Eines der größten Landtiere Europas lebt mitten in NRW
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Eines der größten Landtiere Europas lebt mitten in NRW

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In NRW lebt Westeuropas einzige frei lebende Wisent-Herde. Die tierischen Giganten vermehren sich seit Jahren. Das sorgt für Ärger.

Köln – Mit einer Höhe von fast zwei Metern, einer Länge von drei Metern und dem Gewicht eines Kleinwagens sind Wisente die Kolosse der Tierwelt in Nordrhein-Westfalen. Kein anderes Landsäugetier in Deutschland übertrifft die europäischen Bisons in Größe und Gewicht. Sie sind die letzten überlebenden Wildrinder in Europa. Eigentlich galten die Wisente längst als ausgestorben, doch im Jahr 2013 kehrten sie durch ein Wiederansiedlungsprojekt im Wittgensteiner Land wieder in die Wildnis zurück. Dort vermehren sie sich eifrig - möglicherweise zu eifrig. Denn die Tiere verursachen immer wieder Probleme und das Projekt steht nun vor dem Scheitern.

Größtes Tier: Einzige frei lebende Wisent-Herde Deutschlands lebt in NRW

Zwei Wisente stehen auf einer Wiese
Wisente sind die größten Tiere in Nordrhein-Westfalen. © Rene Traut/imago

Die einzige frei lebende Wisent-Herde in Deutschland, die ursprünglich aus acht Tieren bestand, wurde in Bad Berleburg bei Siegen angesiedelt. Das Wiederansiedlungsprojekt wurde auf der Grundlage eines Vertrages zwischen dem Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein, dem Kreis Siegen-Wittgenstein und der Bezirksregierung Arnsberg ins Leben gerufen. Das Ziel war es, die bedrohte Art wieder in Nordrhein-Westfalen heimisch zu machen. Die Herde aus den Wittgensteiner Wäldern ist mittlerweile auch ein beliebtes Ausflugsziel geworden, berichtet 24RHEIN. Anfangs wurde das Projekt gefeiert, doch mittlerweile hat die Begeisterung abgenommen.

NameWisente
GattungRinder
GrößeBis zu zwei Meter hoch, drei Meter lang
LebensraumLaub-, Nadel- und Mischwälder
Herdengröße12 bis 20 Tiere

Wisent-Herde sorgt für Ärger – Klagen zwingen Trägerverein in die Insolvenz

Die Wisent-Herde hat sich nämlich von ursprünglich acht auf mittlerweile 40 Tiere vergrößert. Die kräftigen Rinder wanderten durch die Region am Rothaarsteig und verursachten immer wieder Schäden an großen Bäumen. Die Waldbesitzer waren wenig erfreut darüber und zogen teilweise vor Gericht. Sie erwirkten unter anderem ein „Betretungsverbot“ für die Tiere in ihren Wäldern. Laut dem Waldbauernverband war das jedoch wenig hilfreich. Darüber hinaus wurden Schadensersatzforderungen gestellt. Die Kläger forderten jährlich 250.000 Euro - daraufhin meldete der Trägerverein Insolvenz an.

Im Herbst 2022 erklärte der Trägerverein die Tiere für „herrenlos“ und sich selbst somit für nicht mehr zuständig. Der Kreis Siegen-Wittgenstein und das Land NRW reagierten darauf verärgert. Die Kreisverwaltung kündigte die Beendigung des Projektes an – zum Leidwesen der Naturschützer.

Um das Projekt zu retten, suchte ein Runder Tisch unter der Moderation der ehemaligen NRW-Umweltminister Ursula Heinen-Esser (CDU) und Johannes Remmel (Grüne) nach Lösungen. Es gelang jedoch bisher nicht, sowohl den Artenschutz als auch private Interessen in Einklang zu bringen.

Experte warnt vor tödlichen Rangkämpfen der Wisente

Bis ein neuer Träger gefunden ist, soll die Herde auf die ursprünglich geplante Zahl von 25 Wisenten reduziert werden, berichtet der WDR. Statt auf mehr als 40 Quadratkilometern (rund 5.600 Fußballfelder) zwischen Wittgenstein und Sauerland, muss sich die Herde nun auf einer Fläche von umgerechnet 34 Fußballfeldern begnügen.

Die überschüssigen Tiere sollen an andere Projekte abgegeben werden. Doch hier taucht bereits das nächste Problem auf: Niemand möchte die Tiere aufnehmen. Bisher hat sich niemand bereit erklärt, Wisente aus Wittgenstein aufzunehmen, wie der Kreis Siegen-Wittgenstein laut dem Bericht bestätigte.

Für die Verantwortlichen beginnt nun ein Wettlauf gegen die Zeit. Denn je länger die Wisente in dem für sie ungewohnt kleinen Gebiet bleiben, desto wahrscheinlicher werden Konflikte zwischen den Herdentieren. Uwe Lindner, der ehemalige biologische Leiter des Projekts, äußerte gegenüber dem WDR: „Wenn die Wisentkühe im August brünftig werden, wird es Rangkämpfe unter den Jungbullen geben.“ Daher ist schnelles Handeln dringend erforderlich. Doch schnelle Lösungen sind in dem jahrelangen Streit nach aktuellem Stand sehr unwahrscheinlich.

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