Sommerspiele Melk: Spielfeld für eine Familie, die über Leichen geht

Erstellt am 18. Mai 2024 | 11:00
Lesezeit: 3 Min
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Autor Stephan Lack, Doris Bracher vom Freundesverein der Wachau Kultur Melk, Geschäftsführerin Simone Bamberg, Regisseur Sarantos Zervoulakos, Schauspielerin Petra Staduan und künstlerischer Leiter Alexander Hauer (v. l.).
Foto: Wachau Kultur Melk
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„Die Borgias“ erobern diesen Sommer die Wachauarena. Was ein Straßenschild in Valencia und ein überdimensionales Schachbrett mit den diesjährigen Sommerspielen zu tun haben, erfuhren Theaterfans beim Einführungsabend.

Ein Urlaubsfoto der anderen Art: Als Alexander Hauer im Vorjahr durch Valencia spazierte, machte er eine spannende Entdeckung. In der spanischen Großstadt gibt es nämlich die Route der Borgia – die Straße der Borgias. „So bin ich ganz zufällig draufgekommen, dass die Borgias ein spanisches Geschlecht sind“, erzählt der künstlerische Leiter der Sommerspiele Melk.

Die Borgias verbinden wohl die meisten mit Italien: Immerhin wurde dort 1492 Rodrigo Borgia zum Papst Alexander VI. gewählt. Die Geschichte rund um die skandalumwobene Familie, Macht und Intrigen diente schon oft als Vorlage für Film- und Serienproduktionen – nun widmen sich die Melker Sommerspiele den Borgias. Und deshalb zückte Hauer in Valencia vor dem besagten Straßenschild sein Handy – und wenige Sekunden später landete der Schnappschuss bei Stephan Lack. Der Empfänger des Fotos ist der Autor des diesjährigen Schauspiels.

Ein „Renaissance-Thriller“

„Als Titel war 'Die Straße der Borgias' nicht passend, also haben wir weiter überlegt“, erzählt Hauer. Ein spannendes Werk braucht einen spannenden Namen, das lag auf der Hand. Inspiriert von Streaming-Hits wie „Game of Thrones“ oder „House of Cards“ entschied man sich für „Die Borgias – Spiel der Macht“. Diese – und viele weitere Anekdoten – teilte Hauer am vergangenen Mittwoch mit dem Publikum in der Tischlerei Melk. Denn beim Einführungsabend gab es einen ersten Vorgeschmack auf den „Renaissance-Thriller“, der am Mittwoch, 12. Juni, in der Wachauarena Premiere feiert.

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Gaben beim Einführungsabend einen ersten Vorgeschmack auf die diesjährigen Sommerspiele: Stephan Lack, Petra Staduan, Sarantos Zervoulakos und Alexander Hauer (von links).
Foto: Wachau Kultur Melk

Hauer wollte wissen, wie Lack sich dem Thema näherte: Immerhin spielt die Geschichte der Borgias in einer Zeit, in der sich alles überwirft. Die Erfindung des Buchdrucks macht erstmals Massenkommunikation – aber auch Fake News – möglich, mit dem Humanismus rückt der Mensch in den Mittelpunkt.

„Die Themenvielfalt ist gigantisch“, pflichtete der Autor bei – aber er sei jemand, der auch bei historischen Stoffen „keine Berührungsängste“ habe. Er entschied sich schlussendlich dafür, mit diesem riesigen Themenkomplex „spielerisch“ umzugehen – ein Kopfnicken in Richtung Untertitel. So habe er etwa Figuren dazu erfunden, damit sich die Geschichte auch auf der Bühne erzählen lässt.

Eine Figur, die Lack nicht erfunden hat, ist Lucrezia Borgia. In die Rolle der unehelichen Tochter des späteren Papstes wird in Melk Petra Staduan schlüpfen. Neben ihr auf dem roten Bühnen-Sofa nahm beim Einführungsabend Regisseur Sarantos Zervoulakos Platz.

Ein riesiger Baukasten mit Schachbrett-Boden

Neben einem inhaltlichen „Teaser“ waren beim Einführungsabend freilich auch Bühne und Kostüme ein Thema. So wird das Bühnenbild eine Art riesiger Baukasten, der sich aus Elementen verschiedener Epochen der Architektur und einem überdimensionalen Schachbrett als Boden zusammensetzt – ein weiteres Nicken in Richtung des Titels. Auch dieses Jahr sind Schülerinnen und Schüler der Landesberufsschule Pöchlarn beim Bau des Bühnenbilds involviert.

Die Proben für „die Borgias“ haben bereits gestartet, ebenso diese Woche für die Musikrevue „Simply the Best – In der Schickeria“, in der es auch um Macht, Familienbanden und Vetternwirtschaft gehen wird.

Worum es den Borgias geht, das wollte Hauer noch beim Einführungsabend von seinen Gästen auf der Bühne wissen. „Geschichtemachen“, antwortete Regisseur Zervoulakos, Schauspielerin Staduan meinte: „Unsterblichsein.“ „Nachruhm“, sagte Autor Lack – und nach einer kurzen Pause ergänzte er: „Und um Geld.“

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Berthold Obermüller ist Direktor der LBS Pöchlarn (3. v. l.). Im Bild mit Stephan Lack, Petra Staduan und Alexander Hauer.
Foto: Wachau Kultur Melk