Für mehr Toleranz - Tag gegen Homophobie - 3sat-Mediathek

Kultur

"Kulturzeit" vom 17.05.2024: Für mehr Toleranz - Tag gegen Homophobie

Die Themen der Sendung: Nemo kämpft für non-binäre Menschen in der Schweiz, Idahobit - Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie - Gespräch mit Brix Schaumburg, Lilo Wanders Stiftung "Come Out!", Theater Jena und die "Hundekot-Attacke".

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 17.05.2025

Die Themen der Sendung:

Schweizer ESC-Star Nemo: "Ich setze mich ganz klar für einen dritten Geshlechtseintrag ein"

Nemo - angetreten für die Schweiz beim ESC in Malmö - überzeugte alle und gewann die Trophäe. "Ich bin sehr froh, dass ich das Selbstvertrauen hatte zu sagen: Das ist das richtige. Und es ist der richtige Moment", sagt Nemo. "I broke the code" singt Nemo – und erzählt von sich selbst. Es ist die Geschichte eines Menschen, der sich in den Kategorien Mann/Frau nicht wiederfindet. Dieser Auftritt hat nicht-binäre Menschen sichtbar gemacht. Die Schweiz hat einen Star geboren – mit durchaus politischer Strahlkraft. Wer ist dieser Mensch, der sich nicht festlegt und auch musikalisch mit allen Genres tanzt? Mit neun Jahren ist Nemo der Papageno in der Zauberflöte im Stadttheater. Mit 13 gibt's eine Hauptrolle im Udo-Jürgens-Musical, und mit 14 ist Nemo dann schon Mundart-Rapper. Nemo macht Pop, Jazz, Indie-Songs. Der große Erfolg in der Heimat kommt schnell. Fast zu schnell. Denn um wirklich bei sich selbst anzukommen, braucht Nemo viel Zeit und Raum für sich. In Berlin geling es Nemo, sich neu zu definieren. In geschützter Umgebung wird klar, dass Nemo sich nicht mehr mit dem männlichen Pronomen identifiziert. Mit dem weiblichen auch nicht. Und dann, 2023, ein Neubeginn. Nemo betritt mit dem Song "This Body" als nicht-binäre Person die Öffentlichkeit. "Bei diesem Prozess kamen viele Gefühle auf, die mit Scham zu tun hatten", sagt Nemo. Aber ab dem Moment, wo ich sie überwunden habe, und mich wohlgefühlt habe und gesagt: Ich bin genau richtig wie ich bin. Da kam eine riesige Freude auf. Und dann machte alles plötzlich Sinn."

Die Freude und das neue Selbstbewusstsein sollten kurze Zeit später in "The Code" einfließen. Mit dem Song rockt Nemo nun die ganz große Bühne. "Wir haben so viel Support bekommen, von so vielen Ländern, wo die Leute vielleicht nicht so viel Verständnis haben für nonbinäre Menschen", sagt Nemo. "Das hat mich an meisten gefreut, Länder zu sehen, die Freude haben, jemanden zu sehen, der sich selber ist auf der Bühne. Bedingungslos. Das gibt mir sehr viel Hoffnung – auch für die Zukunft. Die Schweiz jedenfalls ist im Nemo-Fieber. Für nicht-binäre Menschen macht das Hoffnung auf juristische Anerkennung. Anders als Deutschland und Österreich kennt die Schweiz keine dritte Option als Geschlechtseintrag. 2022 hat die Regierung dies abgelehnt. Unter anderem, weil keine öffentliche Debatte geführt worden sei. "Ich setze mich ganz klar für einen dritten Geshlechtseintrag ein", sagt Nemo. "Ich finde es wichtig, dass das möglich ist in der Schweiz. Ich werde das einfach so lange sagen, bis es passiert und mich dafür einsetzen." Mit Nemos Triumph ist die Debatte definitiv angekommen - und mal sehen: Vielleicht bewegen Nemos Gesänge die Gesellschaft in die Richtung, einen Schritt zu tun. In Nemos Sinne den Code zu knacken und das starre Modell der Zweigeschlechtlichkeit zu durchbrechen.

