André Simonazzi gestorben: Sein Amt stand für ihn immer im Fokus - 20 Minuten

André Simonazzi gestorben: Sein Amt stand für ihn immer im Fokus

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Vizekanzler ist totVater Simonazzi schützte seine Familie und gab alles für den Job

Der Tod von Bundesratssprecher André Simonazzi im Alter von 55 Jahren erschüttert die Schweiz. Der Walliser lebte für seinen Job – und stellte nie sich, sondern stets das Interesse des Bundesrats und des Landes in den Mittelpunkt.

Darum gehts

  • Der Tod von Bundesratssprecher und Vizekanzler André Simonazzi bewegt die politische Schweiz.

  • Der Walliser war in Bundesbern eine Institution, die von allen Seiten respektiert wurde, selbst wenn er bei manchen aneckte.

  • Über sein Privatleben plauderte Simonazzi kaum und schützte seine Familie – im Zentrum stand stets das Interesse der Landesregierung.

Bundesbern steht unter Schock. Die Nachricht vom Tod von Bundesratssprecher André Simonazzi bewegt nicht nur Politiker, Bundesräte und Journalisten – denn mit dem 55-jährigen Walliser ist eine Institution für immer von der Bildfläche verschwunden.

Seit über 15 Jahren führte André Simonazzi die Medienkonferenzen der Landesregierung – insgesamt 18 Bundesratsmitglieder betreute er.

Seit über 15 Jahren führte André Simonazzi die Medienkonferenzen der Landesregierung – insgesamt 18 Bundesratsmitglieder betreute er.

imago/Manuel Winterberger

Seit 15 Jahren führte Simonazzi durch die Pressekonferenzen aller Bundesräte – insgesamt 18 Regierungsmitglieder hat er seit 2009 begleitet und beraten. Der grösste Teil seiner Arbeit fand aber hinter den Kulissen statt. Er begleitete die Bundesratssitzungen, stand in Kontakt mit den Medien und war Dreh- und Angelpunkt für die Kommunikation der offiziellen Schweiz.

Corona-Pandemie macht Simonazzi landesweit bekannt

Im Zuge der Corona-Pandemie wurde Simonazzi urplötzlich zu einem national bekannten Gesicht, als das ganze Land gebannt die Pressekonferenzen des damaligen Gesundheitsministers Alain Berset zu Lockdowns, Lockerungen und Impfstrategie verfolgte.

Simonazzi kommunizierte gerne via Twitter, wo er spätestens durch die Pandemie Zehntausende von Followern gewann.

Simonazzi kommunizierte gerne via Twitter, wo er spätestens durch die Pandemie Zehntausende von Followern gewann.

Screenshot X

Auf seinem bevorzugten Kommunikationskanal X, vormals Twitter, brachte es der «@BR_Sprecher» auf über 55’000 Followerinnen und Follower. Das ist mehr als jeder amtierende Bundesrat vorweisen kann. Die meisten seiner Nachrichten waren offizielle Mitteilungen der Landesregierung.

Die Medienkonferenzen von Gesundheitsminister Alain Berset machten auch Simonazzi zu einem schweizweit bekannten Gesicht.

Die Medienkonferenzen von Gesundheitsminister Alain Berset machten auch Simonazzi zu einem schweizweit bekannten Gesicht.

20min/Simon Glauser

Gefiel ihm aber die Meinung einer Journalistin nicht, konnte er auch mal leicht gereizt antworten. Simonazzi führte sein Amt ganz im Sinne des Bundesrats – damit machte er sich vor allem unter Medienschaffenden natürlich nicht nur Freunde. Dennoch war der Romand eine respektierte Institution – der Präsident der Bundeshausjournalisten zeigte sich tief bestürzt über die Nachricht.

Chef der Bundeshausjournalisten zollt Simonazzi Tribut

«Vielleicht gerade die kritischsten Geister werden ihn am meisten vermissen: einen Bundesratssprecher mit Ecken und Kanten, mit einer eigenen Haltung und einem feinen Gespür für die Menschen», so NZZ-Journalist Georg Häsler.

Und weiter: «Simonazzi wusste sich im entscheidenden Moment zurückzunehmen: Wenn die Eitelkeiten der Medienschaffenden auf den Führungsanspruch der Bundesräte prallten, fand er die richtigen Worte, um einen Eklat vor den Augen der Öffentlichkeit abzuwenden», sagt der Medienmann.

Sein Privatleben blieb immer privat

Er absolvierte das Gymnasium des Kollegiums St-Maurice, studierte im Anschluss Internationale Beziehungen an der Universität Genf, welches er 1992 mit dem Lizenziat beendete.

Im Anschluss war er journalistisch tätig und arbeitete etwa für die Walliser Zeitung «Le Nouvelliste», danach wechselte er als Pressesprecher für Caritas in die Kommunikation. 2004 übernahm er unter SP-Bundesrat Moritz Leuenberger die Leitung der UVEK-Kommunikation, bevor er 2009 als Nachfolger von Oswald Sigg Bundesratssprecher und Vizekanzler wurde.

Bundesrattsprecher André Simonazzi hielt sein Privatleben stets privat – im Fokus stand seine Rolle im Namen der Schweiz.

Bundesrattsprecher André Simonazzi hielt sein Privatleben stets privat – im Fokus stand seine Rolle im Namen der Schweiz.

IMAGO/Andreas Haas

Wer öfters in der Bundesgasse unterwegs ist, weiss, dass Simonazzi frühmorgens gerne in leuchtender Töff-Montur in Bern ankam. Zum Privatleben Simonazzis ist ansonsten nicht viel bekannt. Er war verheiratet und hat drei Kinder, er schützte seine Familie aber vor der Öffentlichkeit und stellte nie sich, sondern sein Amt in den Vordergrund. Simonazzi sprach drei Landessprachen fliessend, was ihm unter den ebenfalls mehrsprachigen Bundeshausmedien Respekt verschaffte.

Und so geht für viele Menschen, die in den letzten 20 Jahren im und ums Bundeshaus gearbeitet haben, eine Respektsperson verloren. Politisch war Simonazzi in der SP zu Hause, doch seine Präferenzen liess er nicht durchblicken. Das zeigen auch die Reaktionen von Präsidenten anderer Parteien.

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