bei ihm offenen Türen einrannten.

Denn der Regisseur war von Kindheitsbeinen an ein Fan des Affen. Er sah den 1933er Film, als er neun Jahre alt war und weinte, als er sah, wie er tödlich verletzt vom Empire State Building fiel. Als er zwölf war, versuchte er den Film mit einer Super 8 mm Filmkamera nachzudrehen und erschuf dafür auch ein eigenes Modell. Letzten Endes gab er diesen Versuch allerdings aus. Jedoch sollten diese Ereignisse seine Entscheidung prägen, selber Filme zu erschaffen.

Stress vermeiden

Die Rechte an King Kong waren zu der damaligen Zeit verfallen und damit öffentliches Eigentum. So dass Universal keine Klagen seitens RKO-Studios, die einst die Filmrechte besaßen, befürchten mussten. Und Peter Jackson selbst sagte nach einer kleinen Bedenkzeit zu.

Gleichzeitig war der Regisseur aber auch sehr gefragt. Harvey Weinstein mit seinem Miramax Films wollten ihn für die Verfilmung von Tolkiens Herr der Ringe-Romantrilogie haben, derweil 20th Century Fox ihn für ihr geplante Planet der Affen Remake auf dem Regiestuhl sitzen haben wollten. Am Ende entschied sich Peter Jackson gegen letzteres Angebot und da es zu lange dauerte, bis die Filmrechte an Herr der Ringe vorhanden waren, beschloss er mit der Neuverfilmung von King Kong anzufangen. Was Harvey Weinstein allerdings nicht gefiel.

Um Ärger mit Universal und dem damals sehr mächtigen Filmproduzenten zu vermeiden schlug der Regisseur einen Kompromiss vor, laut dem beide Studios die Verfilmung finanzieren würden. Universal sollte die amerikanischen Vertriebsrechte erhalten, Miramax die internationalen. Dem Deal wurde zugestimmt und so machte sich Peter Jackson, der für sich unter anderem künstlerische Kontrolle erbeten hatte, gemeinsam mit seiner Frau Fran Walsh daran, das Drehbuch zu schreiben.

Eine zweite Chance

Doch dann fiel alles auseinander. Noch während Peter Jackson mit den Vorbereitungen beschäftigt war, kriegte Universal Pictures kalte Füße. Sie sahen, dass demnächst viele andere Filme mit Riesenviechern und Affen herauskommen würden und zogen sich zurück. Konkret befürchteten sie, dass der 1998er Godzilla-Film, Mighty Joe Young, sowie das Planet der Affen Remake von Tim Burton dafür sorgen würden, dass das King Kong Projekt untergehen würde, weshalb sie das Vorhaben im Februar 1997 verließen. Für Peter Jackson war dies dann der Anlass, sich um die Herr der Ringe-Verfilmung zu kümmern.

Diese Filme wurden ein Riesenerfolg, weshalb Universal im Jahr 2003 wieder an Peter Jackson herantrat und ihn fragte, ob er immer noch an der Neuverfilmung interessiert sei. Der Regisseur sagte zu und holte die Herr der Ringe-Codrehbuchautorin Philippa Boyens mit hinzu, um das 1996er Skript zu überarbeiten. Außerdem handelte er mit Universal einen Deal aus, dass er ein 175 Millionen US Dollar Budget erhalten würde. Sollte er das überschreiten, würde er eine Strafe zahlen. Des weiteren würde er für 20% der Kinokasseneinnahmen 20 Millionen US Dollar Gehalt als Regisseur, Co-Drehbuchautor und Produzent kriegen. Sein Gehalt teilte er sich mit seinen Mitdrehbuchautoren.

Die Dreharbeiten sollten direkt im Anschluss nach Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs anfangen. Zu diesem Zweck machte ein Großteil der Crew, die bereits an der Filmtrilogie mitgearbeitet hatten, auch bei King Kong mit. Das Drehbuch wurde anschließend komplett neugeschrieben, wozu der Regisseur meinte, dass das alte Skript ein Ergebnis eines überhasteten Versuchs von ihm und seiner Frau sei, überhaupt was zu Papier zu bringen. Für das neue Drehbuch orientierten sie sich an dem alten Film, übernahmen dabei Szenen, die damals der Schere zum Opfer fielen und nahmen des weiteren den 1932er Roman von Delos W. Lovelace als Vorlage.