Schauspieler Brix Schaumburg im Gespräch

Der 17. Mai ist der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie, kurz Idahobit. Aus diesem Anlass sprechen wir mit dem Schauspieler Brix Schaumburg. Er ist mit einem weiblichen Körper auf die Welt gekommen und lebt heute als Mann. Brix Schaumburg gilt als erster offiziell geouteter Transschauspieler Deutschlands und engagiert sich seit Jahren für die queere Community. So hat er in verschiedenen Städten schon unterschiedlichste Events organisiert, von Filmvorstellungen, Spinning-Stunden im Fitnessstudio, über Karaokenächte, bis zu Kaffee und Kuchen, um für ein Miteinander zu sorgen. 2023 radelte er einen Monat lang 3000 Kilometer, um Aufmerksamkeit für die queere Community zu schaffen, Unterstützer zu treffen und Gelder für verschiedene queere Organisationen und Initiativen zu sammeln. Wir sprechen mit Brix Schaumburg über die Situation queerer Menschen in den 3sat-Ländern.

Lilo Wanders Stiftung "Come Out!"

Wie ergeht es jungen queeren Menschen 2024? Travestiestar Lilo Wanders will mit der Stiftung "Come Out!" für mehr Sichtbarkeit der LGBTQI-Szene sorgen und geschützte Räume zum Austausch bieten. Ausgrenzung und Diskriminierung, oft auch Gewalt, sind für viele Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle auch 2024 alltäglich. Die insgesamt gestiegene Akzeptanz ist nur ein Teil der Wahrheit und sehr abhängig davon, in welchem Umfeld man sich bewegt und wie sichtbar man seine Sexualität auslebt. "Schwul" oder "Transe" sind weiterhin beliebte Schimpfworte, nicht nur auf Schulhöfen. Junge Lesben erleben häufig Sexualisierungen. Die Unsicherheit und Angst vor dem Comig-Out ist nach wie vor groß, denn niemand ist sicher, wie Familie, Freunde und das soziale Umfeld reagieren. Rückzug, Isolation, Selbstzweifel und Angst belasten junge queere Menschen und hindern sie daran, sich frei zu entfalten. Queere Gruppen, die sich im geschützten Rahmen treffen, bieten Entlastung und die Chance auf Austausch mit Gleichgesinnten. Doch diese Räume müssen organisiert, gepflegt und finanziert werden. Aus diesem Grund hat der bekannte Travestiekünstler Ernie Reinhardt alias Lilo Wanders die Stiftung "Come Out!" gegründet, mit dem Ziel, junge queere Menschen zu stärken und ihnen Mut zu machen, sich für mehr Sichtbarkeit von Vielfalt in gesellschaftlichen und sozial relevanten Fragen einzubringen. Prominenter Unterstützer ist der ZDF-Moderator Eric Mayer.

3sat-Preis für das Theater Jena und die "Hundekot-Attacke"

Ein Hund, ein Künstler und eine Scheiß-Aktion: 2023 schmierte der Ballettchef der Staatsoper Hannover, Marco Goecke, einer Kritikerin den Kot seines Dackels ins Gesicht. Denn sie hatte einige seiner Werke heftig kritisiert. Der Skandal darum wurde zur Inspiration für das Theaterhaus Jena. In Jena leitet ein Kollektiv das Theater: Darstellende, Regie, Dramaturgie - alle haben an dem Text "Die Hundekot-Attacke" mitgeschrieben. In Form eines komplexen wie überaus unterhaltsamen Mailverkehrs. "Die Hundekot-Attacke" wurde als eine der zehn bemerkenswertesten Inszenierungen des letzten Jahres zum Theatertreffen in Berlin eingeladen und wird dort mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet. Wir haben das Theater-Kollektiv zu Hause in Jena besucht.

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