Bei jedem aufblühenden Kräutlein - Buddenbohm & Söhne

Bei jedem aufblühenden Kräutlein

Für den Freundeskreis Künstliche Intelligenz, oder wie man diese Tools so nennt, hier ein längerer Text von Edward Zitron, in dem es im ersten Teil interessante Informationen zu Sora gibt, dem Video-Tool, das neulich überall bejubelt und herumgereicht wurde. Das fand ich interessant und, wie man in meiner Brotberufbranche begeistert sagen würde, voller Insights. Ein allerdings arg überstrapazierter Begriff.

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Während ich mit der Herzdame am Sonntagnachmittag auf der Hollywoodschaukel im Garten sitze und Käsekuchen esse, schwirrt über uns etwas in wellenartiger Flugbahn durchs Blickfeld und verschwindet im Geäst des Weißdornbaums. Sekundenkurz nur ist es zu sehen, ein Etwas mit rötlichem Schimmer. Es ist damit allerdings vollbracht, ich habe ihn tatsächlich gesehen, den Gimpel, den Dompfaff, den Blutfink. Wobei mir die letzte Bezeichnung nicht geläufig war, aber der Wikipedia. Ich habe ihn jedenfalls erkannt, ich habe ihn ertappt und abgehakt, das wochenlange Versteckspiel ist durch.

Nächste Runde: Jetzt der Mönchsgrasmücke auflauern.

Kurz darauf hört die Merlin-App auch noch Mauersegler über uns, damit bin ich jetzt bei 29 Vögeln auf der Life-List. Immerhin! Die 50 wirkt allmählich erreichbar, wenn auch vielleicht nicht in der Stadtmitte. Man müsste einmal einen Ausflug machen, an die Küste oder in einen Wald oder so, das soll es alles in der Nähe geben.

Die Herzdame und ich sitzen im fast schon zu heißen Sonnenschein, wir trinken Kaffee, wir essen Käsekuchen vom Bäcker. Wir schaukeln dezent, wir befinden und bewerten Temperatur, Windstärke und Sonnenintensität, auch das Rasenwachstum bei uns und bei den Nachbarn. Was man auf diesem Gartenmöbelstück eben zu tun hat, man sollte immer alle Aufgaben ernst nehmen. Aus der Herzdame perlen danach weitere Projektideen, und wie kreativ sie dabei wird. Aus jedem Blick ins umgebende Grün wird eine vielleicht demnächst schon umzusetzende Vorstellung.

Ich halte mich zurück, ihr nicht den Unterschied zwischen einem Garten und einem Bauspielplatz zu erklären, denn es gibt ja keinen, aus ihrer Sicht. Und wer weiß, ob ich diese Phase nicht auch einmal wieder habe, vielleicht bald schon. Phasen kommen und gehen, man kann vor sich selbst kaum sicher sein.

Unter den Aronien flammt es rot auf, fällt uns zwischen zwei Schlucken Kaffee auf, der erste Mohn blüht dort. Sie kommt mir früh vor, diese Blütezeit, aber das ist nur ein Gefühl, durch keinerlei Recherche abgesichert. Ich sehe erst später nach, die Blütezeit passt in den Mai.

Bei allen Naturerscheinungen muss man sich jetzt die Frage stellen, ob das eigentlich richtig so ist und noch in der klassischen Ordnung, oder ob es längst ein Zeichen für den Klimawandel und gewaltige Änderungen ist, für das große Drama.

Bei jedem aufblühenden Kräutlein ist das zu fragen, bei jedem krank aussehenden Baum oder Busch, bei jedem womöglich aus dem Süden zugewanderten Insekt vor den Fenstern in der Laube, bei jeder seltsam gemusterten Spinne.

Und längst nicht alle dieser Fragen kann man aus dem Stand beantworten. Wir wissen vermutlich fast alle viel zu wenig, was das angeht. Aber es passt in die Zeit, jetzt dazuzulernen.

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