Alles auf eine Karte, ohne Rücksicht auf Verluste

Für den Cast sollte der Regisseur viele namenhafte Darsteller zusammentrommeln. Die weibliche Hauptrolle sollte Naomi Watts spielen, deren Ann Darrow in diesem Film eine Vaudeville-Künstlerin in Nöten war. Aus dem Seemann Jack Driscoll wurde ein Drehbuchautor, der von Adrien Brody verkörpert wurde. Der Comedian Jack Black übernahm die Rolle des Filmemachers Carl Denham. Für seine Performance orientierte er sich unter anderem an dem legendären Regisseur Orson Welles. Andy Serkis war der MoCap-Darsteller von King Kong. Er orientierte sich an dem Verhalten von Gorillas. Außerdem kriegte er eine Nebenrolle als der Schiffskoch Lumpy. Der deutsche Thomas Kretschmann wurde zum Captain der Venture, derweil Colin Hanks Preston, den neurotischen, aber auch ehrlichen Assisten von Carl Denham darstellen sollte. Jamie Bell wurde zu dem Jungen Jimmy, der auf dem Schiff gefunden wurde und stets auf der Suche nach Abenteuer war. Sein väterlicher Mentor und der erste Offizier des Boots, Benjamin „Ben“ Hayes, wurde Evan Parke. Lobo Chan wurde zu Choy, dem „Hausmeister“ des Schiffes, während Kyle Chandler den Zuschlag zu der Rolle des Schauspielers Bruce Baxter kriegte. Die Figur des Kameramanns Herb erhielt John Sumner und Craig Hall wurde zu Mike, Denhams Soundman für die Reise.

Amerika im Jahr 1933, während der großen Depression: Carl Denham ist ein finanziell angeschlagener Regisseur, der für eine gewagte Produktion bereit ist, alles auf eine Karte zu setzen. Er schafft es, zahlreiche Leute hinters Licht zu führen, sei es sein Drehbuchautor Jack Driscoll oder die sich ebenfalls in finanziellen Nöten befindende Vaudeville-Darstellerin Ann Darrow. Er gibt vor, Singapur anzufahren, doch in Wahrheit ist sein Ziel das sagenumwobene Skull Island.

Als sie schließlich ankommen, müssen sie feststellen, dass das Eiland von primitiven Ureinwohnern bewohnt ist. Diese haben großes Interesse an Ann Darrow und wollen sie ihrem Gott King Kong opfern. Es kommt zum Eklat, woraufhin sich die Crew wieder zurück aufs Schiff begibt. Wo dann Ann heimlich entführt wird und sieht, wer King Kong ist: Ein Riesenaffe!

Die bessere Version

Der 2005er King Kong ist in vielerlei Hinsicht eine bessere Version des 1933er Films. Jener war ein kurzes Filmvergnügen, bei dem vieles nur angerissen wurde und der trotzdem für seine Story und die bahnbrechenden Tricktechniken begeisterte. Peter Jacksons Variante ist knapp über drei Stunden lang und im Grunde ein einziger Liebesbrief an die Ur-Fassung, ohne sich jedoch sklavisch an sie zu halten.

Peter Jackson lässt sich Zeit und nutzt diese auch, um vieles auszubauen oder zu zeigen, was damals unterging. Die Crew des Schiffs kriegt mehr Profil, die Insel mit ihren diversen Kreaturen wird ausführlicher vorgestellt und die Beziehung zwischen King Kong und Ann Darrow wird vertieft. Und am Ende sitzt man da und ist fertig mit der Welt, weil auch hier der Tod des Riesenaffens einen nicht kalt lässt.

King Kong lebt dabei von seinen Darstellern. Allen voran Jack Black bleibt einem im Kopf hängen. Sein Carl Denham ist ein äußerst skrupelloser Mensch, der, je weiter die Handlung im Kinofilm voranschreitet, umso besessener davon ist, einen Erfolg zu drehen. Mit allem was geht beschützt er seine Kamera und wenn jemand stirbt, meint er, dass falls die Produktion ein Erfolg wird, die Familie einen Teil der Einnahmen kriegt. Das ist sein Standardargument, mit dem er immer wieder seine Assistenten überzeugt, weiterzumachen. Er ist ein Egoist und ein gerissener Mensch, bei dem man jedoch nicht das Gefühl hat, dass er ein Antagonist ist. Auch hier sorgt Jack Blacks Performance dafür, dass diese Gefahr nicht aufkommt. Er spielt den Filmemacher mit einer Spur Exzentrik, wie man sie von Orson Welles her kennt.

Sympathien nahezu überall

Auch Ann Darrow gewinnt von Anfang die Sympathien der Zuschauer. Sie ist dieses Mal keine Damsel in Distress, sondern eine Künstlerin in Nöten. Sie ist mit Leib und Seele Vaudeville-Künstlerin und Schauspielerin, die die Arbeiten von Jack Driscoll quasi vergöttert. Ebenso zeigt sie sich als äußerst intelligent, was man vor allem bei ihrem Umgang mit King Kong sieht, als sie sein Herz gewinnt, in dem sie ihm ihre Tricks vorführt.

Die Idee, Jack Driscoll vom Seemann zum Drehbuchautor zu machen, war für die Neuverfilmung von King Kong die genau richtige. Es war eine glaubwürdigere Erklärung dafür, wieso er mit Carl Denham zusammenarbeitete, ebenso, wieso sich dann auch Ann Darrow in ihn verliebte. Die Tatsache, dass Adrien Brody nicht wie ein typischer Held aussieht, sorgte ebenfalls dafür, dass die Rolle funktionierte. Er ist ein Jedermann, der den Willen besaß, über sich hinauszuwachsen und niemand, der von Natur aus ein tougher Kerl war.

Quasi um das zu verdeutlichen, wurde die Rolle des Bruce Baxters eingebaut. Er sieht wie ein typischer maskuliner Actionheld der 1930er Jahre, ist aber in Wahrheit ein selbstverliebter Schnösel, der vergangenem Ruhm nachhängt. Er lässt sich mittreiben und entdeckt nur dann Stärke in sich, wenn, er einen Vorteil für sich darin sieht. Womit er perfekt zu Carl Denham passt.

Jede Menge Anspielungen an das Original

Es sind jede Menge starke Charaktere, die in King Kong auftauchen. Nahezu jede Figur, auch der Schiffskoch erhält Profil und Tiefgang. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass der von Thomas Kretschmann dargestellte Schiffskapitän zwar mit deutschem Akzent spricht. Doch ist er kein Antagonist. Im Gegenteil: Er ist jemand, dem sein Schiff und seine Crew über alles geht und der deshalb auch schwierige Entscheidungen treffen muss. Und dem man anmerkt, dass die vielen Tote, die die Expedition kostet, ihm auf der Seele lasten.

Doch der eigentliche Star ist natürlich King Kong persönlich. Weder in seinen früheren Auftritten, noch in seinen späteren hat er einen so narbenübersäten Körper. Man sieht richtig, wie sehr das Leben auf der Insel ihn körperlich gezeichnet hat, dass er ständig ums Überleben kämpfen muss. Umso interessanter ist es, wie er auf Ann Darrow reagiert, wie er sich in sie verliebt und wie er alles tut, um sie zu retten. Er ist auf sie fixiert, was schließlich auch der Auslöser für den finalen Akt ist. Wo er selbst dann, als er stirbt, alles tut, um sie zu retten. Andy Serkis beweist hier einmal mehr, was für ein großartiger MoCap-Darsteller er ist. Er lässt King Kong wirklich wie einen Affen, wie einen Gorilla, nicht wie einen Menschen in Affengestalt.

Man merkt dem Kinofilm an, dass Peter Jackson ein Fan des ersten Films ist. Überall baut er Anspielungen darauf ein. Sei es die Erwähnung von RKO Productions, die damals den ersten King Kong herausbrachten. Oder, geradezu Meta, wo er filmt, wie eine Szene des allerersten Kinofilms gedreht wird. Leider hat er auch die stereotypische Darstellung der Ureinwohner von der Vorlage übernommen. Sie sind die unzivilisierten Wilden, denen man nur mit Gewalt beikommen kann. Das hätte er besser lösen können. Auch einige Special Effects wirken heute nicht mehr ganz so überzeugend, wobei man völlig schlecht gealterte Spezialeffekte jedoch erst gar nicht zu suchen braucht. Es ist einfach so, dass in einigen Momenten ein kleiner Uncanny Vally-Effekt auftritt, mehr aber auch nicht.

Gelungen

Doch am Ende bleibt ein Kinofilm, der trotz der langen Laufzeit einen jede Minute unterhält. Die Tatsache, dass die Anzahl an mehr Minuten dazu genutzt wird, Charaktere besser auszubauen und die Insel besser zu präsentieren, sorgt mit dafür. Und dann natürlich das herzergreifende Finale, dass einen nicht kalt lässt. Für mich persönlich ist diese Neuverfilmung eine gelungene Neuadaption, die in den Annalen der King Kong-Filme ruhig selbstbewusst Platz neben dem Erstlingsfilm einnehmen kann.

In den Kinos selbst war der Film ein voller Erfolg. Es war deshalb auch eine Fortsetzung angedacht. Doch aus diversen Gründen kam es nicht dazu, weshalb King Kong erst 2017 in Kong: Skull Island“ zurückkehren sollte.

Drehbuch:Fran Walsh, Philippa Boyens, Peter Jackson
Hauptdarsteller:
Naomi Watts, Jack Black, Adrien Brody, Thomas Kretschmann, Colin Hanks, Jamie Bell
Produzent: Jan Blenkin, Carolynne Cunningham, Fran Walsh, Peter Jackson
Regie: Peter Jackson

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